Technogym und ÖSV-Stars go to Pyeongchang
8. Februar 2018
Können Einzelstudios zukünftig überleben?
9. Februar 2018

Interview Paul Kuoni 30 Jahre Fitness Connection Sursee

Gerda und Paul Kuoni mit ihren Kindern

RG: Lieber Paul, ganz herzliche Gratulation zu 30 Jahre Fitness Connection in Sursee! Dies ist eine ganz tolle Leistung. Dein Bruder hatte bereits vor Dir ein Fitnesscenter in Willisau (Luzerner Hinterland) und Du hast früher als Polizist gearbeitet. Wie bist Du in die Fitnessbranche gekommen und was hat Dich bewegt, in Sursee das Fitness Connection zu eröffnen?

PK: Ich bin in einer grossen Bauernfamilie als Jüngster von insgesamt 13 Kindern aufgewachsen. Das bedeutet, dass wir einfach erzogen worden sind. Ich bekam als Jüngster immer das, was die anderen nicht mehr wollten (lacht). Mein Bruder Peter hat 1981 in Willisau in einem Keller auf 150 Quadratmetern das erste Fitnesscenter in der Region eröffnet. Dadurch, dass ich durch das Mitinvestieren viel Zeit in Willisau im Fitnesscenter verbrachte, begann ich mich immer mehr für die Fitnessbranche zu interessieren. Zu dieser Zeit war ich als Polizeibeamter in Sursee tätig und entschied mich, nach sieben erlebnisreichen und schönen Jahren, diesen Beruf an den Nagel zu hängen. Hauptgrund war, dass mir ein Stockwerk an der Sandgruebestrasse 4 in Sursee angeboten wurde. Ab dann übernahm ich die alleinige Verantwortung für das neue Firmenkonzept in Sursee. Die Finanzierung für die neuen Räumlichkeiten und die Einrichtung von über zwei Millionen Franken war alles andere als einfach. Damals wurde der Fitnessbranche einen schlechten Ruf zugeschrieben, wodurch mir alle Banken von meinem Vorhaben abrieten. Dank der Mithilfe meines kürzlich leider verstorbenen Bruders Franz konnte ich das Projekt zusammen mit einer Grossbank, bei welcher ich heute noch Kunde bin, realisieren.

RG: Auf Eurer Homepage steht: „Als wir im 1988 begonnen haben, schien der Start schwierig zu sein“. Was waren die damaligen Schwierigkeiten?

PK: Das Stockwerkobjekt in Sursee war alles andere als billig, sodass ich das Projekt nur mit der Hilfe meines Bruders realisieren konnte. In Sursee eröffnete bereits vor uns ein Fitnesscenter, welches Konkurs ging. Dadurch war das Echo in Sursee nicht gut, als dann schon wieder ein Fitnesscenter eröffnet wurde. Von allen Seiten hiess es, „ja die werden es nicht lange machen“. Dazu kommt, dass in den Anfängen der Hypothekarzins bis auf 7,5 Prozent stieg. Zum Vergleich, heute liegt er unter einem Prozent. Aber mit Fleiss und Einsatz und der Unterstützung meiner Frau Gerda und meines Bruders Peter, konnten auch wir diese harzige Zeit überwinden und plötzlich waren alle in unserer Region überrascht, dass das Fitness Connection so gut läuft. Wir konnten innerhalb von drei Monaten 1000 Mitglieder gewinnen.  Ehrlichweise muss ich auch sagen, dass uns bei der Planung damals die Fitness Center Union sehr geholfen hatte, speziell Andy Zwing bot mir dabei grosse Unterstützung.

RG: Zu Deiner Startzeit gab es in der Schweiz noch keine Fitnessketten, wie wir sie heute kennen. Es gab aber einen Verbund, der sich „Fitness Union“ nannte und welchem Ihr auch angehört habt. Erzähle uns doch über diese alten Zeiten.

PK: Wie schon erwähnt, war ich von Anfang an in diesem Verbund. Damals waren wir ein Verbund von über 30 Centern, die nicht nur in der Schweiz, sondern über ganz Europa verteilt waren. Wir als Neulinge konnten davon natürlich sehr viel profitieren. Ich möchte hier einige Auszüge aus dem Wirken der Fitness Union aufzählen:

Zusammenarbeit mit der grössten Krankenkasse, der damaligen Helvetia. – Das war dann auch der Startschuss von den freiwilligen Beiträgen der Krankenkassen an ihre Kunden. Auftritte im Sonntagsblick, Auftritt im Fernsehen bei Teleclub. Eine eigene Fitness-Zeitung «Fit und Gesund». Daraus entstand eine Zusammenarbeit mit den Zeitschriften Va Bene, Schweizerfamilie usw… Gemeinsamer Einkauf von Fitness-Geräten. Training unserer Mitglieder in den Union Centern. Zusammenarbeit mit dem Freizeit-Teamanbieter Trekking. Da erinnere ich mich gerne noch das Erlebnis des spektakulären 007-Bungee-Sprung (Golden Eye) von der 220 Meter hohen Verzasca-Staumauer im Tessin. Auch dieses Vorhaben hatte natürlich seinen Hintergrund, denn nur mit einem starken Körper kann man solche Aktivitäten ausüben. Und so haben wir die Vorteile eines regelmässigen Krafttrainings indirekt hervorgehoben – Training kommt vor dem Sport.

Durch Intrigen einiger Personen und Centerinhaber fiel dann leider die Union auseinander. So haben wir vor den Au-gen des damaligen Helvetia-Direktors über ein Promotionsangebot «10 Tage Gratisfitnesstraining» gestritten, das wir den Kunden der Helvetia offeriert hätten. Man kann sich vorstellen, wozu das geführt hat. Einige Fitnesscenter-Inhaber haben sich darüber aufgeregt, dass sie monatlich eine Gebühr von 250 Franken an die Zentrale in Uster bezahlen mussten. Verglichen zu heute, ist das ja unglaublich, mit so einem Betrag kann man heutzutage nicht einmal mehr die Lizenz eines Kurses bezahlen, den man vielleicht ein bis dreimal wöchentlich anbietet. In Gesprächen mit heute noch bestehenden Centern aus der ehemaligen Union – es gibt interessanterweise gar nicht mehr so viele – wird mit viel Wehmut auf diese Zeit zurückgeblickt. Das Schaffen der Fitness Union wird wenigstens im Nachhinein überaus geschätzt.

RG: Andreas Zwing war ohne jeden Zweifel ein grosser Vorreiter und Vordenker unserer Branche. Leider konnte er durch seine schwere Krankheit seine Träume nicht umsetzten. Was denkst Du, wie würde die Fitnesslandschaft in der Schweiz heute aussehen, wenn die Zwing-Ideen hätten umgesetzt werden können.

PK: Das ist für mich schwierig einzuschätzen. Meines Erachtens kann man heute sagen, dass Andy Zwing der Zeit voraus war. Viele konnten oder wollten seine Ideen nicht begreifen. Ich denke da an die damalige Fitness Kampagne 3-mal gegen die Nr. 1.

  • Übergewicht Krankheitsverursacher Nr 1.
  • Herzkreislaufbeschwerden Todesursache Nr 1.
  • Rückenbeschwerden Kostenverursacher Nr. 1.

Damals führten wir schweizweit in 24 Centern eine Studie durch. Es lief so ab, dass in jedem Center pro oben genanntem Thema zehn Personen, die von der jeweiligen „Nr. 1“ betroffen waren, freiwillig trainierten. Jeder Teilnehmer musste vorher zu einem Arzt gehen und die allgemeinem Gesundheitswerte testen und bestätigen lassen. Im Fitnesscenter wurde dann ein regulärer Eintrittstest gemacht: Rückentest (Kraft und Beweglichkeit), Herzkreislauf VO2 max. und eine Körperzusammensetzungsmessung (BCA). Nach drei Monaten betreutem Training wurden die Werte dann analysiert.  Diese Studie war, verglichen zu vielen heutigen solchen Angeboten und Studien, von A bis Z (Andy Zwing) durchdacht. Seine Idee war, dass auf der Basis dieser Ergebnisse faktisch bewiesen werden konnte, was ein regelmässiges Training in einem Fitnessclub bewirken kann. Gleichzeitig wäre das auch der Startschuss gewesen für eine Fülle von breit abgestützten, auf den Kunden zugeschnittenen Trainingsprogrammen, die über das damals bekannte Fitnesstraining hinausgingen. Man hätte die Stichworte Prävention, Rehabilitation und Therapie fest in das Angebot des Fitnesscenters verankert. Das hätte natürlich bedingt, dass zukünftig Fitnesscenter eine medizinische Abteilung in ihre Clubs integrieren hätten müssen. Das war in der damaligen Zeit für die meisten Anbieter nicht möglich.

Und nun schauen wir einmal, was unser Verband heute den Einzel-Fitnesscentern empfiehlt, wie sie sich heute und für die Zukunft ausrichten sollen,  nämlich genau so, wie Andy Zwing es schon vor 25 Jahren predigte. Ich könnte noch viel zu diesem Thema erzählen, doch dies spricht meines Erachtens schon sehr viel dafür, was Zwing hätte erreichen können. Nehmen wir den Fall an, er wäre noch gesund und hätte um sich ein loyales Team, das seine Stärken und Schwächen optimal ergänzt hätte. Interessant, wie die Fitness-Landschaft in der Schweiz heute aussehen würde. Auch wäre Andy Zwing mit seinen Visionen und seiner Schaffenskraft heute sicher eine gute Verstärkung im Vorstand unseres Branchenverbandes.

Die Schwemme von Angeboten von Billiganbieter sowie die Fitnesscenter-Ketten, mit Anbietern wie Coop und Migros, wären gleichwohl in die Schweiz gekommen. Sicher ist nur, dass in der zielgerichteten Zusammenarbeit zwischen den unabhängigen Einzelcentern noch viel mehr hätte erreicht werden können und dazu hätte die Umsetzung der Zwing-Idee sicherlich viel beigetragen.

RG: Erkläre uns doch kurz die Philosophie von Fitness Connection.

PK: Die Philosophie baut auf der Idee, dem Menschen zu einer höheren Lebensqualität zu verhelfen. Unsere Dienstleistungen werden auf die modernen gesellschaftlichen Entwicklungsprozesse und auf die dadurch auftretenden Auswirkungen auf den menschlichen Organismus hin angepasst. Der Körper wird in einer hochmobilen und automatisierten Gesellschaft zusehends von seiner ursprünglichen Funktionsweise entfremdet. Trägheit und Passivität, teilweise beruflich bedingt, führen zu neuen, krankhaften Zivilisationserscheinungen, die sich in erhöhtem Ausmasse auch in den kontinuierlich steigenden Gesundheitskosten bemerkbar machen. Die Fitness Connection will diesen negativen Erscheinungen entgegen wirken. Sie stellt sich gegen einen beliebig auslegbaren Gesundheitsbegriff und steht dafür, dass mit einem, dem Individuum angepassten Kraft- und Ausdauertraining sowie mit einer ausgewogenen Ernährung eine solide und notwendige Basis für einen gesunden Lebensstil geschaffen wird. Im Vordergrund stehen für uns Transparenz und klar verständliche Botschaften gegenüber den Kunden. Die inhaltlich deckungsgleichen Quellen unserer Grundsätze und Philosophien sind verschiedener Herkunft, denn wir verlassen uns nicht auf einseitig spezifische Aussagen.

RG: Ebenfalls würden uns die wichtigsten Meilensteine der 30 jährigen Geschichte des Fitness Connection Sursee sehr interessieren.

PK: Im Oktober 1988 starteten wir mit der Eröffnung des Betriebes am heutigen Standort in Sursee

1993 führten wir erstmals Kursprogramme in unser Angebot ein. Zudem führten wir schweizweit mit anderen Centern eine Studie durch mit über 600 Teilnehmern zum Thema 3-mal gegen die Nr. 1. Anhand dieser Studie konnte bewiesen werden, wie man mit regelmässigem Krafttraining diesen Zivilisationskrankheiten gezielt vorbeugen kann.

1995 richteten wir die DBC (David Back Clinic) ein. Dies ermöglichte uns, massgeschneiderte Trainingsprogramme für chronische Rückenpatienten durchzuführen.

2001 wurden zusätzliche 300 Quadratmeter Räumlichkeiten angemietet. Dieser Bereich wurde erweitert zu einer Physiotherapie, wo auch die bestehende DBC eingebaut wurde. Der neue Bereich untersteht seither der Leitung eines Diplom-Physiotherapeuten. Die Physiotherapie besteht heute aus neun MitarbeiterInnen, die allesamt SpezialistInnen sind in den Bereichen Therapie und/oder Massage.

2006 wurde die Nass-Zone ausgebaut und renoviert.

2009 wurde der Boden im ganzen Fitnessbereich erneuert und mit hochwertigem Industrieparkett ausgestattet.

2015 wurde das Flexx-Konzept eingebaut.

2017 starteten wir mit den Fitness-Geräten der Marke eGym, die eine digitale Trainingssteuerung und -überwachung erlauben.

Regelmässige Erneuerung der Kraft- und Ausdauergerätschaften

RG: Ihr habt seit vielen Jahren eine sehr gut laufende Physiotherapie-Praxis bei Euch im Center integriert. Ihr wart in der Zentralschweiz bei den ersten, die auf das Thema Gesundheit und nicht nur Fitness gesetzt haben. Seit wann betreibt Ihr Eure Praxis und weshalb habt Ihr Euch schon so früh auf die Gesundheit konzentriert?

PK: Das hat sich so ergeben. Mir war immer bewusst, dass wir unser Center noch auf einem andern Standbein aufbauen sollten. Und da ich in früheren Zeiten mit Andy Zwing zusammen gearbeitet hatte, hatte ich immer das Ziel vor Augen, dass im Fitnesscenter die Quelle der Gesundheit erarbeiten werden sollte. Dieses Konzept funktioniert auf Basis der folgenden drei Präventionsstufen:1. Primar-Prävention 2. Sekundär-Prävention 3. Tertiär-Prävention (Rehabilitation). Alles unter einem Dach.

RG: Eurer Slogan bei Fitness Connection ist „fühl dich gut!“. Was sind Eure Überlegungen dazu?

PK: Ich stelle Dir folgende Gegenfragen: Was macht das Leben eigentlich so richtig lebenswert? Was heisst es, sich gut zu fühlen? Unsere Antwort: Es bedeutet, gesund zu sein und ausreichend Energie für seine Lieblingsbeschäftigung zu haben, egal im Beruf, mit Familie oder einfach in der Freizeit. Man soll sich gut fühlen! Wir verfolgen genau diese ganzheitliche Philosophie. Um dies zu erreichen, braucht es ein regional einzigartiges Netzwerk von Physiotherapie, ein fundiertes Ernährungsprogramm bis hin zum Fitnesstraining. Durch all unsere Anstrengungen leitet uns der einfache und doch so aussagekräftige Grundsatz: fühl dich gut!

RG: Du arbeitest seit Beginn mit Willi Zihlmann vom Fitness Connection in Wolhusen zusammen. Ihr macht zusammen Werbung, teilt die Administration auf, seid aber eigenständige Firmen. Gerade in der heutigen Zeit, wo alles sehr schnelllebig ist, sind Partnerschaften über so viele Jahre eine Seltenheit. Was ist Euer Erfolgsrezept dafür, dass Ihr schon so viele Jahre erfolgreich zusammenarbeitet.

PK: Willi Zihlmann kam erst später zur Fitness Center Union. Da unsere Distanz nur 15 Kilometer beträgt, war eine Zusammenarbeit wichtig und gut umsetzbar. Zuletzt waren wir noch mit Fitness Connection Cham die einzigen verbliebenen Partner von Andy Zwing. Gegenseitig können wir voneinander auch heute noch viel profitieren. Willi schaut ebenfalls auf eine lange Vergangenheit zurück, in welcher er sich wie wir seinen Erfolg zeitweise erkämpfen musste. Auch er hat in den letzten Jahren sehr viel in sein Fitnesscenter investiert. Unsere Freundschaft basiert darauf, dass wir uns gegenseitig motivieren und inspirieren können. Dazwischen bleibt immer wieder mal Zeit für ein Fest, sei es an der GV, über die FIBO oder einfach bei sonst einem Anlass. Auch das gehört dazu!

RG: Bei Fitness Connection fällt mir auf, dass Ihr fast jährlich etwas verändert oder etwas Neues eingeführt habt. Ihr habt zwar seit Jahren die gleichen Grundwerte, habt aber permanent Investitionen in die Geräte, die Räumlichkeiten oder in neue Programme gemacht. Euer Center hat eine top Infrastruktur und ist auf dem neusten Stand. Ist dies eines Eurer Erfolgsrezepte, dass ihr ständig investiert?

PK: Ja, das ist etwas übertrieben, denn ich bin nicht eine Person, welche sofort mit dem neusten Trend mitgeht. Ich bevorzuge es, abzuwarten und zu beobachten, wie sich die ganze Sache entwickelt. Die digitale Gerätelinie eGym habe ich erst eingeführt, nachdem ich mich einige Jahre damit beschäftigt habe. Diese gewisse Vorsicht hat sich bis jetzt immer als positiv bewährt. Natürlich lege ich viel Wert auf Qualität bezüglich der Räumlichkeiten und Geräte im Fitness. Mir ist es wichtig, dass die Garderoben, Böden und Türen in einem guten Zustand sind. Ebenfalls sollen die Geräte immer gut gewartet sein, wofür mein Bruder zuständig ist. Er macht seinen Job super, sodass Reparaturen immer fleissig vorgenommen werden. Die Mitglieder schätzen diesen Fokus auf die Qualität. Ich persönlich bin der Meinung, dass die Kombination von älteren Geräten, welche jedoch stets im guten Zustand sind, mit neuen Geräten ein hervorragendes Angebot darstellt.

RG: Paul, wie hast Du unsere Branche die letzten 30 Jahre erlebt? Was ist heute anders als früher, was ist noch gleich? Was waren die High-lights der Branche der letzten Jahre, was die Tiefpunkte?

PK: Ja, es hat sich viel getan in der Branche. Vor 30 Jahren war es schwieriger, die Menschen von einem regelmässigen Training zu überzeugen. Heute geht das einfacher. Die Besucher wissen heute in der Regel genau, was sie wollen und sind sehr gut informiert; allem voran auch dank dem Internet. Grundsätzlich merkt man aber, dass der Fitnessmarkt viel gesättigter ist als noch vor 30 Jahren. Gleichzeitig hat aber eine enorme Spezialisierung der Fitnessbetriebe stattgefunden. So war es damals noch eine kleine Katastrophe, wenn gegenüber ein neues Center eröffnete, da dies einen grossen Verdrängungswettbewerb bedeutet hatte. Heute ist der Markt viel segmentierter und zwei Fitnessbetriebe können praktisch Tür zu Tür koexistieren, wenn jeder sein eigenes Konzept im Griff hat.

Für uns bedeutet die grosse Menge von Anbietern im Markt, dass die Anzahl von Interessenten, die wir anwerben können, geringer ist. Der Kuchen wird sozusagen in immer kleinere Stücke unterteilt. Aber diejenigen, die sich für uns interessieren und bestenfalls auch entscheiden, passen dann sehr gut zu uns. Ganz gemäss dem Spruch «Gleich und Gleich gesellt sich gerne». 

Erfreulich ist immer wieder von Kunden zu hören, dass sie sich extrem wohl bei uns fühlen. Darum auch der Spruch „fühl dich gut“. Durch unser Angebot mit der integrierten Physiotherapie hat sich unsere Kundschaft in den letzten Jahren stark verändert. Wir haben uns erfolgreich auf eine Zielgruppe ausgerichtet, die nicht nur aus ästhetischen oder leistungstechnischen Gründen Training betreibt, sondern vor allem ein ausgeprägtes Gesundheitsbewusstsein hat. Dementsprechend haben wir dann auch unser Kursangebot ausgerichtet.

Als Tiefpunkt der Entwicklung unserer Branche empfinde ich die schlechte Medienarbeit und fehlende politische Positionierung. Wir haben es verpasst, Fitnesstraining gegenüber dem Gesundheitssystem als wirksame Therapieform für die Zivilisationskrankheiten zu propagieren. Nun sehen wir zu, wie Ärzte Patienten mit Krankheitsbildern wie Fehlhaltungen oder Übergewicht, die man vorzüglich mit einem betreuten Fitnesstraining behandeln und eben auch vorbeugen könnte, in die Trainingstherapie zu Physiotherapeuten schicken – und die Krankenkassen übernehmen diese Kosten. Stattdessen wird in unserer Branche ein etwas unseriöser und auf Trends orientierter Fitnessbegriff vermarktet. Wenn ich die Berichterstattung über die FitnessExpo in Basel im Regionalfernsehen sehe, dann wundere ich mich nicht über die fehlende Glaubwürdigkeit unserer Branche. Zum Glück hat der Verband diese Fehlentwicklung schon länger erkannt und betreibt viel Arbeit, um diese Fehlentwicklung zu beheben.

RG: Du stehst auch nach 30 Jahren immer noch persönlich an der Kundenfront. Viele Einzelstudiobesitzer machen dies nicht mehr und sind nur noch im Back-Office. Woher nimmst Du Deine Motivation nach so langer Zeit, immer noch selber an vorderster Front zu stehen?

PK: Das war nicht immer so. Da in den letzten Jahren meine Frau wieder vermehrt im Betrieb arbeitet, überlasse ich das Back-Office lieber ihr. Sie hat mehr Geduld als ich, zudem ergänzen wir uns diesbezüglich sehr gut. Ich nehme mir lieber die Zeit dafür, um an der Front zu arbeiten, wodurch ich direkt mit den Kunden in Kontakt treten kann. Dies bringt auch Vorteile beim Austausch mit meinen MitarbeiterInnen, denn durch die Arbeit an der Front pflege ich den regelmässigen Kontakt mit ihnen und wir können offen miteinander kommunizieren. Meine Motivation nehme ich vor allem aus den positiven Rückmeldungen und Erfolgen unserer Mitglieder.

RG: Der SFGV konnte die Volksinitiative nicht lancieren, da aus den Mitgliedercentern zu wenige Unterschriften gesammelt wurden. Du hingegen hast persönlich in kurzer Zeit sehr viele Unterschriften gesammelt. Wie hast Du das gemacht, hast Du die Leute erpresst (lacht)?

PK: Wir haben einfach als Ganzes die Unterschriften sowohl intern wie auch extern gesammelt. Extern ist uns sicher meine Kontaktfreudigkeit entgegen gekommen. Auch mein politisches Grundwissen bzw. mein Interesse waren mir sicher eine grosse Hilfe (man musste ja mindestens schon mal wissen, was eine Initiative ist). Und ich hatte auch grossen Spass anlässlich der Frühjahrsausstellung LUGA in Luzern die 1000 Unterschiften zu sammeln. Bis im Frühjahr letzten Jahres kamen dann über 2000 Unterschriften zusammen. Das hat mich insgesamt doch einiges an Zeit und Geld gekostet, doch es hat sich, obwohl die Initiative nicht zustande kam, für mich gelohnt. Jetzt freuen wir uns von Fitness Connection, wenn wir die Reise in den Europapark nach Rust antreten können.

Beim Sammeln der Unterschriften konnte ich aus diversen Gesprächen mit Passanten und Interessenten feststellen, dass ein Kurswechsel in der Gesundheitsbranche, hin zu einem Präventionsmodell, begrüsst wurde.

RG: Ihr seid mit Fitness Connection bei Qualifit dabei. Dies ist ein Verbund von 25 unabhängigen Einzelstudios, in dem ein gegenseitiges Trainingsrecht besteht. Ist Qualifit eine Lösung, um gegen Ketten überleben zu können?

PK:  Nein, in dieser Form bis jetzt nicht. Abgesehen vom gegenseitigen Trainingsrechtes arbeiten wir kaum zusammen. Um mit den Ketten mithalten zu können oder ernsthafte Konkurrenz darzustellen, müssten andere Strukturen vorhanden sein. Es müsste eine Organisation aufgebaut werden, wie es damals in den Anfängen die Fitness Center Union war. So wären wir als Einzelne in einer Gruppe stark, vorausgesetzt es wird die gleiche Philosophie vertreten. Aber wie damals ist es auch heute schwierig, eine Gruppe unabhängiger Fitnesscenter unter einen Hut zu bringen. Darum wird es wohl so bleiben, dass der Verbund Qualifit in folgenden Bereichen Vorteile bringt: Gegenseitiges Trainingsrecht, Rücksprache bei Gerätekauf, Erfahrungsaustausch bei allgemeinen Fragen und Verkaufsangebote von Einrichtungen.

Man muss als Einzelcenter in der Region stark verankert sein und auch entsprechend auftreten. Wir sind gegenüber der Kundschaft nicht anonym und müssen gute, ehrliche und vor allem sichtbare Arbeit leisten. Wenn unsere Arbeit von der Kundschaft geschätzt wird, dann werden wir auch von ihnen beachtet.

RG: Fitness Connection hätte sicher das Potential gehabt, eine schweizweite Kette zu werden. Du selber hattest auch einmal ein zweites Center, welches Du dann aber wieder verkauft hast. Wenn man die heutige Entwicklung anschaut, denke ich, war es die richtige Entscheidung, sich nur auf einen Standort zu konzentrieren. Hat es Dich nie gereizt zu expandieren?

PK: Früher schon. Aber in den letzten Jahren habe ich festgestellt, dass ich nicht der Typ dazu bin, mehrere Center zu eröffnen. Ich bin ein Frontmensch und ich schätze es, direkt mit den Menschen zu kommunizieren.

RG: Der Markt wird härter. Ketten und Discounter sind sehr schnell am Wachsen. Du bist mit Fitness Connection im Premiumbereich positioniert. Was müssen aus Deiner Sicht die Einzelstudios noch besser machen, um zukünftig bestehen zu können?

PK: Ein wichtiger Faktor ist, die Kosten im Griff zu halten und darauf den Fokus zu setzen, was den Ketten und Discounter fehlt. Dazu gehört, vermehrt auf die Kunden einzugehen und wenn möglich Verbesserungsvorschläge sofort umzusetzen – Einzelkämpfer sind viel schneller, wenn es darum geht, etwas Neues umzusetzen, als eine grosse Kette mit Gesamtkonzept. Bei uns ist die Stimmung familiär. Wir schätzen die Kunden, sind ehrlich miteinander und haben Freude an unserem Beruf.

Sicher ist es für jedes Einzelstudio essenziell, ein eigenes, konkurrenzfähiges Konzept zu verfolgen, für das die Kunden auch bereit sind, etwas zu bezahlen. Wenn man sich auf einen direkten Preiskampf mit einem Discounter einlässt, kann man nur den Kürzeren ziehen.

RG: Fitness Connection hat schon immer auf gute Betreuung und gut ausgebildetes Personal geachtet. Ihr beschäftigt Fitnesstrainer mit dem Eidgenössischen Fachausweis, habt Physiotherapeuten auf der Trainingsfläche und bildet Lehrlinge aus. Ist dies eine Lösung für die Zukunft, um erfolgreich zu bleiben?

PK: Dies ist sicherlich ein wichtiger Faktor. Wir setzen auf Qualität wenn es um die MitarbeiterInnen geht, da diese neben der Infrastruktur den grössten Einfluss auf unsere Kundenzufriedenheit haben. Aber da sind noch viele andere Faktoren wichtig, wie oben schon erwähnt.

RG: „Hinter jedem erfolgreichen Mann, steht eine starke Frau!“. Ich glaube, dieser Satz trifft bei Dir hervorragend zu. Deine Frau Gerda arbeitet seit 30 Jahren sowohl an der Kundenfront wie auch im Back Office mit und ist eine der tragenden Säulen des Fitness Connection in Sursee. Ebenfalls arbeitet Dein Bruder seit Beginn an mit. Ich gehe davon aus, der Erfolg des Fitness Connection Sursee wäre ohne die grosse Unterstützung Deiner Familie nicht möglich gewesen?

PK: Ja, ganz bestimmt und ich bin Gott sehr dankbar, dass ich eine so liebe Familie hinter mir habe. Als ich meine Frau 1987 kennen gelernt habe, war ich schon bei der Planung des Fitness Center in Sursee. Sie hat mich damals – und tut es bis heute – jederzeit unterstützt, was nicht selbstverständlich ist. In den Anfängen hat sie als Krankenschwester im Spital Sursee gearbeitet und in der Freizeit bei mir auf der Baustelle und später im Fitnesscenter. Inzwischen arbeitet sie zwei bis vier Tage im Center im Backoffice und ich kann jederzeit auf ihre Hilfe zählen. Für das bin ich ihr enorm dankbar.

Ebenfalls hat mich mein Bruder bei der Realisierung und dem Bau des Fitnesscenters unterstützt und ist nun 30 Jahre bei uns dabei. Heute können die Mitglieder von seiner langjährigen Erfahrung profitieren. Als guter Menschenkenner weiss er über die Vielfalt der Bedürfnisse unserer Kunden Bescheid und kann sie dementsprechend auch beraten. Mit seiner Erfahrung  ist er eine Bereicherung für alle unseren MitarbeiterInnen. Auch im Bereich Unterhalt ist er Gold wert, denn er gibt alles, wenn es darum geht, etwas zu reparieren. Als gelernter Landmaschinenmechaniker hat er auch das entsprechende Rüstzeug dafür.

RG: Die Nachfolgeregelung ist gesichert. Dein Sohn arbeitet im Marketing bereits mit, Deine Tochter teilweise im Kinderparadies und Dein Schwiegersohn auf der Trainingsfläche. Ich gehe deshalb davon aus, dass ein Verkauf Eures Centers nie ein Thema sein wird und die nächste Generation Kuoni den Betrieb einmal übernehmen wird.

PK: Die Planungen dazu sind im vollen Gange und es wird sich zeigen, wie es mit Fitness Connection weiter geht. Der Älteste ist noch nicht 30-jährig und die Jüngste ist sogar noch in der Ausbildung. Daher gehe ich die Nachfolgeplanung schrittweise an. Das Interesse sowie die Fähigkeiten sind auf jeden Fall vorhanden. Und auch wenn der Betrieb nicht an die nächste Generation Kuoni gehen würde, fänden wir mit Sicherheit einen Käufer.

RG: Zum 30-jährigen Jubiläum habt Ihr in Sursee einen Vortrag mit Andreas Bredenkamp organisiert, sowohl für Mitglieder als auch Nicht-Mitglieder. Der Vortrag war ein Riesenerfolg. Der Titel lautete: „Der sichere Weg zu besserer Gesundheit und mehr Lebensqualität“. Aus welchem Grund habt Ihr zum Jubiläum diesen Vortrag organisiert und was verbindet Euch mit Andreas Bredenkamp?

PK: Andreas Bredenkamp kenne ich schon länger. Ich halte viel von seinen Darstellungen und er kann diese ausgezeichnet präsentieren. Wir starten ja in unser 30igstes Jubiläumsjahr und dazu möchte ich meinen Kunden auch etwas Nützliches bieten, von dem sie profitieren können. Sei es, um wertvolles, neues Wissen zu gewinnen oder einfach, damit sie sich sicher und aufgehoben fühlen bei Fitness Connection. Zu diesem Vortrag konnten unsere Mitglieder auch Freunde mitbringen. Anschliessend waren alle Gäste zu einem Apéro eingeladen. Wir rechneten mit ca. 200 Anmeldungen, angemeldet haben sich schlussendlich über 300 Personen. Dies waren vor allem Mitglieder mit Bekannten und Freunden.

Dies ist einer von vielen Wegen, die wir als Einzelcenter in der Region gehen müssen. Damit gewinnen wir für unseren Betrieb Fürsprechen nach dem Motto „Tu Gutes und sprich darüber“. Ich bin mir sicher, unsere Kunden werden noch lange darüber sprechen und das war auch noch nicht die letzte Aktion, die wir in unserem Jubiläumsjahr für unsere Kunden durchgeführt haben.

RG: Paul, soviel ich weiss, wirst Du bald 60 Jahre jung, bist bald 30 Jahre verheiratet und Fitness Connection feiert ebenfalls das 30-jährige Jubiläum. Ich gehe davon aus, es gibt bald eine Riesenparty, richtig?

PK: Richtig. Ich werde im April 60 Jahre alt und werde es entsprechend feiern (lacht). Unsere Mitglieder können das ganze Jahr von speziellen Angeboten profitieren. Den Start für das Jubiläumsjahr markiert der Vortrag von Andreas Bredenkamp. Im Herbst werden wir sicher auch etwas machen – seid gespannt!

Lieber Paul, herzlichen Dank fürs Interview und nochmals herzliche Gratulation zu 30 Jahre Fitness Connection Sursee.