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Interview: Jean-Pierre Schupp, der ehemalige Herausgeber der FITNESS TRIBUNE, lanciert Heft für Menschen über 60 Jahre: STARK & VITAL

Roger Gestach im Interview mit Jean-Pierre Schupp

RG: Jean-Pierre, nun überraschst Du nach einem Jahr wieder den Markt. Im Sommer 2017 haben wir bekannt gegeben, dass ich neuer Herausgeber und Besitzer des Fachmagazin FITNESS TRIBUNE bin und diesen Sommer kommt der zweite Paukenschlag: Du lancierst ein Heft für Menschen über 60 Jahre.

JPS: Wer über 30 Jahre ein Fachmagazin herausgegeben hat, wird natürlich älter und auch viele Bekannte und Freunde sind älter geworden und die meisten sind nun wie ich über 60 Jahre jung. Das Wissen dieser Golden-Age-Generation ist enorm und mit meinem neuen End-User-Heft STARK & VITAL werde ich in der Tat nur die 60- bis 120-Jährigen bedienen und ihnen Tipps geben, wie sie noch lange, möglichst gesund und autonom auf Erden leben können.

RG: Und wie sieht es mit dem professionellen Fitnessmarkt aus?

JPS: An eine FIBO werde ich nicht mehr reisen – das sind tempi passati. Auch sind die klassischen Gerätehersteller nicht meine Anzeigekunden. Klar ist aber, dass man den FitnessclubbetreiberInnen, die sich als Einzelkämpfer nun seit Jahrzehnten auch für das Krafttraining der Menschen über 60 widmen, zusammenarbeiten und mit diesen dann gemeinsam mit ihren über 60-jährigen Fitnessclubmitgliederinnen etwas auf die Beine stellen kann. Dies gilt auch für Physiotherapeuten und alle Verbände und Organisationen wie beispielsweise Pro Senectute. Mein Fokus liegt darauf, Frauen und Männer über 60 mit Krafttraining, gesunder Ernährung und weiteren Massnahmen fit zu machen, so dass sie ihre Gesundheit erhalten können. Nicht wie viele Altersvereine und Verbände, welche eher darauf schauen, wie den 70-plus-Jährigen zu günstigen Konditionen ein Rollator verkauft werden kann. Das ist der komplett falsche Weg!

RG: Wo siehst Du Synergien zwischen der FITNESS TRIBUNE und Deinem neuen Heft?

JPS: Wir alle werden älter, Roger, und viele „Junge“, also Menschen unter 60 Jahre, wissen gar nicht, wie sie als 65-plus-Jährige regelrecht diskriminiert werden. Ein Beispiel: Hypothekarverlängerung ab 65 ist der reinste Horror! Versicherungsabschlüsse ab 65, Horror! Die Liste ist enorm. Wer also glaubt, dass er als gesunder und vitaler Mensch seine Pensionierung geniessen kann, kommt dann wirklich auf die Welt!  So kann ich mir gut vorstellen, dass sich auch die Leserschaft der FITNESS TRIBUNE dafür interessiert, was ab 65 so auf sie zukommt und wie Wirtschaft und Staat uns Frauen und Männer ab 65 in so vielen Dingen richtig – sorry für den Ausdruck – „verarscht“ !

RG:  Ein hartes Wort.

JPS: Ich gebe Dir nur eines von vielen Beispielen: Pension pro Monat als Einzelperson um 2300 Franken, als Ehepaar um 3500 Franken im Monat. Hast Du Dich mit der BVG II und III zusätzlich versichert, vielleicht sehr gut versichert, dann erhältst Du, sagen wir, auf einem Schlag zusätzliche 500’000 Franken. Hier geht es schon los. Viele selbstständige Erwerbende haben vor Jahrzehnten eine Pensionsversicherung abgeschlossen. Damals hiess es noch: „Wenn Sie 65 sind, können Sie zwischen Barauszahlung und monatlicher Rentenzahlung bis an Ihr Lebensende wählen“. Heute existiert nur noch die Option der Barauszahlung. Klar, die Menschen leben sehr viel länger und die Rentenzahlung auf Lebenszeit wäre für die Versicherungen in den meisten Fällen ein absolutes Verlustgeschäft.

Wie lange reichen aber 500’000 Franken aus? Miete 2500, Krankenkasse 800, Essen 1500 Franken, dazu Steuer 250 Franken (man muss auf die AHV auch wieder Steuern zahlen), Ferien 1000, Kleider und sonstiges 750, Unvorhergesehenes (Zahnarzt usw.) 1000 Franken, somit kommen wir schnell auf rund 8000 Franken im Monat. Für die teure Schweiz nichts Aussergewöhnliches. Zieht man die AHV von 2300 Franken ab, braucht diese Person pro Monat 5700 Franken von seinen Ersparnissen. Nach 87 Monaten, also nach siebeneinhalb Jahren, sind diese 500’000 Franken aufgebraucht. Und dann? Ja, dann werden die meisten zum Sozialfall. Wie lange kann sich die reiche Schweiz so ein System leisten? Dann also ab 70 nicht mehr Auto, sondern Rollator fahren?

RG: Unglaublich, an so etwas denkt ja kein Mensch unter 60. Man zahlt fleissig seine AHV, seine BVG II und, wer es sich leisten kann, die BVG III. Solche Sachen bekommt man an den Schulen nicht vermittelt.

JPS: Du siehst Roger, Deine Aufgabe, welche Du sehr gut erfüllst, ist es mit der FITNESS TRIBUNE den wichtigen Präventionsmarkt der FitnessclubbetreiberInnen mit guten Interviews und Reportagen aufzuklären. Wie Du mir erzählt hast, war das Feedback von der diesjährigen FIBO für Dich sehr positiv!

Meine Aufgabe ist es, die Menschen im Alter ab 60 Jahren aufwärts darüber aufzuklären, wie sie nicht nur etwas für ihre Gesundheit tun können, z.B. in Fitnesscenter Muskelaufbau zu trainieren, sondern eben auch, wie man sich gegen Diskriminierungen aller Art wehren kann.

RG: Und Du glaubst, dass sich ein Fachmagazin und ein End-User-Magazin hier ergänzen können?

JPS: Absolut, denn die FitnessclubbetreiberInnen, vor allem jene, die sich auf das Training von 60-Plus-MitgliederInnen spezialisiert haben oder es noch tun werden (müssen), werden durch das STARK & VITAL-Heft (gibt es nur im Format A5 und „nur“ im Abonnement) animiert werden, umgehend in einem Fitnesscenter mit dem überlebenswichtigen Krafttraining zu beginnen. Und die Leserschaft der FITNESS TRIBUNE, also die Entscheidungsträger der Fitnessclubbranche werden mit dem STARK & VITAL, wertvolle Tipps erhalten, wie sie sich schon früh auf ihre Pensionierung vorbereiten können. Diese Infos können sie dann auch ihren 60-plus-MitgliederInnen weitergeben. So könnte eine Zusammenarbeit von FITNESS TRIBUNE und STARK & VITAL für Menschen, die verstanden haben, dass man nur durch ein eigenverantwortliches Leben durch Bewegung, die Gesellschaft verändern kann, durchaus interessant sein.

RG: Ein guter Schlusssatz, Jean-Pierre. Ich danke Dir für das Interview.