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Muskelkater wieder ein Rätsel

Seit ich mich in der Bewegungsbranche aufhalte, hat sich die Lehrmeinung betreffend Muskelkater bereits dreimal grundlegend geändert.

Gestartet bin ich in der Tanzausbildung mit der Theorie, dass Muskelkater vom Dehnen käme und dass dies kleine Muskelfaserrisse seien, welche dann zu vernarbten Muskeln führten, was sehr schlecht sei.

Als nächstes kam die Theorie, dass das Laktat verantwortlich sei für Schädigung und Schmerz in der Muskelzelle, dass Laktat so eine Art Verklebung innerhalb der Aktin und Myosin Filamente bewirke. Dies führe zu Schädigung von Aktin und Myosin.

Als nächstes kam die Lehrmeinung der Micro-Verletzung innerhalb der Sarcomere, der Z-Scheiben, die unter bestimmten Trainingsintensitäten reissen würden. Es hiess, dass dies zwar keine Narben hinterlasse, jedoch  während der Heilungs-Umbauphase entzündliche Prozesse stattfänden und diese gesundheitsschädigend seien.

Und dann, an einem Sportsymposium höre ich, dass Microtraumen nur bei ca. 15 Prozent der Probanden gefunden werden konnten.

So, das hat mich sehr beschäftigt, da wir ja den Studenten der star education das Beste vermitteln wollen. Ich wollte mehr wissen und habe Frau Monika Lucia Bayer als Referentin für die star-Fachtagung zum Thema eingeladen.

Frau Bayer hat ihre Masterarbeit zum Thema Muskelkater geschrieben und an der Universität Kopenhagen in Dänemark Studien durchgeführt. Nur bei ca. 15 Prozent der Probanden mit Muskelkater hat man Micro-Traumen gefunden. Das ist sehr erstaunlich, da ja die momentane Lehrmeinung ist, dass Muskelkater das Symptom für Zellschädigung ist.

Dazu erwähnten die Referenten, dass Muskelbiopsien im Muskelbauch entnommen würden, die Stress-Konzentration jedoch eher am Muskel-Sehnen-Übergang sei. Dort könnten keine Biopsien genommen werden, ausser es liegen medizinische Gründe vor. Trotzdem; Zitat Bayer: „Es ist eine Tatsache, dass man sehr ”unphysiologische” Trainingsreize anwenden muss, um Muskel-Beschädigungen nachweisen zu können. Sollten sie vorhanden sein, dann sind sie vorübergehend und ich muss wiederholen, dass Muskelkater nicht gleichbedeutend mit Schäden in den Muskelzellen/ -fasern ist.“

Noch erstaunlicher für mich ist die Aussage, dass Muskelkater nicht automatisch Entzündungsprozesse bedeutet. Entzündungsprozesse sind zwar ein Teil der Muskelregeneration, Muskelkater bedeutet jedoch nicht automatisch Entzündungsprozesse.

Laut einer Studie vom Malm at al. 2000, gibt es keinen Zusammenhang zwischen Muskelkater und Entzündungsfaktoren (Leukozyten in Biopsien und Leukozyten im Blut). Die Autoren schliessen daraus, dass Muskelkater nicht im Zusammenhang mit zellulärer oder systematischer Entzündung steht. Dies entkräftet die Argumentation, dass mit Muskelkater bei unseren Kunden Entzündungsprozesse gefördert würden.

Das würde auch erklären, dass es keinen Sinn macht, bei Muskelkater Schmerz- und Entzündungs-Medikamente zu sich zu nehmen. Diese nehmen zwar den Schmerz, haben jedoch gravierende Nebenwirkungen. Es hat sich gezeigt, dass die Einnahme von Schmerzmitteln die Trainingsanpassungen in den Geweben (Muskel, Sehne, Bindegewebe) behindert oder behindern kann.

Der Schmerz, der wahrgenommen wird, wird überwiegend aus den Faszien gesendet (Bayer). Dies könnte zum Missverständnis führen, dass das Problem in den Faszien wohne. Das Problem wohnt jedoch nicht in den Faszien, sondern in den Nozizeptoren, die schmerzleitendenden Nervenendigungen, welche durch eine Schwellung sensibilisiert sein könnten (Hypothese).

Fazit:

Die genauen Mechanismen des Muskelkaters sind aus wissenschaftlicher Sicht wieder ein Rätsel. Symptom Muskelkater bedeutet nicht Muskelverletzung/Muskelbeschädigung. Um Muskelschädigung zu provozieren, braucht es maximale exzentrische Trainingsreize.

Muskelwachstum findet auch ohne extreme maximale exzentrische Trainingsreize statt.

Symptom Muskelkater bedeutet nicht Entzündungsprozesse. Entzündungshemmende Medikamente haben geringen, keinen oder negativen Effekt.

Nach dem Symposium bin ich weiterhin der Meinung, dass Muskelkater nicht verhindert werden muss, sondern ein wahrnehmbares Symptom für einen relevanten Trainingsreiz ist.

Karin Albrecht

Karin Albrecht

star education

www.star-education.ch