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Interview Rainer Schaller CEO McFIT Global Group

RG: Lieber Rainer, es freut mich sehr, dass Du Dich für dieses Interview zur Verfügung stellst. Du hast eine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann gemacht und warst danach Franchisenehmer bei Edeka. Heute gehört Dir eine der grössten Fitnessgruppen der Welt. Wie bist Du in die Fitnessbranche gekommen?

RS: Während meiner Zeit als Einzelhändler bei Edeka wurde ich immer wieder mit Discountern wie beispielsweise Aldi konfrontiert. Damals habe ich privat leidenschaftlich gerne Bodybuilding betrieben und kam irgendwann auf die Idee, ein solches Niedrigpreiskonzept in die Fitnessbranche zu übertragen. Das gab es damals noch nicht und ich war mit dem Konzept der Erste.

RG: Du hast 1997 das erste McFIT mit dem Marketing-Schachzug „Jetzt auch in Würzburg“ und einer Banane als Maskottchen eröffnet. Du suggeriertest mit diesem Slogan, dass eine grosse amerikanische Fitnesskette nun eröffnet. Wie bist Du auf diese Marketing-Idee gekommen und wie erfolgreich war der damalige Start von McFIT?

RS: Alles, wofür wir bei der McFIT Global Group nun eigene Abteilungen haben, wie z.B. Marketing, Produktion, Kreation, Trainingskonzeption etc., habe ich damals alleine in einer einzigen Person gemacht. Die Idee für den Slogan „Jetzt auch in Würzburg“ für die Flyer kam mir kurz vor der Eröffnung. Natürlich waren die ersten Monate danach hart: Ich war Trainer, Servicekraft, Marketing-Manager und Buchhalter in einem. Aber das Discounter-Konzept auf die Fitnessbranche zu übertragen, ging auf und wurde sehr gut von den Kunden angenommen. Genauso der amerikanisch anmutende Name und der Slogan – d.h. die Annahme, dass es das Konzept McFIT bereits gibt – haben den Kunden gefallen. Oft schloss sich dann die Frage an: Wo gibt es McFIT denn noch? Meine Antwort war dann: „Demnächst in Erfurt“.

RG: Du bist mit McFIT der Begründer des Discount-Fitness im deutschsprachigen Raum und warst einer der ersten der 24 Stunden offen hatte. Was waren Deine damaligen Überlegungen für dieses Konzept und weshalb gingst Du einen anderen Weg als die meisten damals in der Branche?

RS: Meine grosse Vision war es von Beginn an, Fitness für jeden zugänglich zu machen. Dafür sollte es weder finanzielle noch zeitliche Hürden geben. Menschen, die beispielsweise im Schichtdienst arbeiten, haben kaum Möglichkeiten, ausserhalb der regulären Öffnungszeiten trainieren zu gehen. Ich wollte mit McFIT einfach jeden ansprechen. Dafür brauchte es ein auf das Wesentliche fürs Training abgespecktes Konzept, damit die Menschen sich das Fitnessstudio leisten konnten. Aber auch einwandfreie Geräte waren wichtig – auch über das Normalmass hinaus –, damit ebenfalls die Kenner der Branche zu mir kommen würden. Und damals noch ein absolutes Novum: Die 24h Öffnungszeiten.

RG: Es dauerte drei Jahre bis Du im Jahr 2000 zwei weitere Standorte eröffnet hattest. Danach ging die Expansion rasant weiter. War es Dir von Anfang an klar, dass Du expandieren wolltest? Und warum ging es vom Start bis zur weiteren Expansion drei Jahre?

RS: Ja, ich hatte mir damals das grosse Ziel gesetzt, die Nummer 1 in Europa zu werden. Es war ein harter Weg – härter als ich mir hätte vorstellen können. Doch es hat sich gelohnt. Ich war immer vom hochwertigen Konzept meiner Studios überzeugt und habe deshalb von vornherein an mein Ziel geglaubt, einmal eine der grössten Fitnessketten zu betreiben. Aus der Vision wurde dann auch Wirklichkeit. Da ich aber weitestgehend auf mich allein gestellt war, konnte ich die Expansion nur in angemessenem Tempo vorantreiben.

RG: Bei McDonald’s kann man einfach, schnell, unkompliziert und kostengünstig essen. Ist der Name McFIT auch aus diesen Überlegungen entstanden und weshalb die Banane im Firmenlogo?

RS: Zu Beginn von McFIT passte die Banane, die im Fitnessbereich als Sportler-Nahrung allbekannt ist, sehr gut. Den Namen McFIT hatte meine damalige Freundin nebenbei reingeworfen, als ich mit meiner Marketingagentur und meinem besten Freund nach einem Namen suchte. Das Einfache und Günstige erinnert sicher an McDonalds, was wir aber nicht als negativ empfinden. Im Zuge unseres Marken-Relaunch 2013 wurde die Banane im Logo weiter entwickelt und durch eine Schleife ersetzt. Wir erfinden uns ständig neu und wollten dies mit dem Relaunch auch nach aussen spiegeln. Unsere Unternehmensdynamik wird mit dem neuen, modernen Logo und dem Claim „Einfach gut aussehen“ perfekt  transportiert. Den Namen haben wir aber bewusst beibehalten – er hat eine Geschichte und wir stehen dazu. 

RG: Ich kann mich gut erinnern, dass zu Deinen Anfangszeiten in der Branche gelacht wurde über McFIT. Heute lacht niemand mehr über McFIT. Du hast eine der grössten Fitnessunternehmungen der Welt aufgebaut. Was waren aus Deiner Sicht die wesentlichen Faktoren für diese unglaubliche Erfolgsgeschichte?

RS: Von Anfang an ging es mir darum, die „Fitnesshalle für alle“ zu schaffen. Fitnesstraining also für jeden zugänglich zu machen. So habe ich angefangen und dieses Credo leben wir bei McFIT immer noch. Dazu kommt der Wille, sich immer weiterzuentwickeln und nicht stehen zu bleiben. Aus diesem Innovationsgedanken sind Marken wie JOHN REED, CYBEROBICS® oder McFIT Models entstanden, die unser Angebot 360 Grad um den Kunden ergänzen und Mitglieder motivieren, weiterhin bei uns zu trainieren. Natürlich sprechen wir dadurch auch neue Zielgruppen an.

RG: Die Gebrüder Klitschko sind seit 2008 Partner von McFIT. Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen und arbeitest Du auch zukünftig noch mit den Klitschkos zusammen, da inzwischen auch Wladimir mit dem Boxen aufgehört hat?

RS: Wir haben damals eine Umfrage unter unseren Mitgliedern gestartet und gefragt, wen sie sich als sportliches und gut aussehendes Testimonial für McFIT vorstellen könnten. Das Ergebnis waren Boris Becker sowie Wladimir und Vitali Klitschko. Sofort war klar: Die Klitschkos passen perfekt zu uns. Durch die jahrelange Zusammenarbeit ist eine enge Freundschaft zwischen Wladimir, Vitali und mir entstanden. Wir sehen uns oft privat, tauschen uns aber auch beruflich aus. Im Moment gibt es keine vertragliche berufliche Zusammenarbeit. Wir sind aber dabei, ein tolles gemeinsames Projekt auf die Beine zu stellen. 

RG: Es gibt das schönes Management-Sprichwort “Belächelt, beschimpft, kopiert“. Aus meiner Sicht trifft dieses Sprichwort hervorragend auf McFIT zu. Stört es Dich, dass Du oft kopiert wirst oder interessiert es Dich nicht, was die Konkurrenz macht?

RS: McFIT ist durch Regelbrüche gross geworden. Ein Beispiel: Als alle Experten Anfang der Neunziger den Trend zum Wellness proklamiert und Studios daraufhin auf Solarien, Saunen und Wellness-bereiche gesetzt haben, habe ich mich bewusst gegen diesen Trend entschieden. Jeder hat mir gesagt, dass ich falsch läge, wenn ich z. B. einen grossen Bereich für Freihanteln anbieten und mich auf Gerätetraining und Ernährungstipps konzentrieren würde. Aber es hat funktioniert. Das Motto „Schwimme gegen den Strom“ hat sich nicht nur in dieser Situation bewährt. Und es ist ja auch eine Form von Bestätigung, wenn man kopiert wird, nicht? Sie führt dazu, dass man langfristig nicht stehen bleibt und sich weiterentwickeln muss.

RG: 2011 hat McFIT die Millionenmarke geknackt: Mit mehr als einer Million Mitglieder wurde McFIT Europas Nummer eins. Heute hast Du über 1,5 Millionen Mitglieder und bist in sieben Ländern vertreten. Es gab aber bis heute kein Fitnesscenter von Dir in der Schweiz (für die Leser: Dies ändert sich). Die Schweiz hat sehr hohe Kosten gegenüber anderen Ländern, vor allem im Bereich Personal und Mieten. Zudem sind die Einzugsgebiete wesentlich kleiner als z.B. in Deutschland. Waren dies die Gründe, weshalb die Schweiz bisher frei von McFIT ist oder magst Du die Schweizer nicht (lacht)?

RS: Wir haben Schritt für Schritt in weitere europäische Länder expandiert und auch die Schweiz stand schon länger auf unserer Wunschliste. Allerdings wollten wir auch hier mit dem richtigen Konzept und der dafür passenden Immobilie starten. Und das ist jetzt mit JOHN REED der Fall.

RG: In Österreich habt Ihr insgesamt 14 Standorte. Sind auch weitere Anlagen in Österreich geplant?

RS: Für den Sommer 2018 planen wir eine weitere JOHN REED Music Club Eröffnung in Wien. Grundsätzlich sind wir immer auf der Suche nach geeigneten Standorten für unsere unterschiedlichen Studioprofile.

RG: Seit 2013 ist Eure App LOOX Fitness Planer kostenlos im App Store und Google Play Store verfügbar. Man findet dort über 300 Trainingspläne von mehr als 100 Experten. Innert drei Jahren hatten sie bereits über eine Million Downloads verzeichnet. Willkommen in der Digitalisierung! Was denkst Du, werden elektronische Trainingspläne und der weitere technische Fortschritt den Job des Fitnesstrainers einmal ganz wegrationalisieren?

RS: Nein, ich denke nicht, dass die Digitalisierung Fitnesstrainer obsolet machen wird. Dennoch ist es wichtig für Fitnessunternehmen beides anzubieten. Heute ist Flexibilität wichtiger denn je. Trainierende wollen ihr Training genauso gestalten, wie es in ihren Alltag passt. Das ermöglichen wir zum einen mit den virtuellen CYBEROBICS® Kursen im Studio – die mit rund 50 Kursen pro Woche eine enorme Anzahl bieten und jeden Tag von 6 bis 24 Uhr laufen. Zusätzlich können die Kurse mit der CYBEROBICS® App on demand völlig flexibel auch zu Hause, im Urlaub usw. genutzt werden. Da wir aber wissen, dass es Mitglieder gibt – vor allem weibliche – die am liebsten mit echten Kurstrainern trainieren, haben wir uns entschieden ab Ende 2017 bei McFIT, High5 und JOHN REED Live-Kurse anzubieten. Auf die richtige Mischung kommt es an. Und am Ende muss man seinen Körper schlussendlich bewegen und gegen einen Widerstand antrainieren. Das wird auch immer so bleiben – bei aller Digitalisierung.

RG: Du hast bei McFIT schon immer Top-Geräte gehabt und dies in einer Menge, wie ich es vorher im deutschsprachigen Raum nicht kannte. Während andere Fitnesscenter vier Laufbänder haben, hattest Du immer schon 20 Laufbänder! Die „alten“ McFIT‘s waren aber nach meiner persönlichen Wahrnehmung von der Infrastruktur – nicht Geräte, sondern Innenausbau – sehr spartanisch eingerichtet. Man konnte rein optisch den Unterschied zu Fitnesscentern im höheren Preissegment sehen. 2014 wurde vom Star-Designer Michael Michalsky das Konzept HOME OF FITNESS entwickelt. Seither erscheint McFIT im Loft-Charakter und kommt auch vom Innenausbau sehr stylisch daher. Ausser, dass Ihr keinen Wellnessbereich anbietet, können viele Fitnesscenter im Hochpreissegment bezüglich Einrichtung mit den neuen McFIT’s nicht mehr mithalten. Was war der Grund für diese Konzeptänderung?

RS: Unser Ziel ist, dass sich die Mitglieder bei uns wohl fühlen und sich lange und gerne in den Studios aufhalten. Mit dem neuen Design wollten wir eine Atmosphäre schaffen, die genau dazu führt. Mit JOHN REED haben wir mittlerweile ein weiteres Level erreicht. Das Studiodesign ist angelehnt an ein exotisches Interior Design mit Clubatmosphäre. Hier verschmelzen Einflüsse verschiedener Kulturen, Design-Elemente historischer Epochen und Street Art urbaner Metropolen zu einem Stil, der fasziniert und inspiriert. 

RG: 2015 brachtet Ihr mit High5 ein neues Fitnesskonzept mit Schwerpunkt Functional Training auf den deutschen und österreichischen Markt. Sehr schnell eröffneten auch weitere Standorte, inzwischen sind es 15 High5 Studios. Was waren Deine Überlegungen für die Entwicklung von High5 und sind auch hier weitere Expansionspläne angedacht?

RS: Nachdem Functional Training aus den USA nach Europa kam, hat es sich schnell zu einem Riesen-Trend entwickelt. Mit High5 wollten wir ein Studiokonzept schaffen, das alle Trainingsmöglichkeiten bietet, die für ein abwechslungsreiches Workout nötig sind, vor allem auf Functional Training konzentriert. Gemeinsam mit Experten von Perform Better, den Experten und Marktführern aus den USA, haben wir eine Functional Box entwickelt, die perfekt an die Bedürfnisse Trainierender angepasst ist. Und auch, was das Design der Gyms betrifft, sind wir den USA treu geblieben: High5 ist im U.S. College und Vintage-Stil gehalten. Der Tresen am Eingang ist zum Beispiel ein riesiger Football-Helm. Preislich sind wir hier bewusst auch noch einmal unter die McFIT-Mitglieds-preise gegangen –  genau wie mit der Grösse der Studios. Dadurch, dass die Studios kleiner sind, können wir auch kleinere Städte erschliessen, die für McFIT nicht in Frage kommen.

RG: Bereits ein Jahr später kommt mit JOHN REED ein weiteres Konzept aus dem Hause McFit. JOHN REED ist ein Fitness Music Club, der Musik, Design und Fitness vereint. Das Besondere sind die regelmässigen DJ-Sessions, bei denen zweimal die Woche bekannte lokale und nationale DJs auflegen. Rainer, wie bist Du auf die Idee gekommen, dass im Fitnesscenter ein DJ Musik auflegt, während die Kunden trainieren? Werden diese DJ-Sessions von den Kunden überhaupt geschätzt?

RS: Musik ist für viele Trainierenden extrem wichtig, sie kann unglaublich motivieren und das Training auf ein neues Level bringen. Deshalb stellen wir bei unserem neuen Studiokonzept JOHN REED neben Training die dazu passende Musik in den Vordergrund. Wir haben dafür Marcus Adam, der schon MTV und Viva entscheidend mitgestaltet hat, als Head of Music und Marketing an Bord geholt. Ein Team aus Musikexperten erstellt die Playlists für das hauseigene JOHN REED Radio und bucht DJs, die immer montags und freitags live in den Clubs auflegen. Es gibt viele Mitglieder, die extra zu diesen Zeiten ins Studio kommen, um die Musik zu geniessen oder weil genau der lokale DJ auflegt, den sie auch im Club gerne hören. Ich hatte dieses Konzept in den 90ger Jahren bei McFIT freitagsabends selbst ausprobiert und es ist damals richtig eingeschlagen. Daher ist mir die Idee auch nie ganz aus dem Kopf gegangen.

RG: Im Juli 2017 habt Ihr den ersten CYBEROBICS® Women’s Club in Berlin eröffnet. Neben einem umfangreichen Trainingsangebot mit über 70 virtuellen Kursen, bietet der Club erstmalig auch einen Wellnessbereich mit Sauna, Whirlpools und Massage an. Die Mitgliederpreise sind bei diesem neuen Konzept höher als bei McFIT. Was sind die Überlegungen hierfür, warum nur Frauen und weshalb mit Wellness?

RS: Unser CYBEROBICS® Women’s Club richtet sich speziell nach den Bedürfnissen unserer weiblichen Mitglieder: Ein vielfältiges Kursangebot, geführte Kleingruppen-Trainings, Kinderbetreuung, ein Wellnessbereich mit Sauna, Whirlpools, Relax-Area sind nur ein Teil des Angebots. Auch das Design ist dort speziell auf Frauen ausgerichtet. Viele Pastelltöne, verbaute Naturmaterialien, echte Birkenholzstämme, eine gemütliche Lounge – dadurch schaffen wir eine angenehme Trainingsatmosphäre. Wir möchten, dass unsere weiblichen Mitglieder sich wohl fühlen und gern trainieren gehen. Dieses Konzept ist auch neu für uns und wir testen es derzeit. Denkbar sind aber auch Erweiterungen, beispielsweise das Konzept auf eine männliche oder gemischte Zielgruppe zu übertragen. Auch an dieser Stelle entwickeln wir uns ständig weiter.

RG: Wellness, höhere Preise, wann eröffnest Du Fitnessclubs, welche preislich im oberen Segment liegen?

RS: Mit dem ersten CYBEROBICS® Women’s Club in Berlin haben wir bereits einen Fitnessclub nur für Frauen eröffnet, der preislich höher liegt. Eine Mitgliedschaft kostet hier ab 50 Euro im Monat. Neben CYBEROBICS® Kursen, Cardio, Geräten, einer Body Toning Area oder Group Workouts, bieten wir hier auch einen Wellness- und Spa-Bereich an. Das Konzept und generell Boutique Studios sind sehr spannend und wir beschäftigen uns gerade intensiv damit. Hier wird es sicher noch einiges an weiteren Ideen geben, die wir umsetzen werden. 

RG: Wenn man Deine Firmengeschichte studiert, fällt auf, dass Du seit der Gründung 1997 bis 2015 ausschliesslich das McFIT-Konzept hattest. Jetzt kommen in sehr kurzer Zeit weitere Marken dazu. Ist Dir „langweilig“ oder was ist der Grund dafür, dass Du lange „nur“ McFIT machtest und jetzt in kurzer Zeit so viele neue Konzepte entwickelt hast?

RS: Wir haben eine grosse Expertise im Fitness-Bereich und sind immer bestrebt, uns weiter zu entwickeln und nicht stehen zu bleiben. Mit McFIT haben wir eine solide Basis geschaffen, an die wir nach wie vor glauben und in deren Studios die meisten unserer Mitglieder trainieren. Eine Marke ist nicht glaubhaft, wenn sie zu weit gedehnt wird. Daher gibt es weitere Zielgruppen, die wir ansprechen und Bedürfnisse, die wir bedienen wollen – dafür haben wir eigene Marken gegründet.

RG: Den Big Bang hast Du im August dieses Jahres angekündet: Mit THE MIRAI hast Du ein ganz verrücktes Projekt ins Leben gerufen: Eine Fitnessanlage in Oberhausen auf einer Fläche von mehr als 50 000 Quadratmetern. Das grösste Gym der Welt! Der Clou: Für die Mitglieder ist das Training kostenlos. Das Projekt wird finanziert über Sponsoren. Wie bist Du auf diese verrückte Idee gekommen?

RS: Im Prinzip ist das meine Ursprungsidee von McFIT gewesen: „Die Fitnesshalle für alle“, die jetzt in die Realität umgesetzt wird. Meine Vision war es immer, Fitness für alle zugänglich zu machen – unabhängig von Alter und Einkommen. Das funktioniert aber nur, wenn man die Chance und die passenden Voraussetzungen dafür bekommt. Auslöser war dann ein Interview mit dem Ryanair-Chef Michael O’Leary, in dem er sagte, er würde kostenlose Flüge anbieten wollen. Da hab ich dann gedacht „jetzt machen wir das auch“ und mich aktiv auf Locationsuche begeben. In Oberhausen sind wir mit der gigantischen Fläche von über 50 000 Quadratmetern fündig geworden. Dort gelingt es uns, Industrie und Menschen direkt zusammen zu bringen und jedem die Möglichkeit zu bieten, Fitness ohne Mitgliedsbeiträge zu betreiben. Damit ist THE MIRAI einzigartig und zukunftsweisend und wird Fitness, Erlebnis, Innovation, Technologie, Forschung und Ausbildung auf noch nie dagewesene Art und Weise in einer perfekten Synthese aus Consumer- und Businesswelt verbinden.

RG: Ihr habt angekündet THE MIRAI bis Ende 2019 zu eröffnen. Seid Ihr im Zeitplan?

RS: Bisher läuft alles nach Plan. Wir haben die Politik auf unserer Seite und erfahren hier viel Unterstützung. Das ist bei so einem Projekt natürlich von enormer Wichtigkeit. Dennoch liegt der Genehmigungsprozess noch vor uns und hier arbeiten wir mit Profis zusammen, damit wir ein für alle tolles Ergebnis schaffen.

RG: Besteht mit THE MIRAI und allfälligen Nachahmer-Konzepten nicht die Gefahr, dass es für die Trainierenden zur Selbstverständlichkeit wird, dass Fitnesstraining nichts mehr kostet. Somit würdest Du der ganzen Branche schaden, insbesondere aber auch McFIT selber? Oder anders gefragt, wie erklärst Du einem McFIT-Kunden, dass er fürs Training etwas bezahlen muss, wenn er bei THE MIRAI kostenlos trainieren kann?

RS: Mit THE MIRAI verfolgen wir ein grundlegend anderes Konzept als mit einem normalen Fitnessstudio. Es wurde auch nicht konzipiert, um andere Fitness-Anbieter aus dem Markt zu drängen. Aufgrund der Grösse der Anlage ist THE MIRAI für das schnelle Workout nach dem Büro eher ungeeignet. Der Zeitaufwand, um auf die gewünschte Trainingsfläche zu kommen, ist für den kurz Trainierenden zu hoch. Darüber hinaus ist THE MIRAI viel mehr als ein reines Fitnessstudio. Es beinhaltet ein Fitnessmuseum, Forschungslabor, Ausbildungszentrum und eine ganzjährige Fitnessmesse in einem. Unser Ziel ist es, Menschen aller Zielgruppen anzusprechen, sie grundsätzlich für das Thema Fitness zu begeistern und an den Markt heranzuführen. Wir wollen mit THE MIRAI  eine (Touristen-)Attraktion mit Fitnessausrichtung etablieren und uns belebend auf die Fitnessanlagen der Region auswirken. Wir sind uns sicher, dass herkömmliche Fitnessstudios dadurch eher einen Zulauf als Rückgang der Mitglieder verspüren werden, da wir Menschen für Fitness begeistern, die sich sonst vielleicht nie dafür interessiert hätten.

RG: Im Frühling 2018 kommt Ihr mit John Reed zum ersten Mal auch in die Schweiz nach Zürich. In unmittelbarer Nähe zu Eurem Standort gibt es bereits sehr viele Fitnesscenter, insbesondere haben dort bereits sieben grosse Fitnessketten eine Filiale. Zürich gilt als einer der am härtesten umkämpften Fitnessmärkte in der Schweiz. Warum startest Du mit John Reed ausgerechnet in Zürich? Es hätte sicherlich „leichtere“ Standorte gegeben.

RS: Wir sind von unserem Konzept überzeugt und sind sicher, dass es in Zürich funktionieren wird. Bestimmt hätte es auch andere mögliche Standorte in der Schweiz gegeben, wir wollen mit JOHN REED aber vor allem in europäischen Metropolen expandieren. Wir lassen uns vom Wettbewerb nicht einschüchtern. Er spornt uns vielmehr an. 

RG: Nach THE MIRAI folgt der nächste „Knaller“ von Euch: Ihr bietet neu ab Januar 2018 bei McFIT im Gruppenkursbereich Live-Kurse an. Dafür startet Ihr weltweit die grösste Joboffensive in der Fitnessbranche, indem Ihr über 3000 Kursleitende sucht. Sind die Cyberkurse nicht gelaufen oder weshalb bietet der Discounter McFIT zukünftig Gruppenkurse mit Kursleitern an?

RS: Nein, überhaupt nicht, unsere CYBEROBICS® Kurse werden sehr gut angenommen und wir sind nach wie vor uneingeschränkt überzeugt von der Qualität unserer virtuellen Kurse, die viele Vorteile bieten. Mit den Live-Kursen möchten wir unseren Mitgliedern eine Erweiterung und zusätzliche Ergänzung des bestehenden Kurs-Programms bieten. Unsere Mitglieder haben dadurch noch mehr Variationsmöglichkeiten in ihrem Trainingsprogramm. Schlussendlich runden wir dieses Angebot durch unsere CYBEROBICS® Online-Kurse ab, die ganz einfach on demand zu Hause oder unterwegs genutzt werden können. Somit haben unsere Kunden alle Möglichkeiten des Kurstrainings.

RG: Live-Kurse bedeuten mehr Personalkosten. Ihr wollt zudem den Kursleitern auch 25% mehr Lohn bezahlen als branchenüblich. Wie lässt sich dies mit den sehr günstigen Mitgliedschaftspreisen von McFIT rechnen? Müssen die Kunden zukünftig mehr bezahlen oder ist der Eintritt zu den Live-Kursen nur gegen Extra-Bezahlung möglich?

RS: Für die Live-Kurse müssen unsere Mitglieder nicht extra bezahlen, sie sind im regulären Monatsbeitrag inkludiert und können unbegrenzt genutzt werden. Ab Dezember sind die Live-Kurse ergänzendes Angebot bei McFIT, JOHN REED und High5. Wir erhoffen uns dadurch natürlich, weitere Kunden und vor allem Frauen anzusprechen und als neue Mitglieder gewinnen zu können.

RG: McFIT überrascht immer wieder mit neuen Ideen. Kommen die meisten davon von Dir persönlich oder entstehen diese in Teamarbeit und woher holst Du Dir Deine Inspiration?

RS: Ich bin immer viel unterwegs und lasse mich auf meinen Reisen gern inspirieren. Häufig entstehen danach Ideen zu neuen Projekten. Es fängt mit einer Vision an, die dann von einem grossen Team in die Realität umgesetzt wird, was immer ein sehr dynamischer und kreativer Prozess ist.  Aber ich habe tolle Leute um mich herum, die teilweise seit Jahren zum Team gehören und die „McFIT-Denke“ verinnerlicht haben. Hinzu kommen mittlerweile weltweit über 3500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die uns zu dem machen, was wir heute sind: Europas Nummer eins in der Fitnessbranche.

RG: Hellsehen kann niemand von uns. Trotzdem meine Frage an Dich: Wie sieht die Fitnessbranche aus Deiner Sicht in zehn Jahren aus? Was wird komplett anders sein als heute?

RS: Mit THE MIRAI gehen wir schon einen grossen Schritt in Richtung Zukunft. Fitness muss zukünftig für jeden zugänglich sein, egal woher derjenige kommt oder welches Einkommen oder Alter er oder sie hat. Trainingsmöglichkeiten werden noch viel stärker auf die Bedürfnisse eines jeden einzelnen, dessen Fitness- und Gesundheitszustand, Alter oder Vorlieben angepasst sein. Und ich glaube, dass es mehr Boutique Studios geben wird für die Menschen, die sich mehr individuelle Betreuung und kleinere, exklusivere Communities wünschen.

RG: Ich habe mal gelesen, dass Du gerne reist. Ansonsten ist über das Privatleben von Rainer Schaller wenig bekannt. Unsere Leser würden sicher gerne mehr über Dich erfahren, zum Beispiel, was Du sonst noch gerne machst, wenn Du nicht für McFIT unterwegs bist.

RS: In der Tat reise ich nach wie vor leidenschaftlich gern. Und ich verbringe meine Freizeit gern mit meiner Familie. Diese Zeit empfinde ich als besonders wertvoll.

RG: Rainer, ganz herzlichen Dank, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Die FITNESS TRIBUNE wird gespannt Deine Projekte weiterverfolgen und darüber berichten.