Fabian Ewald (ehemals Interbrain), Ticos Systems AG
Interview mit Fabian Ewald (ehemals Interbrain), Ticos Systems AG
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Training beim Discounter – ein Selbsttest!

Als Gründer und jahrelanger Geschäftsführer einer Premiumkette habe ich in den letzten Monaten in einem Selbsttest öfters mal bei basefit.ch trainiert. Ich wollte herausfinden, welches die Unterschiede gegenüber dem Training bei anderen Anbietern sind. Um es gleich vorweg zu nehmen: Bei  basefit.ch stehen genau die gleichen hochwertigen Trainingsgeräte wie in den Premiumcentern. Also nur wegen den Geräten lohnt es sich nicht, das Doppelte oder mehr zu bezahlen.

Klar, irgendwo muss man Abstriche machen, sonst würde ein Discounter ja gar kein Geld verdienen. Aufgefallen ist, dass einige basefit.ch Studios nicht über eine Lüftung verfügen, was an sehr heissen Sommertagen doch eher unangenehm ist. Auch sind bei den Ausdauergeräten keine Bildschirme vorhanden und es gibt kein Zirkeltraining wie milon oder eGym. Was für mich ungewohnt war ist, dass man in einigen Studios die Duschen extra bezahlen musste. Einmal habe ich mein Duschmittel vergessen und dann zu spät realisiert, dass kein Duschmittel zur Verfügung stand. Dies sind halt alles gewisse Annehmlichkeiten, die in Premiumcenter eine Selbstverständlichkeit sind und man zu diesem günstigen Preis nicht erwarten kann. Aber eben: Einige Kunden duschen lieber zu Hause, vergessen ihr Duschmittel nicht, benötigen keinen eigenen TV für ihre Ausdauersession… Aus dieser Sicht ein faires System. Bezahlt wird, was gewünscht wird.

 

Es ist klar, dass sich weniger Personal auf der Trainingsfläche bewegt als beim Premiumcenter. Die Kosten müssen tiefer sein. Aber die Trainingsanweisungen, die ich mit einem Ohr jeweils mitgehört habe, waren sehr kompetent. Die Mitarbeiter, die dort arbeiten, hätte ich früher auch bei mir eingestellt. Man kann also weder sagen, dass Mitarbeiter von basefit.ch schlechter arbeiten würden noch eine schlechtere Qualität bestünde, was die Unterstützung beim Training anbelangt. Es hat einfach weniger Personal auf der Trainingsfläche und es liegt in der Verantwortung der Trainierenden, sich Rat bei einer Fachperson zu holen. Auch beim Nachwuchs zeigt sich das gute Qualitätslevel der Firma; sind doch zahlreiche Lehrlinge von basefit.ch- unter den Nominierten für die Swiss Skills.

Anstelle von Live-Kursen wird Cybertraining angeboten. Der Cyberraum ist oft leer und wird eher wenig genutzt. Spannend festzustellen war, dass, wenn sich Leute im Raum befanden, waren es meist übergewichtige Frauen. Anscheinend ist Cybertraining ein Thema für Menschen, die sich sonst nicht in die Kurse trauen.

Was mich bei den ersten Trainings störte war, dass einige Kunden die Geräte für Mehrsatztraining sehr lange belagerten. Ich war gewohnt, dass die Mitarbeiter darauf getrimmt wurden, die Kunden anzusprechen, um ihnen nahe zu legen, dass Mehrsatztraining zwar okay sei, man aber doch zwischen den Sätzen das Gerät verlassen sollte. Bei basefit.ch habe ich nie mitbekommen, dass Mitarbeiter solche Anweisungen gaben. Die Kunden belagerten dann auch sehr lange einzelne Geräte. Da wird sogar telefoniert und gechattet während der Trainingspause auf dem Gerät. Am Anfang hat mich dies gestresst. Interessanterweise habe ich selbst etwa nach dem dritten Training genau das Gleiche gemacht. Ich habe das jeweilige Gerät nach einem Satz nicht verlassen, sondern die Satzpause auf dem Gerät verbracht. Ebenfalls muss man sagen, dass die Geräteauswahl sehr gross ist und man immer eine alternative Übung findet, wenn ein Gerät belagert wird.

Die ganze Atmosphäre bei basefit.ch ist anders als bei einem Premiumanbieter. Nicht schlechter, aber halt anders. Tagsüber läuft weniger, was sicherlich den angesprochenen Zielgruppen geschuldet ist. Da basefit.ch nicht über Kinderparadiese verfügt, ist natürlich die Zielgruppe der Mütter mit Kindern, die meistens tagsüber trainiert, nicht existent. Auch dass es keine Live-Kurse gibt, trägt sicherlich dazu bei, dass die Anzahl der Trainierenden tagsüber überschaubar bleibt. Was wiederum ein grosser Vorteil für Selbständige und Teilzeitarbeitende ist, die sich ihren Tag weitestgehend flexibel einrichten können. Denn ab ca. 18 Uhr wird es sehr voll. Ab dieser Uhrzeit marschiert die Hauptzielgruppe ein, die nach ihrem Arbeitstag noch ihr Workout absolvieren will.

Ein Vorurteil, welches sich stark in meinem Kopf manifestiert hatte war, dass in einem Discount-Fitnesscenter sehr viele Ausländer und junge Menschen trainieren, was mich stören würde. Nein, das war nicht der Fall! Klar ist das Zielpublikum jünger als in anderen Studios und es hat ein wenig mehr Ausländer. Ich empfand dies aber überhaupt nicht als störend und fühlte mich sehr wohl.

Mein Fazit: Das Training bei einem Discounter wie basefit.ch ist definitiv nicht schlechter als bei einem Premiumanbieter, wo ich das Doppelte oder mehr bezahle. Ich muss mir meine Unterstützung beim Training einfach aktiv abholen. Wenn ich auf Live-Kurse, Wellness, Kinderparadies und gewisse Annehmlichkeiten wie kostenloses Duschmittel verzichten kann und es mich nicht stört, dass das Publikum im Schnitt ein wenig jünger ist, so bietet basefit.ch ein gutes Trainingserlebnis zum kleinen Preis.

Viele Mitbewerber und aktuell auch eine der grössten Tageszeitungen der Schweiz (BLICK) ziehen immer wieder über basefit.ch her. Aus meiner Sicht sind die Unterstellungen nicht gerechtfertigt. Man kann nicht erwarten, dass alles gleich ist wie beim Premiumanbieter, bei so einem kleinen Preis. Ich meinerseits kann nur sagen, dass mir das Training bei basefit.ch grossen Spass gemacht hat.