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Die Spielfelder in unserem Leben

Wir alle gehen im Leben bei verschiedenen Spielfeldern an den Start. Unser Leben ist ein Mehrkampf und kein Einkampf. Bei der Skizze mit Bsp. 1 sehen Sie diverse Spielfelder, die wir alle bearbeiten, solange wir auf der Bühne des Lebens sind. Die Felder Familie, Fitness, Freundeskreis, Hobbys, Job und Partnerschaft gehen uns alle an. Sie sind in jedem Leben unterschiedlich ausgeprägt. Es sind diese Spielfelder, die unser Leben ge- oder misslingen lassen. Wichtig ist; niemand kommt und «managt» diese Felder für uns. Dieses Handling ist unsere persönliche Aufgabe.

Weil das pralle Leben auf verschiedenen Spielfeldern stattfindet, sollten wir aufpassen, dass sich ein Spielfeld nicht auf Kosten anderer überentwickelt. Wer sich voll in den Beruf reinkniet oder sich komplett für die perfekte Fitness (Training, Training, Training) begeistert, der kann es da zu viel Ruhm, Macht und Geld bringen. Ist der Preis aber der, dass dafür massiv Zeit und Energie von den anderen Feldern abgesaugt wurde, dann verkümmern die sozialen Spielfelder. Zudem entsteht ein Klumpenrisiko. Denn wer seine Identifikation und die Anerkennung nur noch über den Job oder die Fitness holt, für den sind Job- oder Muskelverlust immer ein wuchtiger Gesichtsverlust, der Auflösungserscheinungen provoziert. Die eigene Glücksbilanz wird also sehr fragil, wenn nur noch eine Disziplin im Leben zählt. (siehe Bsp. 2)

Vergessen wir nicht: Der Mensch ist ein soziales Geschöpf. Etwas präziser: Der Mensch ist ein Beziehungswesen. Im Leben geht es um Beziehungen. Beziehung zum Partner, zur Familie oder zu Freunden. Beziehung heisst im Kern Verbindung. Wer keine Verbindung zu anderen Menschen aufbauen kann, der ist ein einsamer Mensch. Einsamkeit bzw. sich einsam zu fühlen, ist ein grosser Schatten im Leben. Ist dieser Schatten ein ständiger Begleiter, dann sind finstere Gedanken nicht mehr weit. Wenn ständig dunkle Gedankenzüge durch unser Gehirn fahren, dann heisst die Endstation Depression. Das ist nicht lustig.

Daraus folgt: Partnerschaft, Familie und Freundeskreis sind elementar für ein gelungenes Leben, da diese Beziehungen, die Verbindungen zum Leben sind. In der Verbindung zu anderen Menschen erfahren und entdecken wir uns selbst. (Jedenfalls viel mehr, als wenn man teure Selbstfindungstripps bucht.) Wir sind soziale Tiere. Punkt. Ausrufezeichen!

Wandern Sie bitte mit Ihren Augen nochmals zur Skizze und betrachten Sie die Spielfelder. Eines sollte Ihnen klar sein: Immer und überall zu gewinnen ist völlig realitätsfern. Ohne Blessuren werden wir im Leben nicht davonkommen. Aber nur wer sich mit Tiefzeiten auskennt, der wird auch die Hochzeiten zu schätzen wissen. In jedem Leben wird es Siege und Niederlagen geben. Wenn aber nur noch gewinnen erlaubt ist, dann wird nichts mehr ausprobiert. Doch dann wachsen wir nicht. Wachsen ist aber das wichtigste Element im Spiel des Lebens. Sehr wichtig: Krisenzeiten sind Momente der Wahrheit. Sie machen deutlich, wie wir funktionieren. Wir sollten das Auf und das Ab des Lebens bejahen. Dazu gehört auch, dass wenn es im Job schlecht läuft, ich nicht zwingend nach Hause zur Familie oder zum Partner rennen muss, um dann dort schlechte Laune zu verbreiten. Schlechte Stimmungen auf andere Felder zu übertragen ist zwar menschlich, aber unfair. Schliesslich können Ihre Liebsten nichts dafür, was Ihnen anderswo widerfahren ist. Das gehört zur Frustrationstoleranz und diese kann man lernen. Der folgende Satz kann da sehr hilfreich sein: «Worüber ich mich ärgern will, darüber entscheide nur ich.»

Das Konzept der Work-Life-Balance wird oft missverstanden. Dieses Gleichgewicht ist keineswegs statisch, sondern muss als etwas Dynamisches angesehen werden. Ständig sind wir gefordert unsere Spielfelder auszutarieren. Das Bild des Kapitäns, der mit seinem Schiff in den Hafen einfährt, verdeutlicht dies. Bei der Einfahrt navigiert er ein bisschen nach links, um kurz danach nach rechts zu steuern. Streng genommen ist das ein Widerspruch, da er seine vorige Handlung wieder rückgängig macht. Aber genau darum geht es im Leben. Wir brauchen Standbein UND Spielbein, um laufen zu können. Im Leben braucht es Disziplin als auch Freiheit. Es geht um ein Mehr-oder-weniger statt um ein Entweder-oder. Immer gilt es wieder neu zu entscheiden und den Kompass neu zu justieren. Veränderung ist die einzige Konstante im Leben. Einige Dinge, die Ihnen mit 20 Jahren noch unglaublich wichtig waren, sind es hoffentlich mit 50 Jahren nicht mehr. Wir sind vergänglich und unsere Fähigkeiten sind es somit auch. Alles hat seine Zeit und jede Entscheidung hat ihren Preis.

Es gibt manche Berufe bei denen man sehr viel Geld verdienen kann. Das ist schön. Dabei aber gleichzeitig ausgiebig Freizeit für Familie, Hobbys und Fitnesstraining zu haben, ist dann oft nicht mehr der Fall. Wollen Sie diesen Preis bezahlen? Beachten Sie: Viele Managerfrauen sind Witwen. Ihre Männer sind zwar schon noch am Leben, aber nie zuhause.

Deswegen; bleiben Sie achtsam. Wir können nicht alles haben und entscheiden heisst immer auch verzichten. Unsere Spielfelder brauchen alle Zeit und Energie. Und es gibt ja soviel zu tun. Dabei zielt unser Tun darauf ab, Dinge für die Zukunft zu verbessern. Wir trainieren, um fitter zu werden. Wir lesen ein Buch, um gescheiter zu werden. Wir absolvieren eine Weiterbildung, damit wir später Top-Jobs anlächeln können. Wir investieren in die Liebesbeziehung, um später eine Familie zu gründen. Wir sparen Geld, damit wir einmal ein Haus kaufen können. Genau hier aber liegt eine Krux. Da die mögliche Zukunft als besser taxiert wird, erleben viele die Gegenwart als defizitär. Das Jetzt ist bloss ein noch-nicht-Zustand. Viele haben bloss vor einmal zu leben. Wenn die Ausbildung fertig ist, dann… Wenn die Kinder aus dem Haus sind, dann…

Wer aber so lebt, der verlegt das Glück in die dünne Luft des Zukünftigen. Das ist aber ein schlechter Deal, denn der Augenblick ist der einzige Moment, der uns mit dem Leben verbindet. Wer aber nie gelernt hat, seine Energie im Hier und Jetzt zu konzentrieren, der wird diese kaum bei der Zielerreichung – also in der späteren Gegenwart – erleben.

«Wer sich ständig auf die Zehenspitzen stellt, um in die bessere Zukunft zu sehen, der sieht oft nicht, welche Reichtümer ihn umgeben» (R. Sprenger). Echtes Engagement denkt nicht an Morgen, sondern es bleibt im Jetzt. Ich habe diese Zeilen in einem Park geschrieben und dabei beobachtet, wie die spielenden Kinder genau das tun. Ihre Spiele waren die pure Lust im Hier und Jetzt. Strahlende Gesichter mit sehr viel Energie und Lärm. Herrlich. Welch ein Kontrast zu den vielen Müttern, die abgestumpft und mit müden Mienen als Display-Opfer in ihr Handy guckten.

Das Schauspiel der Kinder passierte vor zwei Stunden. Der Tag macht nun Platz für die Nacht und der Nebel legt sich müde auf den Park. Ich hoffe sehr, dass die Kinder zu Hause eine spannende Gutenachtgeschichte erzählt bekommen und eine liebende Hand sie in den Schlaf streichelt. Wir Erwachsene tun gut daran, wenn wir die wache und volle Präsenz der Kinder im Hier und Jetzt für uns wiederentdecken.

Eric-Pi Zürcher

War früher über Jahre als Personal Trainer tätig und arbeitet nun beim FC Thun als Konditionstrainer.

E-mail: eric-pi@bluewin.ch