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Führung in Corona Zeiten

Die Situation des Unternehmers

In Deutschland geht der Lockdown in den fünften Monat und seit dem 2. November 2020 läuft man durch gespenstisch leere Studios. Zuerst wurde von der Politik die Hoffnung auf einen zeitlich begrenzten Lockdown «light» geschürt, doch diese ist schnell verflogen. Da Fitnessstudios von Anfang an schliessen mussten, kann wohl kaum von einem Lockdown «light» gesprochen werden. Diese besonderen Zeiten benötigen eine besondere Führung. Führungskräfte müssen in einer sich schnell ändernden Umwelt, aus Verordnungen und Auflagen, Entscheidungen treffen. Entscheidungen, die das Fortbestehen des Unternehmens sichern sollen und Entscheidungen, die die Mitarbeiter betreffen.

Unabhängig von der Frage, ob Beiträge weiter einzuziehen sind und ob Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt werden sollten, gilt es das Team und die Mitglieder beisammen zu halten. Es ist eine Zerreissprobe für Teams, die jahrelang gewachsen sind. Teams, die es gewohnt sind sich täglich zu sehen. Teams, die den Mitgliedern zu mehr Gesundheit und Fitness helfen wollen und mit Leidenschaft in ihrem Beruf arbeiten. Und plötzlich bleibt nur diese Stille. Die gefühlte Machtlosigkeit.

Perspektivwechsel – Sicht des Arbeitnehmers

Sicherlich ist diese Ausnahmesituation für jeden Unternehmer eine Probe. Als Unternehmer wünscht man sich Verständnis von den Mitgliedern und Unterstützung von der Politik. Doch wie sieht es in dieser Zeit in den Köpfen der Mitarbeiter aus? Diejenigen, die angetreten sind, um tagtäglich für unsere Mitglieder da zu sein. Meiner Einschätzung nach gibt es zwei wichtige Perspektiven, die wir aus Sicht der Mitarbeiter einnehmen müssen. Als erstes sicherlich die finanzielle Perspektive. Ist das Studio gezwungen Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken, so erleiden diese einen direkten Gehaltsnachteil. Für Berufseinsteiger mag das genauso schmerzhaft sein, wie für jede und jeden, der mit dem Gehalt die eigenen Unterhaltskosten bestreitet. Zusätzlich kommt die Ungewissheit über die Zukunft hinzu. Ist der Arbeitsplatz gefährdet, wenn der Lockdown wieder und wieder verlängert wird? Was ist mit der Zukunftsperspektive, mit Entwicklungsmöglichkeiten? Diese Fragen schwirren sicherlich in den Köpfen der Arbeitnehmer.

Die zweite und vielleicht in einigen Fällen sogar wichtigere Perspektive ist die soziale. Wer in der Fitnessbranche arbeitet, tut das häufig aus Überzeugung und nicht, weil man die grosse Karriere verfolgt. Man liebt es mit Menschen zu arbeiten und in die Augen eines zufriedenen Mitglieds zu schauen, dem man dabei helfen konnte seine grössten Engpässe zu lösen. Doch diese Komponente bricht weg. Der regelmässige und persönliche Kontakt zu den Kunden und natürlich zu den Kollegen fehlt.

Verantwortung übernehmen

In solch einer Situation sollte der Unternehmer also nicht jammern und nur auf die Probleme schauen, sondern er sollte Verantwortung übernehmen. Verantwortung für die Zukunft des Unternehmens und Verantwortung für Entwicklungen, die beeinflussbar sind. Dazu gehört sicherlich auch das Wohlbefinden der Mitarbeiter. Natürlich ist es individuell zu bewerten, wie es um die wirtschaftliche Situation des Unternehmens steht. Geht man jedoch von einer sehr hohen Loyalität der Mitglieder aus und davon, dass Hilfen in der versprochenen Höhe gezahlt würden, dann wäre es nur fair diese Loyalität in irgendeiner Form an die Mitarbeiter weiterzugeben. Wer als Unternehmer offen und ehrlich kommuniziert wird wohl bei seinen Mitarbeitern in Krisenzeiten die grösstmögliche Unterstützung erfahren. Die Situation ist nicht unnötig zu beschönigen, aber ein Ausblick auf die Zukunft zu geben und dadurch den Mitarbeitern das Gefühl, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben, ist sicherlich sinnvoll. Es gilt also in Kontakt zu bleiben mit den Mitarbeitern. Egal ob über Zoom-Meetings, Video-Botschaften, Telefonate oder persönlich. Besonders in Krisen-Zeiten sollte die Führungskraft das Team beisammenhalten, damit man nach dem Lockdown in ein erfolgreiches Jahr starten kann.

Ist man wirklich machtlos?

Machtlos ist derjenige, der sich auf Probleme konzentriert, die er nicht beeinflussen kann. Lösungsorientiertes Denken ist wohl eine der Stärken, die ein guter Unternehmer haben sollte. Wer zum Opfer seiner Umwelt wird und die Verantwortung immer wo anders sieht als bei sich selbst, ist machtlos. Wer Verantwortung für sein Handeln übernimmt, aus der Krise heraus Chancen erkennt, liegenge-bliebene Projekte umsetzt und neue Wege geht, hat alle Möglichkeiten. Das bedeutet nicht, dass man sich wehrlos allem aussetzen soll, was einem vorgelegt wird. Jedoch sollte aus reinem Jammern eine Handlung werden. Um es mit den Worten der Expertenallianz für Gesundheit e.V. zu sagen: Wir wollen im harten Lockdown nicht als einzige öffnen, aber wir wollen als Gesundheitsanbieter zu den Ersten gehören, die wieder aktiv werden dürfen.

Durchhalten!

Es gilt weiterhin die Po-Backen zusammenzukneifen und die Zeit der Krise zu nutzen, um neue Wege zu gehen. Wohl kaum ein anderer Umstand hätte die Digitalisierung in unserer Branche so schnell vorangebracht. Live-Kurse, Online-Mitgliedschaften und Co. standen vielleicht schon länger auf der Agenda, aber nun war und ist die Zeit diese Dinge auf den Weg zu bringen. Es ist der Weg hin zu einer hybriden Welt, in der wir digitale und analoge Prozesse so verknüpfen, dass wir sie eines Tages wohl nicht mehr auseinanderdividieren können. Es ist der Fortschritt und der Ausblick, der uns Hoffnung gibt. Der Tatendrang endlich wieder persönlich für unsere Leidenschaft kämpfen zu können. Die Welt zu einem gesünderen Ort zu machen.

Literaturverzeichnis

  • Ferris, T. (2016). Tools der Titanen: Die Taktiken, Routinen und Gewohnheiten der Weltklasse-Performer, Ikonen und Milliardäre.

«Wer seine Zeit damit verbringt, sich auf das zu fokussieren, was nicht gut ist, und das anderen gegenüber äussert und auf sie projiziert, der lässt andere nicht wachsen, sondern

destruktiv werden» –

Tim Ferris aus Tools der Titanen

Tobias Thenée

Tobias Thenée hat seinen Master of Business Administration (MBA) an der DHfPG absolviert. Er ist Inhaber des Activ Centrums in Aachen und in Wegberg. Er bedankt sich ausdrücklich bei seinen beiden Teams, die auch in der Krise unermüdlichen Einsatz zeigen.