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Migros Zürich übernimmt das Fitnessgeschäft der Genossenschaften Aare und Luzern

Die Genossenschaften Aare, Luzern und Zürich bündeln ihr Fitnessgeschäft unter dem Dach der Activ Fitness AG, einer Tochter der Migros Zürich. Die drei Genossenschaften bringen ihre Fitnessanlagen ein, die künftig nur noch unter den Marken «Activ Fitness» und «Fitnesspark» am Markt auftreten werden. Dies soll das Angebot für die Fitness-Kundinnen und -Kunden verbessern und vereinfachen.

Roger Gestach im Gespräch mit René Kalt, Geschäftsführer der Activ Fitness AG:

RG: Lieber René, vielen Dank für das Interview. Wie kam es zu dieser Entwicklung und hat Corona dazu beigetragen?

RK: Es ist kein Geheimnis, dass die Corona-Krise für die Fitnessbranche eine grosse Herausforderung ist. Überlegungen und Gespräche zu einer Bündelung der Fitness-Anlagen der Migros-Genossenschaften Aare, Luzern und Zürich gehen jedoch schon weiter zurück.

RG: Warum übergeben die beiden Genossenschaften Aare und Luzern ihr operatives Fitnessgeschäft an die Activ Fitness AG, sprich an die Genossenschaft Migros Zürich?

RK: Unter dem Dach der GMZ sind heute bereits acht Fitnessparks und in der Tochtergesellschaft Activ Fitness AG mehr als 80 Standorte vereint. Die Bündelung in der GMZ macht Sinn, da hier bereits ein Grossteil der Fitnessanlagen beheimatet ist, wir schweizweit operieren und die grossen Ballungszentren Zürich und Genf unternehmerisch bereits innerhalb der GMZ verortet sind.

RG: Dass dieser Schritt kommt, erstaunt mich nicht. Er macht Sinn und ich habe ihn in der FITNESS TRIBUNE bereits mal vorausgesagt. Was mich aber trotzdem sehr erstaunt ist, dass die Genossenschaften Luzern und Aare ihr Fitnessgeschäft an Euch verkauft haben und dieses Business komplett aufgeben. Man hätte doch auch das Geschäft in den Genossenschaften belassen können, wie ihr es im Tessin macht; die Vereinheitlichung hätte über eine Lizenz gelöst werden können?

RK: Die fünf Anlagen im Tessin sind als Franchise-Studios organisiert, das ist korrekt. Unser Ziel war es aber nie, die Studios mit Lizenzen «auszulagern». Vielmehr möchten wir alles aus einer Hand bieten, und das innerhalb der GMZ beziehungsweise der Activ Fitness AG.

Ein weiteres Ziel der Integration der Fitnessformate bestand darin, Kundinnen und Kunden eine leichtere Orientierung innerhalb der Migros Fitnessformate zu ermöglichen. Deshalb wurde der Entscheid gefällt, die insgesamt fünf unterschiedlichen Marken zu zwei Brands zusammenzuführen, um so mit zwei starken Marken eine schweizweite Marktbearbeitung (exklusive GMBS, dort gibt es weiterhin das Format «Fitnesscenter») zu sichern.

RG: Was für Vorteile erhofft Ihr Euch von dieser Bündelung der Kraft?

RK: Mit der Integration der Fitnessanlagen der verschiedenen Genossenschaften können wir dank geballtem Know-how und schlanken Strukturen den Fokus noch stärker auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden legen – also, wie du es sagst, die «Kräfte bündeln». Mit dieser Kompetenzbündelung sichert sich die Activ Fitness AG die Wettbewerbsfähigkeit in einem hart umkämpften Markt. Die Synergien ermöglichen eine attraktive Abo- und Preisgestaltung für Kundinnen und Kunden.

RG: Wie lange wird die Integration dauern?

RK: Die Integration der Fitnessformate dauert voraussichtlich bis Ende 2022. Das Jahr 2022 wird als Übergangsjahr dienen, in welchem alle Prozesse vereinheitlicht, Strukturen angepasst, Kulturen zusammengeführt werden und die juristische Übergabe sämtlicher Unternehmenseinheiten sauber abgeschlossen werden kann.

RG: Was wird sich für die Kundinnen und -Kunden verändern?

RK: Die Mitglieder der Activ Fitness-Standorte profitieren von einem noch besseren Preis-Leistungsverhältnis. Einerseits, weil das Netzwerk an Activ Fitness-Standorten und damit auch die Wahlmöglichkeiten, wo trainiert werden kann, grösser wird. Denn ab 1. Januar 2022 werden die Studios von ONE, Fitnessclub und Only Fitness zu Activ Fitness-Standorten.

Durch die neue Organisation kann die Activ Fitness AG zudem insgesamt schneller und flexibler auf die Marktbedürfnisse reagieren und die Attraktivität des Angebots für die Mitglieder steigern.

RG: Migros Fitnessclub (Aare) und ONE Training Center (Luzern) hatten bisher eine hochwertigere Ausstattung als die heutigen Center von Activ Fitness. Werden diese Standards zukünftig herabgestuft oder werden Ihr Activ Fitness Center aufwerten?

RK: Diese Aussage ist so nicht ganz korrekt. Die heutigen Activ Fitness-Standorte, die wir eröffnen, sind stets mit neuesten Geräten der jüngsten Generation grosser Marken ausgestattet. Ausserdem setzen wir auch in den Wellnesszonen hochwertige Materialien ein. In den älteren Standorten laufen aktuell zahlreiche Renovationen, und wir tauschen in beinahe allen unserer Studios die alten Kraft- und Ausdauergeräte gegen neue Maschinen ein. Somit werten wir unsere Standorte bereits seit einiger Zeit eigenständig auf und sind, was die Geräteausstattung betrifft, mehrheitlich auf einem gleichwertigen Stand. Was die Studiofläche und die Ausstattung insbesondere in den Wellnessbereichen betrifft, liegen Unterschiede im Vergleich zu den Activ Fitness-Standorten vor, weshalb die Abonnemente bei diesen Studios auch teurer sind.

RG: Ebenfalls kostet die Jahresmitgliedschaft bei Migros Fitnessclub und ONE Training Center wesentlich mehr als bei Activ Fitness. Das heisst ihr verliert zukünftig sehr viel Umsatz. Um diesen Verlust zu kompensieren gibt es nur zwei Möglichkeiten: Ihr generiert durch den tieferen Preis mehr Mitglieder oder ihr reduziert die Kosten. Was ist euer Ziel diesbezüglich?

RK: Wir überprüfen derzeit unsere Preis- und Abostruktur für die Zielgruppen der neuen Activ Fitness-Standorte. Bei den Standorten der Fitnessclubs und ONE Training Center haben wir uns bereits für einen Weg entschieden: Die ursprünglichen Preise der beiden Studiotypen werden auf CHF 890 für ein Jahresabo gesenkt. Somit profitieren die Mitglieder in diesen Formaten von günstigeren Abopreisen im Vergleich zu den vorherigen Preisen. Gleichzeitig können wir durch die neue Organisation insgesamt schneller und flexibler auf Marktbedürfnisse reagieren und weiterhin wirtschaftlich agieren, ohne dabei an Qualität einzubüssen. Der neue Preis von CHF 890 für die ONE- und Fitness-club-Anlagen wird aber, wie bereits vorhin erwähnt, der Tatsache gerecht, dass die genannten Studios in der Regel mehr Fläche und grössere Wellnesszonen bieten als die bestehenden Activ Fitness-Standorte.

RG: Bisher gab es keine schweizweite Werbekampagne von Activ Fitness. Gibt es nun bald Werbung am Schweizer Fernsehen von Activ Fitness?

RK: Wir sind die grösste Fitnesskette der Schweiz und in allen drei Landesteilen vertreten. Wir machen seit längerer Zeit nationale Kampagnen, und das je nach Umfang der Kampagne auch crossmedial.

RG: In der Medienmitteilung vom 7. September steht, dass alle Mitarbeitenden der Fitnessanlagen in der Activ Fitness AG weiterbeschäftigt werden. Gemäss meinen Informationen wurden aber der grösste Teil der Mitarbeiter in den Verwaltungen der Aare und Luzern gekündet. Was stimmt nun?

RK: Die Mitarbeitenden der Anlagen behalten ihre Jobs, denn in den Studios braucht es nach wie vor das Personal vor Ort. In den Verwaltungen können aber nicht alle Arbeitsplätze beibehalten werden, da die Administration ab 1. Januar 2022 zentral durch die Activ Fitness AG erfolgt. Eines der Ziele der Integration der Fitnessformate ist es schliesslich, wie vorhin erwähnt, die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Dabei gehört es im Sinne der Wirtschaftlichkeit dazu, dass gewisse Umstrukturierungen vorgenommen und Doppelbesetzungen abgeschafft werden müssen.

RG: Im Tessin läuft Activ Fitness selbständig als Lizenz und die Genossenschaften Basel und Waadt sind noch nicht bei euch angeschlossen. Wann kommen diese weiteren Schritte, dann wäre die ganze Schweiz vereinheitlicht?

RK: Aktuell konzentrieren wir uns auf die Integration der Formate aus den beiden Genossenschaften Aare und Luzern. Was die Zukunft bringt, wird die Zeit zeigen. Wir sind auf alle Fälle offen und in einem engen Austausch mit Basel und der Waadt.

RG: Durch die Integration wächst die Activ Fitness AG um 43 Fitnessanlagen auf total 131 Anlagen. Ist damit vorerst euer Wachstum abgeschlossen oder habt ihr noch weitere Übernahmen oder Neueröffnungen geplant?

RK: Wir möchten weiterhin wachsen und sehen im Fitnesssektor einen Bereich, der viel Potenzial hat. Nebst den allgemeinen Megatrends, in denen Gesundheit ja auch eine Rolle spielt, hat gerade die Coronakrise wie nie zuvor verdeutlicht, wie wichtig körperliche Fitness für das Wohlbefinden und die Gesundheit insgesamt sind. Im Sinne eines nachhaltigen Wachstums prüfen wir also laufend weitere mögliche Standorte.

RG: Herzlichen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg.