Von Roger Gestach
Von Roger Gestach
Erneut geht bei einer Traditionsbäckerei der Ofen aus. Diesmal trifft es den Kanton Uri, genauer gesagt die Bäckerei Herger in Schattdorf. Nach 25 Jahren Geschäftstätigkeit hat sich der Inhaber entschlossen, den Bäckereiladen auf Ende Jahr zu schliessen. Laut ihm habe sich das Konsum- und Einkaufsverhalten der Kunden in den letzten Jahren massiv verändert. Hinzu kommt sicher, dass die Grossverteiler heute sehr gute Brote mit einer grossen Auswahl zu einem kleinen Preis anbieten. Wieso soll der Kunde also in einer lokalen Bäckerei mehr bezahlen?
Solche Schliessungen wie oben aufgeführt, sind kein Einzelfall. Die Bäckerei Martins Brotwerk in Luzern hat ebenfalls kürzlich dicht machen müssen. Die Bäckereibranche ist unter Druck. In letzter Zeit mussten einige Traditionsbäckereien und Confiserien ihren Betrieb einstellen. Im Juli fand das 111-jährige Bestehen der St. Galler Traditionsbäckerei Gehr ein abruptes Ende. Ähnlich wie den Mitarbeitern vom Gehr-Beck erging es im letzten Herbst auch jenen beim Traditionsbeck Keller aus Regensdorf ZH. Alle 14 Filialen von Beck Keller schlossen Ende September 2018 Knall auf Fall, 100 Angestellte und Lehrlinge verloren ihren Job. Mindestens eine Bäckerei schliesst pro Woche in der Schweiz!
Nun gut. Um einige Bäckereien ist es in der Tat nicht schade. Sie kannten vielleicht auch mal so eine Bäckerei: Interieur aus den Achtzigern, alles etwas gammelig, das Personal ziemlich altbacken, einfach alles ein bisschen in die Jahre gekommen, dieselbe langweilige Auswahl seit Jahrzehnten, nichts Gesundes dabei, einfach dahingewirtschaftet mit einem veralteten Konzept ohne Anpassungen an die aktuelle Situation, ohne jegliche Innovation.
Dass es anders geht, zeigen einige Bäckereien vortrefflich: Innovative Produkte wie z. B. Eiweiss-Brote, laktosefreie und glutenfreie Backwaren, gesunde Sandwiches, eine ansprechende Infrastruktur, Spezialitäten der Woche, ein gemütliches Café, gute Mittagesmenüs, Brunch-Angebote, gutes Kaffee-Angebot, Kinder-Ecken, nettes Verkaufspersonal und vieles mehr. Und das Wichtigste, warum der Kunde das Brot beim lokalen Bäcker kauft, ist: Die Qualität des Brotes muss stimmen! Das Brot sollte mindestens so gut schmecken wie beim Grossverteiler und auch länger halten.
Und was hat dies jetzt schon wieder mit der Fitnessbranche zu tun?
Sie ahnen es vielleicht schon. Auch in der Fitnessbranche findet gerade ein grosser Strukturwandel statt. Sehr viele neue Center haben in den letzten Jahren eröffnet, meistens Ketten und Discounter. Die Konkurrenzsituation hat sich massiv verschärft. Hinzu kommt, dass einige Studiobesitzer der ersten Stunde langsam Richtung Pensionierung gehen. Die Einzelstudios geraten deshalb immer mehr unter Druck, genauso wie die lokalen Bäcker.
Sehr viele Centerschliessungen in der Schweiz
Eine der permanenten Aufgaben eines Fachmagazins ist die Aktualisierung des Adressstammes. Immer wenn wieder eine Ausgabe der FITNESS TRIBUNE verschickt wurde, kommen Retouren wegen Adressänderungen, aber auch wegen Centerschliessungen. Es ist auffallend, dass gerade in der Schweiz, in den letzten Monaten viele private Fitnesscenter aufgeben mussten. Noch nie musste unser Team so viele Adressen löschen wegen Schliessung. Dies ist sehr schade und tut weh.
Der Kunde eines Einzelstudios erwartet ein besseres Produkt (beispielsweise Beratung) als bei einer Kette oder einem Discountern. Seien Sie als Einzelstudio-Betreiber deshalb innovativ und kreativ. Kümmern Sie sich um Ihre Kunden. Achten Sie darauf, dass möglichst viele Ihrer Kunden Erfolg beim Training haben und ihnen das Training Spass macht. Sie müssen sich spezialisieren auf gewisse Zielgruppen und vergessen Sie das Investieren nicht, denn sonst sehen sie bald altbacken aus.
Obwohl heute die Marktsituation viel härter ist als noch vor ein paar Jahren, dürfen wir eines nicht vergessen: Wir arbeiten in der schönsten Branche der Welt! Dafür sollten wir jeden Tag dankbar sein.
Ich wünsche Ihnen weiterhin gutes Brote backen in der Fitnessbranche.
