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Erfinder und Konstrukteur des BodyStretcher

Für unseren Rücken stellt das tägliche Stehen, lange Sitzen oder auch Heben von Gewichten eine grosse Belastung dar. Bei all diesen Tätigkeiten werden die Bandscheiben verpresst und die Muskulatur beginnt sich zu verkrampfen. Kommen zu kurze Schlafzeiten hinzu, fehlt die nötige Regeneration. Rückenschmerzen sind die Folge und es entstehen Fehlhaltungen. Kraft-sportler wissen, dass einige Übungen den Rücken stärker belasten, als ihnen lieb ist. Bei einzelnen Übungen wird die Wirbelsäule regelrecht zusammengestaucht. Auch diejenigen, die nach einem stressigen Bürotag im Fitness-center etwas für ihren Rücken tun wollen, vermissen ein Gerät, welches ihren Rücken wirksam entlastet. Man hängt sich an Stangen und versucht so, die zusammengedrückten Bandscheiben auseinanderzubringen. Dabei werden die Schultergelenke unnötig belastet und der Effekt ist limitiert durch das Eigengewicht der Beine.

Marcel Häne war selbst von Rückenschmerzen geplagt. Da er für seine Rückenschmerzen kein Gerät fand, welches ihm half, erfand und entwickelte er selber eines. Inzwischen ist der BodyStretcher über 100 Mal verkauft worden und ist weltweit patentiert. Roger Gestach sprach mit dem Erfinder Marcel Häne.

RG: Lieber Marcel, Du betreibst zusammen mit Deiner Frau zwei Wohnheime und eine Werkstatt für Menschen mit physischen und psychischen oder geistigen Beeinträchtigungen im Kanton Aargau. Zur Fitnessbranche hattest Du vor dem BodyStretcher noch keinen Bezug. Wie bist Du überhaupt dazu gekommen, ein Fitnessgerät gegen Rückenschmerzen zu erfinden?

MH: Not macht bekanntlich erfinderisch. Selber geplagt von den immer wiederkehrenden Rückenschmerzen, die mir meine geschundenen Bandscheiben bescherten, suchte ich nach einer Alternative zur Streckbank in der Physiotherapie. Die Suche verlief jedoch mehr oder weniger erfolglos. Eine Flaschenzugvorrichtung, womit ich mich mit den Füssen voran, Richtung Decke ziehen konnte, brachte zwar eine gewisse Linderung, die Benutzung war aber sehr umständlich und unbequem.

Im zweiten Anlauf baute ich mir eine zusammenklappbare Streckliege, angetrieben mit einem Akkuschrauber. Das funktionierte prächtig, hatte aber auch so seine Nachteile. Ich wusste, da muss noch mehr zu machen sein. Die Idee entstand also aus der Situation, in der mir die Möglichkeiten zum Dehnen zu umständlich, zu unbequem, zu gefährlich, zu aufwendig, zu teuer waren. Also beschloss ich, in meiner Freizeit einen BodyStretcher zu erfinden.

RG: Wie lange hat es gedauert von der Idee, bis dann der erste BodyStretcher in einem Fitnesscenter stand?

MH: Die erste Idee dazu hatte ich im Sommer 1998, Im Jahr 2015 stellten wir den HIMTEC BodyStretcher zum ersten Mal einem grösseren Publikum an der FIBO Köln vor.

RG: Du hast den BodyStretcher weltweit patentiert. War dies schwierig und hat es lange gedauert?

MH: Ja, wir haben den BodyStretcher bereits weltweit in vielen Länder patentieren können.

In einigen Ländern dauert es jedoch immer noch an. Wir arbeiten schon seit dem ersten Prototyp mit der Patent-Anwaltskanzlei Felber und Partner in Zürich zusammen. Herr Felber hilft uns bei der Patentierung mit allerbestem Fachwissen, so dass sich Zeit und Aufwand für Patente bei mir in Grenzen halten.

RG: Warum braucht es einen Body-Stretcher, wenn ich mich doch ohne Geräte an einer Stange hängen lassen kann? Erkläre uns doch auch die Idee und das Konzept vom BodyStretcher.

MH: Ein wichtiges Merkmal am Body-Stretcher ist die angenehme Art, mit der man sich den Rücken dehnen kann. Damit sich die Bandscheiben beim Dehnen richtig erholen, sollte die Muskulatur möglichst entspannt sein. Das geht am besten liegend. Der Wunsch, sich strecken zu können, ist ja nicht neu und den meisten von uns bekannt. Es gibt ja da auch ein paar Hausmittel, neben den von dir erwähnten Stangen, gibt es auch diverse Verrenkungsübungen. Bei einem drohenden Bandscheibenvorfall genügen aber solche Übungen nicht immer. Oft bleibt dann nur der Gang zum Physiotherapeuten oder direkt zum Arzt.

Nun gibt es mit BodyStretcher ein Gerät, womit sich der Rücken bei Bedarf entspannt und fein dosiert dehnen lässt. Gut aufgestellt kann so der BodyStretcher vielen Leuten helfen, sich vor Bandscheibenvorfällen zu schützen und sich um einiges wohler zu fühlen.

Der BodyStretcher kann auch aktiv zum Stärken der Rückenmuskulatur dienen. Anstatt sich zu entspannen, sperrt Mann/Frau sich mit Muskelanspannung gegen den Dehnvorgang.

RG: Inzwischen stehen über 100 Body-Stretcher in Fitnesscentern, Physiotherapien und Kliniken, mehrheitlich in der Schweiz. Möchtest Du den BodyStretcher auch international verkaufen und was sind Deine Pläne diesbezüglich?

MH: An dieser Stelle möchte ich mich und das ganze BodyStretcher-Team, bei all jenen bedanken, die dem Body-Stretcher und somit uns das Vertrauen geschenkt haben. Es war uns von Anfang an wichtig, hier in der Schweiz Erfahrungen und Verbesserungsvorschläge zu sammeln, um so das Gerät noch benutzerfreundlicher und effizienter zu gestalten.

Sollten Internationale Märkte auf uns aufmerksam werden, würde uns das natürlich freuen. Zurzeit gibt es noch keinen Plan.

RG: Ist der BodyStretcher personalintensiv? Muss eine Einweisung immer über einen Fitnesstrainer erfolgen oder können die Kunden das Gerät auch ohne Einweisung benützen?

MH: Das ist sehr unterschiedlich. Grundsätzlich ist das Gerät sehr einfach in der Bedienung.

Einmal in Aktion gesehen, können sich die Benutzer meist mit dem Body-Stretcher innert kürzester Zeit selber zurechtfinden. Das Beachten der Gebrauchsanleitung ist jedoch zu empfehlen.

RG: Jetzt kommt das Modell 4 auf den Markt. Was ist bei diesem Modell besser als bei den Vorgängern?

MH: Beim Model 4 ist es uns gelungen, Wünsche und Anregungen der Benutzer umzusetzen. Einige der Neuerungen sind nachrüstbar und ab sofort auch für die 3er Modelle erhältlich.

Neuerungen Model 4:

  • Polster in drei verschiedenen Ausführungen erhältlich; soft, medium, hart.
  • Kleinere Einstiegshöhe (ab Körpergrösse 150 Zentimeter vorher 160 Zentimeter).
  • Neu sind zusätzliche Trägheits-dämpfer eingebaut, die Benutzung wird damit noch sicherer.
  • Längere Drehgriffe für die grösseren Benutzer.
  • Kniepolster mit automatischer Grössenanpassung.
  • Aufsteckbare Polster für die Gesichtsablage macht Dehnen auch im Nackenbereich möglich.
  • LED Display mit Kraftanzeige in Kilogramm eingebaute Sensoren liefern dazu das Signal.
  • Verbesserte Bodenkonstruktion erleichtert das Aufstehen bei der Erstinbetriebnahme.

Das Model 4 wird zum ersten Mal an der diesjährigen FitnessEXPO in Basel vorgestellt.

RG: Der BodyStretcher ist eine Schweizer Erfindung. Wird das Gerät aber auch in der Schweiz produziert?

MH: Bis auf wenige Teile wird alles in der Ostschweiz und im Aargau hergestellt (Beni Burtscher AG, Trygonal Schweiz und Crisco).

RG: Mit Deiner Firma HIMTEC vertreibst Du im Moment ausschliesslich den BodyStretcher. Sind noch weitere Erfindungen und Produkte von Dir in Planung?

MH: Nein, die konstante Weiterentwicklung des BodyStretchers bringt laufend neue und interessante Herausforderungen mit sich.

www.bodystretcher.ch