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Kann die Digitalisierung das persönliche Coaching bald ersetzen?

Ein Bahnbillett kaufen, spontan ein Treffen abmachen, Musik hören, Essen bestellen, die schnellste Route finden, Zeitung lesen –  das Smartphone ist fester Bestandteil unseres Alltags geworden und erleichtert vieles in unserem Leben, ermöglicht uns Flexibilität und Vereinfachung zahlreicher Prozesse. Diese Digitalisierung macht natürlich auch vor der Gesundheitsbranche nicht Halt. Es gibt unzählige Trainingsprogramme im Internet, Coaching über Apps oder Informationen zu Training und Ernährung, die man auf Google, YouTube & Co. finden kann. Alle Anbieter versprechen das Erreichen der gewünschten Ziele einfach, schnell und vor allem dann und dort, wo der Trainierende gerade Zeit und Lust dazu hat. Perfekt also für eine Gesellschaft, die ständig unter Stress steht und von Termin zu Termin eilt.

Können aber allein mit einem Smartphone und den entsprechenden Programmen oder Videos die Ziele erreicht werden? Und wie hoch sind die Motivation und der Durchhaltewillen ohne persönlichen Kontakt tatsächlich, wenn es darum geht, Gewicht zu verlieren? Ersetzt eine Fitness-App in naher Zukunft den Personaltrainer oder sind die Programme reine Zeitverschwendung?

Unser Center, Schneider Gesundheit, ist ein Premium-Anbieter im Bereich Gesundheitstraining in Flamatt und unsere Mitarbeiter und ich haben eine langjähriger Erfahrung vorzuweisen. Das Team und ich wollten den obengenannten Fragen auf den Grund gehen und herausfinden, wie sich die Digitalisierung auf das Training auswirkt und ob die Mitglieder einen deutlich höheren Nutzen aus einer Kombination von Online-Coaching und persönlichem Training ziehen. Was am Ende des Tages bekanntlich zählt und von grösstem Interesse für das Gesundheitscenter ist, sind die Erfolge der Mitglieder. Erfolgreiche Mitglieder werden zu Fans und empfehlen weiter.

Aus diesem Grund wurde gemeinsam im Team ein neues teildigitalisiertes Konzept ausgearbeitet, das speziell für Kunden gedacht war, die ihr Gewicht reduzieren möchten. Das neue Pilotprogramm bietet den Mehrwert, dass die Trainierenden im Vergleich zum herkömmlichen Personaltraining-Konzept nur sehr wenige Termine fixieren mussten. Der Rest des Programms konnte selbstständig absolviert werden, dadurch erlangten sie eine deutlich grössere zeitliche Flexibilität.

Das neue Konzept unterscheidet sich deutlich von den bisherigen Angeboten, denn bis anhin haben wir ein Gewichtsreduktions-Coaching angeboten, in dem die Mitglieder im Eins-zu-Eins-Coaching sehr stark geführt wurden. Mit dem neuen Programm wollten wir den Trainierenden ermöglichen, sich selbstständig das notwendige Wissen zur Gewichtsreduktion zu erarbeiten. Das gleiche Wissen des bis anhin sehr erfolgreichen Abnehmkonzepts wurde nun über andere Kanäle an die Abnehmwilligen getragen.

Der Aufbau des Testprogramms

Im Testprogramm haben 50 Personen mit dem Durchschnittsalter von 48.6 Jahren teilgenommen. Diese wurden vorab informiert, dass das Programm dazu diene, Erkenntnisse im Bereich “gesundes Körpergewicht” zu sammeln. Das fünfwöchige Programm wurde folgendermassen aufgebaut:

In einem 90-minütigen Kick-off-Event erklärte ich die Theorie im Bereich Ernährung, die im Alltag einfach angewendet werden konnte. Ebenfalls wurden Check-Listen mitgegeben, die die Umsetzung der gesunden Ernährung im Alltag erleichtern sollten. Wir haben die Eingangsmessungen durchgeführt und in einem nächsten Termin in Vierergruppen während 90 Minuten die Grundlagen des Trainings in der Theorie erklärt und in der Praxis umgesetzt.

Jede Woche erhielten die Probanden eine E-Mail. Darin befanden sich je ein Wochenziel zur Ernährung, zum Training und zu Gewohnheiten, die es umzusetzen galt. In einem Video wurden diese Ziele dann auf klare Art erläutert, um das Verständnis aufzubauen und die Motivation zur Umsetzung zu erhöhen.

Die Probanden wurden angewiesen, mindestens zweimal pro Woche während 45 Minuten ein intensives Krafttraining bei Schneider Gesundheit vor Ort durchzuführen. Am Ende der fünf Wochen wurden nochmals alle Messungen durchgeführt.

Die Ergebnisse des Testprogramms

Im bisherigen Eins-zu-Eins-Coaching haben die Teilnehmer durchschnittlich zwischen vier und acht Kilo abgenommen. Die Auswertung der Studie hat ein ernüchterndes Ergebnis gezeigt. Obwohl das vermittelte Wissen das Gleiche war, wie im streng geführten erfolgreichen Eins-zu-Eins-Coaching, hat sich im Testprogramm das Körpergewicht der Probanden wenig verändert und auch der Körperfettanteil ist teilweise sogar leicht angestiegen. Die Bioimpedanzmessung hat ebenfalls gezeigt, dass der Muskelanteil um knapp ein Prozent zurückging.

Dieser Unterschied der beiden Programme kann auf die etwas andere Dauer von nun fünf anstelle von acht Wochen zurückzuführen sein. Unsere Interpretation beruht darauf, dass der Körper nur entscheiden kann, ob er etwas aufbauen oder abbauen will. Im teildigitalisierten Programm kann nicht gleich gut kontrolliert werden, welche Informationen tatsächlich von den Probanden aufgenommen werden. Wird der Muskel durch das Training zwar ideal beansprucht – da dies unter Aufsicht erfolgt ist – und die Ernährung erfolgt nicht mit der richtigen Menge oder Nahrungsmittelauswahl, da sie mit Eigeninterpretation durchgeführt werden kann, ist es möglich, dass der Muskel abbaut. Ebenfalls kann es sein, dass sogar Fett als Energiereserve aufgebaut wird.

Erstaunlich war, dass das gesundheitsgefährdende Viszeralfett trotzdem um 1.21 Level verbessert wurde, wobei Level 1-10 den Normalbereich darstellt und Level 11-22 ein gesundheitliches Risiko darstellen.

Zusätzlich wurde das Nutzerverhalten mit den wöchentlichen E-Mails analysiert. Es wurde überprüft, wie viele Personen die wöchentlichen Mails bis zum Schluss gelesen haben, wie viele Personen die Videos aufgerufen und diese auch bis zum Ende angeschaut haben. Ausnahmslos alle E-Mails sind bei den Teilnehmern angekommen.

Das erste E-Mail haben alle Teilnehmer geöffnet, danach wurden die Mails zu 85.8 Prozent geöffnet. 69.2 Prozent sind dem Link zum wöchentlichen Video gefolgt, und durchschnittlich wurden nur 52.3 Prozent der Dauer der Videos mit der Länge von vier bis sieben Minuten angeschaut. Und dies, obwohl die Probanden zu Beginn sehr klar dazu angewiesen wurden, die E-Mails und Videos bis zum Schluss anzuschauen, da diese wesentlich zum Abnehmerfolg beitragen.

Digitale Medien ersetzen das persönliche Coaching nicht

Für uns hat das Testprogramm nicht die erwünschten Ergebnisse in der Körperzusammensetzung (Körperfett, Muskulatur und Gesamtgewicht) erzielt.

Die Schlussfolgerungen, die wir für unser eigenes Coaching-Konzept gezogen haben, sind, dass die Medien Video und Mail persönliches Coaching nicht ersetzen können. Die Konzentrationsdauer und Eigendisziplin erlaubten es nicht, dass die Teilnehmer alle Informationen erhalten haben. Ebenfalls gibt es keine Möglichkeit, Fragen direkt während dem Schauen des Videos zu klären. Dies gibt dem Teilnehmer möglichen Interpretationsspielraum für die Umsetzung.

Persönliches Coaching ist nicht zu ersetzen, da ein Termin mit einem Trainer viel Verbindlichkeit mit sich bringt. Zwischenmenschlicher Kontakt ist gerade bei Zielen, die viel Motivation brauchen, wie beim Reduzieren von Körpergewicht, sehr wichtig.

Durch die Erkenntnisse des Testprogramms haben wir das neue Programm “gesundes Körpergewicht” entwickelt. Dieses enthält eine strengere Führung durch persönliche Termine in der Gruppe und individuell mit dem Coach. Viele Personen haben einen sehr straffen und stressigen Tagesablauf. Daher wurden die Informationen, die kommuniziert werden, auf das Wichtigste reduziert, das im Alltag umsetzbar und am wirkungsvollsten ist.

Die Dauer des Abnehmprogramms wurde von fünf auf acht Wochen verlängert, damit die Informationen noch einfacher durch den Teilnehmer zu verarbeiten sind und die Gewohnheitsänderungen länger im Alltag geübt und automatisiert werden können.

Steve Schneider   

SCHNEIDER Gesundheitstraining,

Flamatt