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Läufer als neue Zielgruppe im Fitnesscenter!

Die FITNESS TRIBUNE ist stets auf der Suche nach Ideen und Leuten, welche die Branche verändern, sogenannte Game Changer. Christian Hasler ist definitiv einer davon. Millionen Schweizer, Deutsche und Österreicher joggen oder walken regelmässig. 65 Prozent von ihnen bekommen irgendwann Schmerzen beim Laufen. Christian Hasler, Gründer von next level.running (NLR) behauptet: „Richtig Laufen kann und muss man lernen und Läufer sind eine interessante neue Zielgruppe für Fitnesscenter und Physiotherapieeinrichtungen.“ Er betreibt zusammen mit über 60 Partnern in Deutschland und der Schweiz die grösste Laufschule Europas. Wann eröffnen Sie in Ihrer Einrichtung eine Laufschule? Roger Gestach sprach mit dem Gründer von NLR.

RG: Christian, Du betreibst in Schweinfurt ein Fitness- und Therapiecenter. Wie bist Du auf die Idee gekommen, eine Laufschule zu gründen?

CH: In unserem Training- und Therapiezentrum next level stellten wir vermehrt fest, dass viele Probleme wie z. B. Knie- oder Rückenschmerzen von der falschen Lauftechnik und individuellen Einschränkungen in der Biomechanik verursacht werden. Die meisten Kunden sind sich ihrer unphysiologischen Lauftechnik aber nicht bewusst. Hinzu kommen neurologisch veränderte Bewegungsmuster, z. B. durch Verletzungen, Schmerzen oder schlechte Angewohnheiten.

In der Behandlung merkten wir, dass eine Kombination aus Beweglichkeitsübungen in Verbindung mit Kraft und Übungen zur Lauftechnik zu signifikanten Verbesserung der Problematik führten. Als Physiotherapiepraxis ziehen wir unsere Expertise zum Thema Laufen und Bewegung aus dem Leistungssport und haben es durch die Laufschule next level.running geschafft, dieses Training nicht nur auf Profisportler, sondern vor allem auch auf Hobbysportler, unsere Patienten, ältere Menschen und auch Kinder zu übertragen. Die positiven Erfahrungen der letzten fünf Jahre münden im Konzept next level.running.

RG: Wie funktioniert das Konzept Deiner Laufschule next level.running (NLR)?

CH: In unserer Laufschule next level.running analysieren wir die Lauf- und Bewegungsmuster unserer Kunden. Diese Analyse findet hauptsächlich auf dem Laufband statt. Unsere technische Ausstattung erlaubt es uns dabei, einen genauen Blick auf die antrainierten Muster zu werfen und Defizite aufzudecken. Durch einen individuellen Trainingsplan arbeiten wir im Anschluss zusammen mit unseren Kunden an der Verbesserung bzw. Beseitigung dieser Defizite. Wir konnten z. B. feststellen, dass Rücken-, Knie-, oder Hüftprobleme häufig mit einem unphysiologischen Laufstil zusammen hängen.

RG: Die Laufschule können auch andere Studios und Praxen in ihr Angebot aufnehmen. Wie funktioniert das Lizenzmodell?

CH: Unser Lizenzmodell enthält die komplette Implementierung des Systems vor Ort im Partner-Studio sowie die Unterstützung im Bereich Marketing. Wir haben einen eigenen Login auf unserer Website, in dem unsere Partner Werbemittel selbst in Druck geben können. Ausserdem bieten wir Strategiemeetings, Verkaufsschulungen sowie Vorträge für den Endkunden an. Durch den neuen Online-Shop unterstützen wir unsere Partner auch in der Absatzgenerierung. Dort können Gutscheine erworben und vor Ort bei dem lokalen Studio eingelöst werden. Die Bedenken mancher Studiobetreiber, diese neue Aufgabe mit dem eigenen Personal nicht zu schaffen, sind unbegründet. Meistens sind gerade die Mitarbeiter in Studios und Praxen sehr froh, ein solches Tool an die Hand zu bekommen. Sie können ihren Patienten damit besser helfen und ihr Wirken verbessern. Hier stehen wir gerne für ein Vorab-Gespräch zur Verfügung

RG: Die ambitionierten Läufer absolvieren ihr Training meistens draussen. Wie können Fitnesscenter trotzdem von Deiner Laufschule profitieren?

CH: Bei 30 Millionen Deutschen, die regelmässig joggen oder walken, ist die Nachfrage nach professionellen Angeboten für Läufer riesig. Die Zielgruppe der Läufer, dazu zählen auch Fussballer, Handballer, Bergwanderer, ist aber häufig nicht in Fitnessstudios anzutreffen. Sie laufen lieber in der freien Natur. Dabei haben oft gerade Hobbyläufer wenig Bezug zu speziellem Muskel- und Beweglichkeitstraining. Bei next level.running decken wir mit unserer Bewegungsanalyse die Defizite auf, die z. B. durch zu wenig Kraft oder über Jahre suboptimal angeeignete Bewegungsmuster verursacht werden. Hinzu kommen weitere 30 Millionen Menschen mit orthopädischen Erkrankungen und acht Millionen Kinder. Auch für diese Zielgruppen ist das Konzept next level.running bestens geeignet. Studien in Skandinavien zeigen, dass das Erlernen der richtigen Bewegungstechnik und die motorische Förderung einen hohen Einfluss auf die Problemlösungskompetenz, das logische Denkvermögen, das Lernvermögen, die Konzentration, die Wahrnehmungsfähigkeit und das Selbstvertrauen von Kindern haben. Sogar an den Schulnoten ist die positive Entwicklung ablesbar.

Wir setzen die Analyse ausserdem bei nahezu allen Patienten mit Beschwerden in der unteren Extremität oder im Rücken ein und haben sehr gute Erfolge damit.

Das Training von next level.running spricht alle Kunden und alle Patienten an. Deshalb sprechen wir auch von der grössten Laufschule Europas für Sportler, Patienten und Kinder.

RG: Wie erreichst Du es, dass die Läufer nach dem sechswöchigen Trainingsprogramm weiterhin dem Fitnesscenter treu bleiben?

CH: Das Training ist eng verzahnt mit unseren anderen Angeboten wie Fitness, Physiotherapie und Rehabilitation und bildet die Grundlage für weitere Trainingsanreize. Wichtig ist hierbei, dass neben der klassischen Physiotherapie, die Mobilität gefördert und die Beweglichkeit trainiert wird. Die Laufschule schafft es zudem, neue Bewegungsmuster zu erlernen, sodass nicht die gleiche Verletzung wieder entsteht. Unsere Kunden werden so nicht nur dauerhaft in ihrem Anliegen unterstützt, sondern auch langfristig gebunden. Ausserdem unterscheiden uns unser Knowhow und die persönliche und individuelle Betreuung in der Laufschule von den Fitness-Discountern und auch vom „guten Studio nebenan“. Wir garantieren unseren Partnern zusätzlich einen Gebietsschutz, sodass sie in unmittelbarer Umgebung die einzigen mit diesem Angebot sind.

\RG: Welches Potential an neuen Kunden hat durch Deine Laufschule z. B. ein mittelgrosses Fitnesscenter mit 1’000 Kunden in einem Einzugsgebiet von   30’000 Einwohnern? Kannst Du uns ein paar Zahlen von bestehenden Laufschulen nennen?

CH: Wir unterscheiden zwei Absatzkanäle: Zum einen betrachten wir den internen Markt mit unseren Kunden, Mitgliedern und Patienten. Zu Beginn ist dieser der wichtigste, denn hier entsteht die Kommunikation. Zum anderen kommen die Menschen im sog. externen Markt, die noch nicht in unseren Einrichtungen sind, dazu.

Intern sollten in dieser Grössenordnung ca. 60’000 Euro als Richtwert umgesetzt werden.

In der Regel buchen zwischen 20 und 30 Prozent der eigenen Kunden das Laufschulprogramm.

Hinzu kommt der externe Markt mit ca. fünf bis zehn Buchung pro Woche. Das entspricht ca. 6’000 Euro pro Monat. Rund 10 bis 20 Prozent dieser externen Kunden werden im Anschluss oder gleich Mitglied.

In dem grossen Nutzen für die Kunden, der Weiterentwicklung und Abgrenzung der eigenen Einrichtung und der finanziellen Chance liegt aus meiner Sicht der Hauptgrund für unser rasantes Wachstum. Der Gebietsschutz sichert das Ganze zusätzlich ab. Und gerade für Einzelunternehmen ist next level.running eine gute Möglichkeit, sich als „Problemlöser“ in seinem regionalen Markt zu positionieren und seine Stärken weiter auszubauen.

RG: Deine Laufschule bietet Ihr in Fitnesscenter und Physiopraxen an. Welche Ausbildung benötigten die Mitarbeiter eines Fitnesscenters, um Euer Konzept anzuwenden?

CH: Die Mitarbeiter müssen mindestens ausgebildete Trainer/innen sein. Wichtig ist: Man muss kein passionierter Läufer sein, um ein guter Lauf- und Gangtrainer zu werden. Spass am individuellen Coaching, gute Beobachtungsgabe und der Wille, Menschen zu helfen reichen völlig aus. Den Rest unterrichten wir.

RG: Welche Anforderungen an die Infrastruktur sind nötig, damit ein Fitnesscenter NLR anbieten kann?

CH: Wir als Lizenzgeber für next level.running unterstützen unsere mittlerweile 60 Partner in Deutschland und der Schweiz mit unserem gesamten Knowhow. Das wichtigste Arbeitsmittel für eine Lauf- und Bewegungsanalyse und das anschliessende Training ist das Laufband HP Cosmos Quasar. Fünfzig Prozent des Trainings findet auf diesem Laufband statt. Das benötigte Videoequipment und alles, was für die Umsetzung des next level.running-Konzepts nötig ist, erhalten unsere Partner von uns.

Wir suchen unsere Partner nach qualitativen und standortbezogenen Kriterien aus. Nachdem wir Gebietsschutz geben, wollen wir mit qualitativ hochwertigen Einrichtungen mit einem guten Einzugsgebiet arbeiten. Wir hatten ganz am Anfang bei drei Projekten auf diese Faktoren zu wenig geachtet. Seitdem wir im Vorfeld besser analysieren, sind unsere Partner noch erfolgreicher.

RG: Ihr habt jetzt 60 Laufschulen mehrheitlich in Deutschland, aber auch einige in der Schweiz. Welche weiteren Wachstumsziele habt Ihr? Wollte Ihr auch nach Österreich expandieren?

CH: next level.running ist schon jetzt die grösste Laufschule Europas und das Interesse der Studios und Praxen ist ungebrochen. Österreich ist für uns neben Deutschland und der Schweiz ein wichtiger Markt. Es laufen gerade die ersten Gespräche mit Ländern in Skandinavien, Grossbritannien, Italien und sogar Australien und China. Unser Fokus für 2019 liegt aber auf Deutschland, Österreich und der Schweiz. Hier werden wir bis zum Ende des Jahres die Gebiete vergeben. Interessenten können sich jederzeit bei uns melden.

RG: Du bietest in Deinem Fitness- und Therapiecenter auch das fle-xx Beweglichkeits- und Mobilitäts-Konzept an. Was überzeugt Dich an fle-xx und wie verbindet Ihr es mit der Laufschule?

CH: Beweglichkeitstraining ist ein ganz zentraler Baustein unseres Konzeptes. Der Mangel an Beweglichkeit in der vorderen Muskelkette ist einer der häufigsten Gründe für Fehlbelastungen beim Laufen und Gehen. Man weiss heutzutage, dass man ein Beweglichkeitsdefizit nicht durch Kraft ausgleichen kann. Genau aus diesem Grund setzen wir auf fle-xx. Unsere Laufschulkunden, Physiopatienten und natürlich Mitglieder profitieren von den positiven Auswirkungen des Beweglichkeitstrainings gleichermassen. Zudem stecken hinter den Geräten echte Spezialisten, die Studios und Praxen dabei helfen, Beweglichkeitstraining konzeptionell umzusetzen und erfolgreich zu etablieren. Es geht wie immer um viel mehr als nur um gute Geräte. Diese sind Werkzeuge. Wir müssen lernen, wie wir unseren Kunden damit helfen und gleichzeitig auch wirtschaftlich erfolgreich sein können. fle-xx macht das aus meiner Sicht sehr gut.

RG: In den Fitnesscentern dominieren bei den Trainingsformen das Kraft- und Ausdauertraining. Beweglichkeits- und Mobilitätstraining haben weniger Priorität. Dank Konzepten wie fle-xx und auch five, haben diese Trainingsformen aber einen grossen Aufwind bekommen. Wie siehst Du die Wichtigkeit von Beweglichkeits- und Mobilitätstraining?

CH: Es ist die Basis von Allem. Wir sehen ja am Beispiel des Gehens und des Laufens, dass es zwingend notwendig ist, eine gute Beweglichkeit zu besitzen, wenn man gesund und gut schnell gehen und laufen möchte.

Zudem lernt jeder Physiotherapeut, jeder Arzt und jeder Sportwissenschaftler, dass Mobilität vor Stabilität kommt. Leider wurde das in der Fitnesswelt viel zu lange vernachlässigt. Firmen wie five und fle-xx haben das zum Glück geändert.

RG: Was sind die nächsten Projekte die Ihr mit NLR verfolgt?

CH: Wie bereits erwähnt, vergeben wir dieses Jahr die verbleibenden Gebiete in der DACH-Region. Dafür stehen in nächster Zeit einige Veranstaltungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf dem Plan. Diese sind zentral für die Schweiz z. B. am 11. April 2019 und in Schweinfurt am 11. Mai 2019. Interessierte Studios und Praxen können sich sehr gerne für genauere Informationen direkt an uns wenden.

RG: Herzlichen Dank, Christian, und weiterhin viel Erfolg mit NLR.

Fotos:

NLR: Hendrik Schönberger

fle-xx: fle-xx GmbH