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Volle Kraft voraus: Migros Zürich weiter auf Wachstumskurs

Die Migros Zürich ist von den 10 Genossenschaften die am stärksten vertretene Genossenschaft im Fitnessbereich. Zur Migros Zürich zählen 7 Fitnessparks in und um Zürich sowie das Tochterunternehmen Activ Fitness. Activ Fitness ist die grösste Fitnesskette der Schweiz und betreibt knapp 70 Anlagen im Grossraum Zürich, aber auch in der Westschweiz und im Tessin.

Neu hat die Migros Zürich die 15 MFIT-Studios der Migros Ostschweiz und den Fitnesspark Winterthur «Banane» übernommen. Die Migros Zürich ist im Fitnessmarkt auch in Deutschland vertreten, unter dem Namen ACISO betreibt sie 7 Elements Fitness- und Wellnessanlagen und berät Fitnessunternehmen europaweit. Der Mann hinter all dem ist René Kalt. Er ist seit über 24 Jahren bei der Migros Genossenschaft Zürich tätig. Dort ist er der Direktionsleiter der Freizeitanlagen und Geschäftsführer der ACISO GmbH.

Roger Gestach sprach mit René Kalt.

RG: René, herzliche Gratulation für den Kauf von MFIT. Es wurde schon seit längerem spekuliert, dass MFIT von Activ Fitness übernommen wird, somit erstaunt dieser Deal nicht. Was aber erstaunt, ist dass ihr komplett alle MFIT-Studios übernehmt, zudem noch den Fitnesspark in Winterthur. Wie ist es dazu gekommen?

RK: Die Genossenschaft Migros Ostschweiz hat sich im Rahmen eines internen Optimierungsprozesses entschieden, sich auf ihre Kernkompetenzen zu fokussieren. In diesem Zusammenhang kamen die MFIT Studios und der Fitnesspark Winterthur auf den Markt. Die gute Zusammenarbeit der vergangenen Jahre, MIGROS als gemeinsamer Absender und die örtliche Nähe haben sicherlich geholfen, dass wir als Käufer bevorzugt wurden.

RG: Wie ist die Übernahme von MFIT bei den betroffenen Mitarbeitenden aufgenommen worden?

RK: Die Gespräche mit den Mitarbeitenden verliefen grundsätzlich sehr positiv. Sicherlich war es für viele Mitarbeitende eine Erleichterung, dass sie in der Migros Gruppe verbleiben.

RG: Mit der Übernahme der 15 MFIT-Studios in der Ostschweiz baut Activ Fitness die Führung als grösste Fitnesskette der Schweiz weiter aus. Welche zukünftigen Wachstumspläne habt ihr mit Activ Fitness noch?

RK: Der Tatsache geschuldet, dass Fitnesstraining mehr und mehr an Bedeutung gewinnt und einen hoch effizienten Beitrag zur persönlichen Gesundheit leistet, gehen wir von einem natürlichen Wachstum im Markt aus. Wenn man zudem die Reaktionsquote der führenden europäischen Länder, die gemäss European Health & Fitness Market Report 2019 mit Norwegen (21,4%), Schweden (21,6%) oder Dänemark (18,6%) deutlich über der Schweiz liegen (13,4%), gibt es noch ein deutliches Potential nach oben. Hätte die Schweiz 18 Prozent Reaktionsquote, bei durchschnittlich 971 Mitgliedern pro Studio (gemäss European Health & Fitness Market Report 2019), hätten wir noch ein Studiopotential von über 400 Studios. Daher, um Deine Frage kurz und knapp zu beantworten, ja, wir haben noch Wachstumspläne.

RG: Nun gehört auch der Fitnesspark «Banane» in Winterthur zu Euch. Wie zufrieden bist Du, dass dieser nun zur Genossenschaft Migros Zürich gehört und somit in Euren Centerverbund aufgenommen werden kann?

RK: Ja, ich bin glücklich. Einerseits weil die Studios und Mitarbeitenden in der Migros-Welt bleiben und andererseits, weil in der Wahrnehmung unserer Mitglieder Winterthur Teil des Zürcher Verbunds ist. Auch aus Kundensicht ist es ein deutlicher Mehrwert, da viele unserer Kunden zwischen Winterthur und Zürich pendeln und sie jetzt von 8 Fitnessparks im Kanton Zürich profitieren.

RG: Ihr schliesst in Zürich den Fitnesspark Münstergasse und eröffnet anderseits den Fitnesspark Stadelhofen. Weshalb dieser Wechsel und wieso verzichtet Ihr auf das Hamam?

RK: Bellevue und Stadelhofen gehören zu den höchst frequentierten Orten in Zürich, ein echter Hotspot. Die Chance, in unmittelbarer Nähe ein Fitnesspark zu bauen, wollten wir nicht an uns vorbeiziehen lassen. Für den Kunden erzielen wir mit diesem Schritt eine noch höhere Convenience und Nähe. Auch die Tatsache, dass das Mietverhältnis an der Münstergasse 2020 endet, war Anlass sich standorttechnisch neu zu orientieren. Als Hamam-Pioniere haben wir vor fast 20 Jahren das erste Hamam in Zürich eröffnet. Der grosse Erfolg, den wir mit dem Hamam feiern durften, hat auch viele Nachahmer hervorgerufen. Mittlerweile gibt es diverse Anbieter mit vergleichbaren Angeboten. Schliesslich wollen wir uns auch verstärkt auf unsere Kernkompetenz Fitnesstraining fokussieren.

RG: Auf dem ACISO-Kongress in Kassel wurde präsentiert, dass die 7 Elements-Center in Deutschland die Marke von 25’000 Mitglieder überschritten haben, was im Schnitt 3’500 Mitglieder pro Center entspricht und daher doch eine beeindruckende Zahl ist. In unserem letzten Gespräch hattest Du gesagt, dass Ihr Euch bei Elements noch immer in der Konsolidierungsphase befindet. Habt Ihr diese nun abgeschlossen und seid Ihr an der Planung von neuen Standorten in Deutschland?

RK: ACISO, die neu geschaffene Unternehmung, entstand durch die Fusion von Inline GmbH, Greinwalder & Partner GmbH und Migros Freizeit Deutschland GmbH (ELEMENTS). Dieses neue Unternehmen muss jetzt seine strategische Ausrichtung definieren. Diese wird aktuell erarbeitet und wird auch eine Antwort auf Deine Frage geben.

RG: Eben erst fand ja der ACISO-Kongress in Kassel statt, wo Ihr 1‘050 Besucher hattet. Wie fandest Du diese «erste» Ausgabe seit der Fusion von Inline und Greinwalder? Was waren für Dich die Highlights?

RK: Mein Highlight war, dass sich das Unternehmen, formiert aus drei Einzelunternehmen, als starke Gemeinschaft präsentiert hat. Die Vielseitigkeit der Referate, die Convention und die Präsentation unserer Partner haben hervorragend zusammengespielt und hohe Professionalität ausgestrahlt. Es war ein klares Zeichen an die Branche, dass das Unternehmen ACISO die Führungsrolle eingenommen hat und weiter ausbauen wird. Themen werden hier gesetzt und ausgefüllt. Auch war unter den Teilnehmenden grosse  Zuversicht spürbar und wir erhielten durchwegs sehr positive Rückmeldungen.

RG: Seit der Fusion zu ACISO sind nun 300 Tage vergangen. Wie zufrieden bist Du über den Fortschritt der geplanten Verschmelzung der beiden Unternehmen?

RK: Die Zusammenführung der Mitarbeitenden, die unterschiedlichen Kulturen, die Produkte, die Prozesse und Leistungen aber auch die örtliche Zusammenführung konnte in Rekordzeit bewältigt werden. Dies hat die neue Unternehmung in den letzten Monaten intensiv beschäftigt und gefordert. Die neu formierte Unternehmung verfügt über grosses Wissen, ein herausragendes Produktportfolio und erfolgreiche Dienstleistungen, mit denen sie den Herausforderungen des Marktes bestens begegnen kann. Wir haben jetzt ein historisches Momentum und wir können die Fitnessbranche massgeblich gestalten. Sie steht als Wegweiser für einen gesunden Lebenswandel und für täglich besser leben.

RG: Da nun Activ Fitness der grösste Fitnessanbieter der Schweiz ist und alle drei Landesteile abdeckt, wäre es da nicht an der Zeit, die ganzen unterschiedlichen Fitnessformate der Migros unter einen Hut zu bringen, sprich zu konsolidieren?

RK: Die Migros ist genossenschaftlich organisiert und daher bestehen Genossenschaftsgrenzen, die wir selbstverständlich respektieren. Trotzdem prüfen wir in individuellen Gesprächen laufend mögliche Zusammenarbeiten.

RG: Ganz herzlichen Dank für das Interview.