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Zum zwanzigsten Todestag von Andy Hug

Der Samurai in Action

Er war wohl der grösste Kampfsportler, den die Schweiz je hatte, ein Ausnahmetalent. Mit seiner überragenden Beweglichkeit, seiner überraschenden Taktik, seiner brillianten Technik, seiner mentalen Stärke und seinem professionellen Auftreten gewann Hug eine zahlreiche Anhängerschaft. Mit seinem Wechsel von Kyokushinkai- zu Seidokai-Karate und danach ins K-1, vollendete Andy Hug die Entwicklung zum professionellen Kämpfer. Doch Andy Hug musste einen Umweg nehmen, um im eigenen Land etwas zu gelten. Von Japan aus, wo er bereits ein Star war, eroberte «der Samurai mit den blauen Augen» die Herzen auch in der Heimat. Inzwischen ist es 20 Jahre her, seit seinem überraschenden Tod.

Der berühmte Andy Kick

Andy Hug wuchs zusammen mit seinem Bruder und seiner Schwester bei seinen Grosseltern in Wohlen auf. Seinen Vater, einen Fremdenlegionär im Dienste Frankreichs, hat er nie gesehen, er starb unter mysteriösen Umständen in Thailand. Hugs Mutter musste arbeiten und gab die Kinder bei ihren Eltern im Aargau ab, wo Andy in einfachen Verhältnissen aufwuchs. Andys Grossvater war Maurer und starb noch während der Schulzeit des Jungen. Als Sechsjähriger fing er mit Fussballspielen an und wurde später sogar in die Schweizer U-16-Auswahl aufgenommen. Mit elf Jahren entdeckte er das Karate. 1978 war er bereits Schweizermeister seiner Kategorie und hatte zahlreiche Turniere gewonnen. Aus finanziellen Gründen musste er sich zwischen Fussball und Karate entscheiden und kam mit 16 Jahren in die Nationalmannschaft des Vollkontakt-Karate. 1981 gründete er einen eigenen Karate-Club in Bremgarten.

Seinen ersten internationalen Erfolg verbuchte Andy 1981 an der niederländischen Meisterschaft im Kyokushinkai. 1983 belegte er am Europacup im ungarischen Budapest den ersten Rang. 1984 nahm er erstmals an der Weltmeisterschaft in Tokio teil und gelangte bis zur vierten Runde, worauf er von Shokei Matsui geschlagen wurde. 1985 gewann er die dritte Europameisterschaft in Barcelona, bestritt 1987 seine zweite Weltmeisterschaft in Tokio und schaffte es zur allgemeinen Überraschung als erster Nichtjapaner bis ins Finale, worauf er wiederum gegen Shokei Matsui verlor. Nachdem er 1989 nochmals eine Europameisterschaft gewonnen hatte, nahm er 1991 zum dritten und letzten Mal an der Weltmeisterschaft teil und verlor in der dritten Runde nach einem umstrittenen Entscheid gegen den Brasilianer Francisco Filho. Nach einem Sieg am Seido Kaikan-Weltcup 1992 und einer Silbermedaille im Folgejahr wechselte Hug zu K-1, gewann im November 1993 in der ersten Runde durch Knockout und besiegte Branko Cikati im März 1994. Einen Monat später begann Hug den K-1 Grand Prix ’94 als Favorit, verlor jedoch gegen den Amerikaner Patrick Smith in der ersten Runde des Viertelfinales. Im Dezember 1994 siegte er jedoch an der Weltmeisterschaft der Universal Kickboxing Federation gegen Rob von Esdonk. In der Qualifikationsrunde für den K-1 Grand Prix ’95 unterlag er gegen den Südafrikaner Mike Bernardo, konnte sich aber im nächsten Jahr am K-1 Grand Prix ’96 revanchieren und errang im Finale gegen Bernardo einen spektakulären Sieg. Noch zweimal, 1997 und 1998, erreichte er das Finale der K-1-Weltmeisterschaft und wurde dreimal Weltmeister im Thaiboxen des Verbandes WKA.

Der Samurai in Action

Überraschend kam am 17. August 2000 die Nachricht, dass Andy Hug an Leukämie erkrankt sei. Nur wenige Tage später, am 23. August fiel er ins Koma und verstarb am darauf folgenden Tag im Alter von 35 Jahren. An seinem Begräbnis in Kyoto am 27. August nahmen Hunderte von Personen teil, darunter weltberühmte japanische und ausländische K-1-Kämpfer sowie der Schweizer Bundespräsident Adolf Ogi.

Andy Hug spielte auch eine wichtige Rolle im Leben von Xhavit Bajrami, Gründer der Kampfsportschule Bajrami, eines der grössten Martial Arts Dojos in der Zentralschweiz und Schüler von Andy Hug. «Er war Trainer, Mentor, Coach und vor allem ein sehr guter Freund. Vieles was ich heute bin und was ich erreicht habe ist zum Teil Dank Andy Hug», so Xhavit Bajrami. Bajrami, 1991 als Flüchtlingskind aus dem Kosovo zu seinem Vater nach Littau ausgewandert, ging an die Kanti in Luzern und lernte dort als Jugendlicher Andy Hug kennen. 1996 folgte er seinem Idol nach Japan. «Andy hat sehr viel in mich investiert.» Andy brachte Xhavit bei was es heisst zu kämpfen und an sich zu glauben. 2009 wurde Bajrami Profi-Weltmeister nach Version ISKA.

Die Kampfsport Schule Bajrami wird nebst Xhavit auch von seinem jüngeren Bruder Tefik geleitet, welcher seine Kampfsportkarriere auch mit Karate begann, später dann aber ins Boxen wechselte, wo er im Cruisergewicht nach Version WBU Weltmeister wurde.

Wer heute auf den Spuren von Andy Hug trainieren möchte, ist bei den Brüdern Bajrami in Luzern richtig.

www.bajrami.ch

In Japan ein Star, bevor er Anerkennung in der Schweiz fand


Boxweltmeister Tefik Bajrami als Trainer in der Kampfsportschule BAJRAMI in Luzern


Thaibox-Weltmeister Xhavit Bajrami beim Training


Roland Gut, Andy Hug, Roger Gestach bei einem gemeinsam Training in Sursee


Xhavit Bajrami der erfolgreiche Schüler von Andy Hug


Karate-Kämpfer Andy Hug