Stolz konnte ich letzten Samstag Prof. Paul Hodges für einen Tages-Event der star education in Zürich präsentieren. Er ist einer der gefragtesten und anerkanntesten Referenten weltweit und er ist seinem Ruf, ausgezeichnet zu sein, absolut gerecht geworden, es war grossartig!
Vieles, was er über dynamische Stabilisation gesagt hat, hat uns «Antara®-Trainer» sehr bestätigt. Was uns und mich in Hodges Aussagen überrascht hat, ist das Ausmass an Störung, welche überaktive und/oder kurze Obliquen verursachen.
Offensichtlich ist, dass es für eine gesunde Bewegung alle Muskeln braucht und alle Muskeln gleich «wertvoll» und wichtig sind.
Offensichtlich ist auch, dass nicht alle beteiligten Muskeln, die gleiche Aufgabe haben, jeder hat unterschiedliche Aufgaben. Werden sie dieser Aufgabe nicht gerecht, dann führt das zu Funktions- und Bewegungs- und Atmungs-Störungen.
Funktion der Obliquen (innere- und äussere schräge Bauchmuskeln)
Die schräge Bauchmuskulatur hat in der Bewegung Rotation und Rotationskontrolle zur Aufgabe. Sie gehören zur Atemhilfsmuskulatur und sie haben einen relevanten Einfluss auf die Körperhaltung.
Muskulus obliquus internus und externus abdominis (der untere und obere schräge Bauchmuskel)
«…. dreht den Thorax gegen das Becken zur Gegenseite und wirkt bei beidseitiger Anspannung beugend auf die Wirbelsäule. Ausserdem erzeugt er, gemeinsam mit den anderen flachen Bauchmuskeln, die «Bauchpresse», etwa bei der Geburt, oder bei Miktion und Defäkation. Sein cranialer Anteil kann bei beidseitiger Anspannung die untere Thoraxapertur verengen und damit expiratorisch wirken …. »
aus: Das Muskelbuch, Valerius K.P. et al
Fehlfunktion der Obliquen
Fehlfunktion heisst, die Obliquen arbeiten in Überaktivität und/oder beidseitig in dauernder konzentrischer Kontraktion.
Probleme durch Fehlfunktion der Obliquen
Haben die Obliquen eine solche Überaktivität, beeinflusst dies folgende Funktionen:
Körperhaltung – sie machen in der BWS und in der LWS Beugung, ziehen den Thorax und das Becken aus ihrer neutralen Stellung. Das heisst, der Kunde steht in der Beugerkette und somit ist die Streckerkette gestört. Zur Streckerkette gehören die tiefen und die oberflächlichen Multifidii. Die Multifidii haben eine wichtige Funktion in der segmentalen und globalen Stabilisation der Wirbelsäule, dies ist gesundheitsrelevant.
Atmung – durch den dauernden Zug der oberen Obliquen wird die Brustkorbatmung und die Bauchatmung gestört. Die konzentrischen oberen Obliquen bremsen oder verhindern die Atembewegung der Rippen, somit ist die Einatmungsbewegung gestört, die Kontraktion des Zwerchfelles behindert.
Konzentrisch angesteuerte untere Obliquen bremsen und behindern die Bauchatmung. Der Bauch sieht zwar flacher aus, die Bauchdecke ist jedoch hart, die Einatmung wird nicht zugelassen.
Beckenboden – die überaktiven Obliquen erhöhen den Druck auf den Beckenboden. Einerseits wegen der Volumenverkleinerung des Thorax, andererseits wegen der blockierten Bauchatmung. Die Atmung macht Druckveränderung im Rumpf und wenn diese durch die unterschiedlichen Core-Muskeln nicht «organisiert» werden kann, muss der Druck nach unten abgeleitet werden. Dies ist eine Überlastung des Beckenbodens.
Auslöser solcher Fehlfunktionen
- Schlechte Körperhaltung … im Alltag, schlechte Ausgangspositionen im Training. Unter «schlecht» verstehe ich Ausgangspositionen, die nicht neutral, sondern gebeugt sind.
- Einseitige Trainingsreize – im Training werden mehr Beugereize als Streckreize gesetzt. Dazu gehören Crunches, die alten unnötigen Sit Ups, aufrollen, abrollen, über Obliquen-Spannung das Becken aufrichten und so die Lordose auflösen usw.
Um Missverständnissen vorzubeugen
Es geht nicht darum, kein Obliquen-Training mehr zu machen, sondern darum, ausgeglichene Trainingsreize (Beuger und Strecker trainieren) zu setzen und die Teilnehmer in eine aufrechte Haltung zuleiten.
Denn, haben die Obliquen im Alltag eine hohe Spannung und/oder arbeiten sie konzentrisch, dann richten sie viel Unheil an.
