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Calisthenics meets Fitnessstudio

Ninja Parcour im Progress Fitness in Sursee

Ninja Parcour im Progress Fitness in Sursee

Body Weight Training nicht nur effektiv für Ninja

Nicht erst durch Ninja Warrior wurde ein Millionenpublikum für die aussergewöhnlichen Leistungen begeistert, die Sportler durch Body Weight Training erreichen können. Schon zu Anfang unseres Jahrtausends vor dem Boom von Sasuke, wie die populäre TV Sendung Ninja Warrior im japanischen Original heisst, der durch die US Version ab 2009 der internationalen Durchbruch gelang, eroberte dank der «BarTendaZ» ein jahrzehntealtes Fitnesstraining die Strassen und Parks von New York. Seinerzeit wurde das Functional Training der Armen und ihre Street-Workout-Bewegung (später Calisthenics) einerseits vergebens versucht in die Studios zu holen und zu kommerzialisieren, während die bekannten Grössen der Szene und deren Anhänger andererseits vom Mainstream diffamiert wurden. Und während die bürgerliche Fitnesswelt auf die «Klammeraffen» an den Stangen in den Parks herabblickte, schauten gleichzeitig in den sozialen Medien mehr Menschen zu «Hannibal for King» auf, als die Top fünf grössten Fitnessländer in Europa (Deutschland, Grossbritannien, Frankreich, Italien und Spanien) seinerzeit zusammen an Fitnessstudiomitgliedern hatten (#1 Raise Up – The World Is Our Gym, 2016). Mit den Videos von Hannibal Tyron Lanham, alias Hannibal for King, die seinerzeit Millionen Menschen auf YouTube gesehen haben, wurde Calisthenics weltweit bekannt.

Direkteinstieg in die Top 10

In den internationalen Fitnesstrends des ACSM tauchte es als Body Weight Training, als Begriff für ein Programm welches die Verwendung von Körpergewicht als Trainingsmodalität einsetzt, erstmals im Jahr 2013 und dann direkt auf Platz 3 auf. 2017 stieg es auf Platz 2 und aktuell rangiert es auf Platz 7. Als Begründung für das späte Auftauchen gibt ACSM an, dass es nicht als Umfrage-Trend-Option vor 2013 in den Fragebögen erschien, weil es erst zu dieser Zeit als definierter Trend in Fitnessstudios auf der ganzen Welt populär wurde.

In den USA sind Trainingshallen, die auf Basis der Parcours aus der TV-Show Ninja Warriors aufgebaut sind, mittlerweile weit verbreitet. Ebenfalls gibt es eine Reihe von Herstellern, insbesondere die bereits Zubehör und Geräte fürs Klettertraining anbieten, die auf den Zug aufgesprungen sind. In Europa hingegen sind es überwiegend privat organisierte Trainingsgruppen oder gemeinnützige Sportvereine, die sich auf diesen Sport spezialisiert haben. Dabei bietet gerade dieser Trend eine hervorragende Möglichkeit für Fitnessstudios ein neues sehr Social Media-taugliches und vor allem günstiges Angebot zu kreieren, welches für Bestandskunden neue Motivationsimpulse und Abwechslung bietet und darüber hinaus Neu- bzw. Wechselkunden ins Studio ziehen kann.

Für das Body Weight Training im Style von Ninja Warrior eignen sich besonders Aerobic-Räume, die über eine nackte Betondecke, freie Wände oder einzelne Säulen verfügen. Dort lassen sich einfache Trainingsgeräte montieren, die z. B. Hänge-, Halte-, Pendel oder Kletterübungen ermöglichen. Für den grösseren Geldbeutel gibt es komplette Traversensysteme, die auf Freiflächen aufgestellt werden können. Das schöne ist jedoch, dass die meisten Hindernisse aus den TV-Shows mit Kreativität und etwas handwerklichem Geschick sogar aus «Sperrmüll» selbst gebaut werden könnten. Damit ist es für Studios interessant, die möglicherweise aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage keine liquiden Mittel mehr haben, jedoch dringend auf Massnahmen zur Steigerung der Kundenattraktivität angewiesen sind.

Viel Effekt für wenig Geld

Sollte es möglich sein, dann wäre ein solches Umbauprojekt besonders prädestiniert, es als gemeinschaftliches Event mit den (handwerklich begabten) vom Ninja Sport interessierten Mitgliedern zu organisieren. Dem Umbau könnte ein Kreativwettbewerb vorausgehen, in dem Mitglieder zu Ideen für neue Hindernisse bzw. Übungsgeräte zum selberbauen im Studio aufgefordert werden. Dies liesse sich genauso wie ein Umbau über die eigenen Social Media-Kanäle begleiten.

Insgesamt würden so zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, denn einerseits könnte das Studio im Angebot aufgewertet und andererseits die Kommunikation zur Verbundenheit der Mitglieder untereinander und zum Studio und die Social Media-Reichweite erhöht werden.

In der FITNESS TRIBUNE Ausgabe Nr. 187 wurde darauf hingewiesen, dass Kids Fitness ein potentieller Markt der Zukunft ist. In den ACSM Trends liegt es weltweit aktuell noch auf Platz 20, doch am erwähnten Beispiel China, bei dem 18 Prozent der Mitglieder Kinder- und Jugendliche sind, wird deutlich, wie viel zusätzlicher Umsatz möglich ist. (#2 Pauling, 2020, S. 97).  Beim Ninja Sport hat sich am Beispiel der USA gezeigt, dass dieser besonders unter Kindern und Jugendlichen Begeisterung auslöst. Und für diese Zielgruppe eignen sich die herkömmlichen Geräte der Fitnessstudios wenig, jedoch ist das Body Weight Training an Funktionalen An- bzw. Aufbauten absolut effektiv und macht auch noch jede Menge Spass.

Fazit

In den Anfängen des Booms der Fitnessstudios haben sich viele Inhaber noch selbst mit viel Herzblut als Heimwerker betätigt, um für ihr Training und Studio die optimalen Trainingsräume und -geräte zu bauen. Diese Tugend und Erfahrung können nun in Zeiten knapper Ressourcen und wirtschaftlicher Herausforderungen neue Perspektiven eröffnen. Body Weigt Training in Anlehnung an den Ninja-Warrior-Trend ist nicht nur für Jung und Alt attraktiv, sondern lässt sich sogar mit geringen finanziellen Investitionsvolumen realisieren. Und selbstverständlich bieten sich ebenfalls Möglichkeiten für Gerätehersteller und Studiobauer. Vom Bau ganzer Trainingshallen, die nur auf das Thema Ninja aufbauen, ist aus wirtschaftlicher Investorensicht eher abzuraten, da diese erstens in die Rubrik Spiellandschaften fallen und zweitens daher nur einen Nischencharakter bedienen, die lediglich begrenzte Möglichkeit zur Umsatzskalierung bieten. Fitnessanlagen sind hingegen auf eine grosse Mitgliederanzahl und hohe Kundenfrequenz an den einzelnen Geräten angewiesen, wodurch das Body Weight Training nur ein Teil des Angebotes, in einem gut durchdachten Mix, ausmachen sollte. Hingegen könnte ein auf Body Weigt Training spezialisiertes Mikrostudio, ebenso wie ein Functional-Training-Studio Sinn machen. Doch egal wo und wie, Body Weight, Ninja Warrior und Kinder-/Jugendtraining werden sich auch in der Schweiz und Deutschland in der Fitnessbranche ihre eigenen Plätze sichern.

Quellen

  • #1 Raise Up – The World Is Our Gym (2016): https://www.redbull.tv/video/AP-1RD79QPDW2111/raise-up.
  • #2 Pauling, Kai. (2020). Märkte der Zukunft – Kinder brauchen mehr als Bewegung In: FITNESS TRIBUNE, Nr. 187 S. 96–99.

Dr. Kai Pauling

ist Dozent und unabhängiger Experte für Sport Management und Business Administration, insbesondere eFitness/eSport, Gesundheitsmanagement (BGM) und betriebliche Gesundheitsförderung (BGF), Change-/Turnaroundmanagement und Unternehmensführung/Personalentwicklung.

Als privater Fitnessinvestor und persönlicher Business Angel unterstützt er Entrepreneurs bei der Realisierung ihrer Geschäftsidee. Gründer*innen im Personal Training, eFitness/eSports, mit Mikrostudio/Boutique-Konzepten, beim Franchiseaufbau sowie aus allen anderen Bereichen des Sport-, Fitness- und Gesundheitsmarktes können ihn gerne persönlich kontaktieren: 

kai.pauling@sporting-expert.com