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Fitness 4.0 – Die Digitalisierung in der Fitnessbranche

Paul Eigenmann / QualiCert AG

Der Umgang mit der Digitalisierung

Die Welt tut sich schwer mit der Digitalisierung. Einerseits sind da die Enthusiasten unter den Staaten, Gemeinden, Städten und einzelnen Bürgern, die ohne jede kritische Reflexion alles gutheissen und begeistert willkommen heissen, was das „Internet of things“ so hergibt. Ohne darüber nachzudenken, in wessen Abhängigkeit man sich dabei begibt. Die Schweiz beispielsweise hat keine Kontrolle über das Internet…

Während sich viele Bürger nicht scheuen, in den Social Media auch die intimsten Details ihres Lebens offenzulegen, obwohl sie damit im gleichen Atemzug den Erlass von hemmenden Datenschutzgesetzen verursachen, klinken sich andere völlig von der Entwicklung aus und leben schliesslich tatsächlich nicht mehr auf diesem Stern. Während die einen die neue Blockchain-Technologie als das „Non-plus-Ultra“ und Lösung für viele, wenn nicht gar alle Probleme verehren, ohne über die Stromversorgung nachzudenken; denn eine einzige Transaktion so viel Strom braucht wie ein Kühlschrank während eines ganzen Jahres, träumen die andern die Illusion einer fast IT-freien Welt.

Und was macht die Fitnessbranche 4.0?

Das gleiche wie alle Branchen auch! Sie hofft und glaubt, dass die Digitalisierung die Antwort auf ihre spezifischen Herausforderungen und Probleme liefern wird – wenn es nur genügend viele Apps gibt, die mit Hilfe von Sensoren jedwede Daten registrieren und dem App-Halter mit allerlei Auswertungen zur Verfügung stehen.

Dabei wird allerdings vergessen, dass trainieren weder analog noch digital ist, sondern physisch. Um eine Trainingswirkung zu erzielen, muss sich der Mensch im Training halt anstrengen, schwitzen, ausser Atem geraten, schwere Widerstände überwinden usw. Nach Millionen Jahren der Entwicklung und des Überlebens nach dem Prinzip „So wenig Energie verbrauchen wie nötig, so viel Energie (Nahrung) sichern wie möglich“ bewegt sich Homo sapiens im Erwachsenenalter – wie alle andern Wesen dieses Planeten auch – aus freien Stücken nicht so ohne weiteres, wenn ihn die Lebensumstände nicht dazu zwingen. So ist das auch heute. Der Prozentsatz der Menschen, welche sich im gesundheitlich wünschbaren Umfang bewegen, ist sehr tief – obwohl natürlich der hinterletzte weiss, dass es gesund wäre.

Wie die Wirksamkeitsgleichung in der Abbildung zeigt, reichen die Bemühungen um immer bessere Geräte, kompetentere Instruktion zu deren Gebrauch und ausgeklügelte Trainingspläne nicht aus, wenn nicht mit den Mindestintensitäten trainiert wird. Das Produkt, die Dienstleistung der Fitnessbranche muss immer mehr nicht nur die Wirksamkeit, sondern auch die Anwendung des Trainings umfassen – ganz gemäss Michael E. Porter1, der Industrie 4.0 als eine neue Stufe der Organisation und Steuerung der verschiedenen Tätigkeiten der gesamten Wertschöpfungskette, welche durch die Integration aller Beteiligten, also auch der Kunden, zu einer Individualisierung bzw. Hybridisierung der Produkte führt, bezeichnet hat.

Die vielen Daten, die uns heute in der digitalen Welt zur Verfügung stehen, können helfen, sind aber als Statistiken und Graphiken nur eine Informationsbasis. Dazu hat John Naisbitt2 einmal klug festgehalten: „Wir hungern nach Wissen und ertrinken in Informationen“.

1 Porter, M. E.: Competitive Advantage, Creating and Sustaining Superior Performance, The Free Press, A Division of Macmillan, Inc., New York 1985

2 Naisbitt J.: BrainyQuote.com, BrainyMedia Inc, 2019. Accessed January 16, 2019