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Interview Dominik Keller – SPA Medical Wellness seit 20 Jahren

Das Thermalbad Zurzach entstand aus einer glaubersalzhaltigen Mineralquelle in Bad Zurzach in der Schweiz. Das Wasser hat eine natürliche Temperatur von 39,9 Grad Celsius und stammt aus 430 Metern Tiefe. Der Arzt Dr. Martin Erb war von der heilenden Wirkung des Wassers überzeugt. Im September 1955 war es soweit: Das warme Wasser schoss aus dem Urgestein hervor. Die Rehaklinik nutzt das Wasser seither bei Beschwerden am Bewegungsapparat (Rheuma, Arthrose), bei neurologischen Krankheitsbildern (Hirnschlag, Lähmungen, Parkinson) sowie bei Gefässerkrankungen, nach Tumor- oder Krebserkrankungen und chronischen Schmerzzuständen.

Das Thermalbad Zurzach bietet mit einer Wasserlandschaft auf 2000 Quadratmetern und dem SPA Medical Wellness Center ein ganzheitliches und individuelles Wohlfühlerlebnis an. Vier Thermalwasserbecken, ein Naturschwimmbecken, ein Papa Moll-Kinderbecken, ein Intensiv-Solebad, ein Hot- und Cold-Pool, 14 Saunen und Dampfbäder, Fussbäder, ein vielfältiges Massageangebot, Fitness- und Ernährungsangebote und kosmetische Behandlungen bilden das umfassende gar schweizweit grösste Wellness-Angebot.

Genau vor 20 Jahren eröffnet das Thermalbad Zurzach einen der schweizweit ersten SPA Medical Wellness-Bereiche. Die FITNESS TRIBUNE berichtete mehrseitig darüber. Der Centerleiter damals war Dominik Keller. Heute arbeitet Dominik Keller immer noch in Bad Zurzach und hat die Geschäftsführung des ganzen Betriebes unter sich. Grund genug für Roger Gestach, mit ihm ein Interview zu führen.

RG: Seit 1955 gibt es das Thermalbad Zurzach. Sogar der Gemeindename wurde wegen des Bads gewechselt. Früher hiess die Gemeinde nur Zurzach, heute Bad Zurzach. Eine riesige Erfolgsgeschichte. Dominik, erläutere uns kurz die wichtigsten Etappen und Meilensteine des Thermalbad Zurzach.

DK: Die Geschichte von Bad Zurzach ist enorm eindrücklich. 1954 haben sich fünf Freunde entschlossen nach Thermalwasser zu bohren. Sie haben ihr gesamtes Vermögen eingesetzt, um den edlen Rohstoff zu finden. Als sie auf einer Bohrtiefe von 400 Metern angekommen waren, fanden sie jedoch immer noch kein Wasser. Sie hatten noch Geld für drei Tage und dann hätte das Projekt eingestellt werden müssen. Am letzten Tag und auf einer Tiefe von 430 Metern stiess man dann endlich auf die sehnlichst erhoffte Thermalquelle. Das Wasser sprudelte mit rund 40 Grad Celsius und über 450 Litern pro Minute an die Oberfläche. Es folgte ein grosses Volksfest, die Kirchenglocken läuteten, es gab eine Freinacht und schulfrei für die Kinder. Die Erfolgsgeschichte von (Bad) Zurzach begann. In kürzester Zeit wurde ein provisorisches Bad errichtet und 1971 das heutige Thermalbad eröffnet. Heute arbeiten rund 1000 Personen im Thermalbad, in den Kliniken und Hotels.

RG: Vor 20 Jahren wurde der SPA Medical Wellness-Bereich eröffnet und Ihr wart damals mitunter die ersten auf diesem Gebiet. Erläutere uns doch die damalige Idee und das Konzept.

DK: Als ich 1994 für die Intrad Fitness AG die Produkte Life Fitness und Keiser vertrieb, kam die Anfrage vom Thermalbad Zurzach nach zwei Laufbändern. Als wir das Potenzial vor Ort sahen, teilten wir dem damaligen Geschäftsführer mit, dass wir ihm kein Laufband verkaufen, sondern ein Konzept erarbeiten möchten. Anschliessend investierte die Thermalbad Zurzach AG zehn Mio. Franken und alleine eine Million davon in Fitnessgeräte.

Vor der Eröffnung des SPA MWC zogen wir damals mit Reportern von Tele M1 in Baden und Zürich los, um Leute zu interviewen. Wir fragten, was sie unter Wellness verstünden. Dieser Begriff war dazumal vielen Leuten noch nicht bekannt. Unser Ziel war es, in Bad Zurzach ein ganzheitliches Wellnesscenter für Prävention zu realisieren.

RG: Wie hat sich das SPA Medical Wellness Center in den 20 Jahren gewandelt. Was hat sich verändert, was ist noch gleich und wie sieht das Konzept heute aus?

DK: In der Anfangszeit war die Nachfrage nach den Hotels enorm stark, unsere Hotelpackages verkauften sich am Laufmeter. Die Gäste kamen für zwei, drei Wochen zur Erholung und Entspannung zu uns. Dies ist heute vorbei. Die durchschnittliche Aufenthaltszeit in den Hotels liegt nur noch bei 2,7 Tagen. Der heutige Gast hat viel weniger Zeit und möchte in kurzer Zeit möglichst viel konsumieren und erleben.

Dementsprechend haben wir unsere Angebote mehr auf die Mitglieder und die Tagesgäste ausgerichtet.

Nach wie vor ist der Gewichtsreduktionsbereich sehr wichtig. Wir hatten, damals mit der Infrafit, die Blick auf der Titelseite als „Fettfressmaschine“ in Bad Zurzach bezeichnete, eine innovative Lösung. Heute sind wir mit den DNA-Analysen sehr erfolgreich. Wir konnten bereits über 200 solcher Analysen verkaufen und die Mitglieder und Gäste sind enorm zufrieden mit der individuellen Beratung.

Neu haben wir das Rückenkompetenzzentrum noch stärker ausgebaut und haben mit unseren hervorragenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in diesem Bereich ein enormes Wachstum erreicht.

RG: Du bist nun schon über 20 Jahre dabei. Zuerst als Centerleiter vom SPA Mecial Wellness Center. Heute hast Du die gesamte Geschäftsführung inne. Was ist Deine tägliche Motivation und was fasziniert Dich noch heute am Thermalbad Zurzach?

DK: Es ist eine grosse Freude zu sehen, wie viele Leute in unserem Land aktiv etwas für die Gesundheit tun. Wir haben im SPA immer noch viele Gründungsmitglieder, die seit dem ersten Tag unsere Clubmitglieder sind. Die grosse Verbundenheit und Treue unserer Kunden ist nach wie vor eine grosse Befriedigung für mich. Als ich damals im Thermalbad startete, waren wir 45 Mitarbeiter – heute sind wir weit über 100.

RG: Das Thermalbad Zurzach ist hauptsächlich bekannt wegen des Bads und des grossen Wellnessangebots. Ihr bietet aber auch klassisches Fitness-training an. Wie sieht Euer Konzept und Angebot im Fitnessbereich aus?

DK: Wir haben einen grossen Ausdauerbereich mit Life-Fitnessgeräten sowie seit 20 Jahren einen Ausdauerbereich im Freien. Im Kraftbereich haben wir einen milon-Zirkel, Keiser-Geräte sowie einen grossen Freihantelbereich. Ferner ist unser spezieller Rückenbereich ein eigenes Profitcenter.

Aber der Clou, Roger, ist, dass wir auf dem Weg sind, unseren Fitnessbereich, angebotstechnisch revolutionär umzukrempeln. Wir bieten unseren Interessenten, bevor diese im Fitness starten, eine Trainings- und Therapieform an, in der diese lernen, orthopädische Schmerzen, die eigentlich jeder hat, mit einem ausgeklügelten Kombinationsprogramm relativ schnell in den Griff zu bekommen. Diese Kurse sind sechsmal die Woche mit 40 Personen randvoll besetzt und die Schmerzen der Teilnehmer lassen schnell und deutlich nach. Du kannst Dir vorstellen, wie die Mund-zu-Mund- Propa-ganda beim diesem Thema „einschlägt“. Gerne werde ich Dir demnächst eine Zwischenbilanz unseres Erfolgskonzepts präsentieren. Ausserdem haben wir diesen Sommer unser Trainingsangebot mit dem Cross-Training Nature Park weiter ausgebaut. Auch unsere vielen Groupfitness-Kurse – hierzu zählen natürlich auch die Kurse im gesunden Thermalwasser – sind ebenfalls sehr beliebt.

RG: Wie wichtig ist für Euch der Fitnessbereich und wie hoch ist der Umsatz davon in Prozent am Gesamtanteil der Firma?

DK:  Die Thermalbad Zurzach AG setzt rund 11,5 Mio. Franken im Jahr um. Der reine Fitnessumsatz beträgt rund 1,2 Mio. – Du siehst etwa gut zehn Prozent. Dennoch ist das Fitness für das Gesamtangebot sehr wichtig, denn Wellness beinhaltet, wie Du ja weisst, körperliches und geistiges Wohlbefinden. Dazu brauchen wir neben dem grossen passiven auch den aktiven Bereich. Übrigens, als ich damals bei der Eröffnung das Ziel von 1000 Mitgliedern vorgab, hielten mich die Leute für verrückt. Wie willst Du 1000 Mitglieder in Bad Zurzach gewinnen? Bad Zurzach hatte damals nicht einmal 4000 Einwohner und das Einzugsgebiet war sehr schwach besiedelt…

RG: Zu Eurer Unternehmensgruppe gehören auch noch weitere Firmen wie z.B. das Airport Fitness in Zürich. Erzähle uns mehr darüber?

DK: Wir haben im Thermalbad rund 50 Prozent der Gäste aus Zürich. Wir wollten mit unserem Angebot in diesem wichtigen Markt präsent sein. Mit über 27 Mio. Passagieren im Jahr und 27‘000 Mitarbeitern bittet der Flughafen ein grosses Potential. Aus diesem Grund haben wir im Airport Fitness und Wellness neben dem grossen Fitnessangebot auch eine wunderschöne Wellnesslandschaft und wohltuende Massagen im Angebot.

RG: Aktuell wird die Schweizer Fitnesslandschaft überrollt von den Ketten und Discountern. Fitnesstraining wird immer billiger und die Anlagen andererseits immer hochwertiger. Spürt Ihr diesen erhöhten Konkurrenzkampf auch oder seid Ihr mit eurem Angebot davon nicht betroffen?

DK: Der Druck in der Fitnessbranche steigt von Jahr zu Jahr, dies spüren wir auch in Bad Zurzach. Auch wenn wir uns auf einem hohen Niveau bewegen, zeigt es sich, dass auch auf dem Land einiges in Bewegung geraten ist. Wir haben alleine in Deutschland – Luftlinie ca. 3500 Meter entfernt – zwei neue Discountstudios als Mitbewerber erhalten. Aus diesem Grunde ist eine klare Positionierung überlebenswichtig und ein klares Profil notwendig.

RG: Trainierst Du selber noch regelmässig?

DK: Als ehemaliger Spitzensportler (Leichtathletik und Bob) habe ich immer noch grosse Freude am Training. Training gehört, wie das Zähneputzen, zu meiner Körperhygiene. Damit es mit dem Training sicher klappt, habe ich schon vor vielen Jahren begonnen, die Termine fix in meiner Agenda einzuplanen. Das Training gibt mir auch die Gelegenheit, mit unseren Mitgliedern und Kunden vor Ort  in Kontakt zu treten und immer wieder den „Puls“ zu spüren.

RG: Wie verbringt Dominik Keller seine Freizeit?

DK: Meine Frau Ursi, meine beiden Jungs, Tim (16 Jahre) und Jan (13 Jahre) und ich reisen sehr gerne. Wir versuchen möglichst in regelmässigen Abständen unsere Verwandten in Kalifornien zu besuchen. Jassen, gute Bücher lesen, Wandern auf unsere schönen Schweizer Berge, um ab und zu die Welt wieder einmal von oben zu sehen, ist auch eine grosse Leidenschaft von mir. Im Winter fahre ich sehr gerne Ski und wenn ich etwas Ruhe brauche, ziehe ich mich auf meine Alphütte auf den Brünig zurück.

RG: Herzlichen Dank für das Interview.