Equipment oder ein gesunder Körper – wo ist Hightech gefragt?
7. Oktober 2021
Die Reise zum eigenen FT-CLUB!
7. Oktober 2021

Burndown – Lockdown – Shockdown – Startup – salut-E!

«Ron, darüber spricht man nicht und Mann schon gar nicht! Und wenn, dann sicher nicht auch noch in einem Magazin veröffentlichen, in welchem Du über Jahre inseriert hast.»

Auch ich wurde mit diesen Gedanken geplagt, doch genau aus dem Grund des «Tabu Thema», was es leider nach wie vor ist und im speziellen in der Fitnessbranche, möchte ich euch diese Zeilen schreiben. Ich möchte Mut machen und all jenen die in dieser speziellen Zeit oder auch unabhängig davon gleiches erleben durften. Durften? Ja, denn es war rückblickend die zweiterfolgreichste Zeit meines Lebens. Denn letztlich zeugt es von Stärke sich aus diesen Schlingen wieder zu befreien.

Wie alles begann

4:50 Uhr aufstehen, Kaffee trinken, «20 Minuten» in fünf Minuten lesen, Zähne putzen, anziehen ab ins Auto und nach Zürich zum ersten Kunden um 5:45 Uhr. Glücklicherweise ist die Fahrt nach Zürich um diese Zeit mit 20 Minuten ein absoluter Luxus! Um 7:30 Uhr zurück in der Academy, alles vorbereiten für die Studenten, 08:15 Uhr Studenten empfangen, 10:00 Uhr Pause. Zeit für einen Anruf. 10:30 Uhr weiter bis 12:30 Uhr, pünktlich Schluss machen da mein Mittagstermin schon dasteht. Nach dem Training mit dem Unterricht weiter bis 17:00 Uhr. Kurze Pause bis 17:30 Uhr um alles abzuräumen, da um 17:45 Uhr der nächste Kunde kommt. Nach dem Training wieder alles für den Unterricht vorbereiten bis 19:30 Uhr, dann nach Hause endlich etwas Essen. Nach dem Essen noch kurz einige Mails beantworten bis 21:00 Uhr und dann ab ins Bett… der nächste Tag fängt ja wieder gleich an. Der einzige Unterschied ist, dass ich mein eigenes Training auch noch irgendwie unterbringen muss und die Ausfälle der Mitarbeiter noch kompensieren sollte.

Was ich immer für unmöglich gehalten habe, ist schleichend eingetreten. Ja klar, schlechte Planung, Prioritäten eventuell falsch gesetzt, falsche Kooperationen, die falschen Partner und und und… die Liste der Möglichkeiten ist unendlich und aus der Weite oft nicht nachvollziehbar «wieso hast du denn nicht?». Doch wie bei vielem sonst ist es ein Hineinwachsen und der Blickwinkel wird reduziert und schöngeredet. «Noch die nächsten 3 Monate, dann wird es besser» oder dieser hier: «Wer erfolgreich sein will, der muss über sein Limit gehen» der wohl Beste ist aber: «Das ist eine Ausnahme, dass braucht es, um voranzukommen». Letzteres ist vielleicht tatsächlich richtig, doch es kann auch anders gehen. Und nein, über sein Limit zu gehen geht gar nicht, denn Limit ist Limit oder Du verheizt deinen Motor.

Schon ziemlich ausgebrannt im «Burndown-Modus» kam dann die vermeintliche Erlösung: «Shockdown – Lockdown!» Weit gefehlt für jeden der selbstständig ist weiss, dass dann der Stress erst richtig losging. Das Training lief aus rechtlichen Gründen «selbstverständlich» nicht weiter! Die Academy versuchte ich so gut wie möglich mit Webinaren am Laufen zu halten. Das Problem war, dass wir seit November 2019 intensiv an einer kompletten Umstrukturierung waren, welche wir auf Ende März 2020 veröffentlichen wollten. Die ganze Arbeit war also mehr oder weniger vergebens, denn die Werbemassnahmen waren datiert und somit nicht mehr zu gebrauchen.

Die Studenten sind «ZOOM-Müde»

Für mich war klar, dass diese Pandemie im Herbst nicht einfach wieder vorbei war. Ich bemühte mich also das komplette Fachwissen weiter in Webinare «abzufüllen». Anfangs mit viel Erfolg… dann wurden die Leute «Zoom-Müde»! Es ist nun mal nicht die Natur von uns über Webcams einem Unterricht beizuwohnen… zumindest nicht nur. In dieser Zeit hatte ich wohl mehr gearbeitet als vorher… ja, das war tatsächlich noch möglich! Und endlich war es da… das Ende des Lockdowns.

Huuurrraaa?! «Shit» dachte ich: «jetzt kommen auch die Termine noch wieder dazu»! Ich habe genau zwei Tage gearbeitet bzw. Termine gegeben und es folgten acht Wochen unfreiwilliges Netflix, Sky Show und Prime Programm… nichts ging mehr! Luft war draussen, Reifen war platt, Kopf war leer, Leben war futsch, Zukunft brachte nichts mehr, nur noch Exit konnte helfen! Wäre ich ein Smartphone, hätte man mich entsorgt… nicht mehr aufladbar.

«Wie bitte? Drehst Du jetzt komplett durch?»

Das war hart… inmitten zweier Geschäfte, welche erfolgreich liefen und wir jährlich den Umsatz steigerten und stetig wuchsen. Ich arbeitete darauf hin, dass wenn ich einmal ausfalle, jemand meine Aufgaben übernehmen kann. Im Training war das bereits möglich… nicht aber in der Academy.

Dieses Gefühl war unbeschreiblich und im Nachhinein etwas vom eindrücklichsten, was ich erleben durfte. Wer mich kennt der weiss, dass ich nach solchen Extremsituationen lechze, denn im Endeffekt bringen sie dich immer weiter. Vorausgesetzt Du findest den Weg hinaus. Doch da war ich gerade nicht… es war einfach nur dunkel, sehr sehr dunkel! «Reiss dich zusammen» – kein Erfolg, «komm schon, hoch jetzt» – absoluter Leerlauf, «Hey, geh doch trainieren» – echt jetzt? Es geht einfach nichts mehr. Viel habe ich darüber gelesen, Klienten sogar beraten und immer wieder gedacht: «Wow, kaum vorstellbar dass es von einem auf den anderen Moment kippen kann und du zu nichts mehr in der Lage bist». Nun sass ich also selbst darin fest und versuchte das Beste daraus zu machen.

Mittlerweile war es September 2020 und ich musste Entscheidungen treffen. Finanziell sah es nicht so toll aus! Das neue Studio mit integrierter Academy eröffnete ich erst Ende 2017. Die meisten Rücklagen gingen dorthin und in die Weiterentwicklung der Academy, da war also nicht mehr wirklich viel.

15 Jahre Aufbau auf Eis gelegt

Schliesslich fällte ich eine schwierige Entscheidung, welche meine Gegenwart und Zukunft komplett verändern sollte! Ich kündigte die Räumlichkeiten, fand einen Platz als Untermieter, legte die Academy vorübergehend auf Eis, reduzierte meine Trainings und drückte die Reset Taste. Alles in allem habe ich 15 Jahre Aufbau von heute auf morgen auf «Pause» gestellt. Heute weiss ich, dass dies die beste Entscheidung meines Lebens war.

Es gab schon einmal einen Punkt in meinem Leben bei dem ich von ganz unten starten musste. Diese Geschichte kennen nur ganz wenige und das ist auch richtig so, mir wurde nichts geschenkt! Doch es zeigt sich, dass der Spruch «Phoenix aus der Asche» durchaus seine Berechtigung hat. Wer ganz unten war, ein Kämpfer und Optimist ist, der kann aus einer solchen Krise die schönsten Blüten hervorbringen. Zumal er über die nötige Gesundheit verfügt, denn es kann auch in einem Krankheitsbild enden.

Damit möchte ich all jenen Hoffnung machen und Mut geben, die sich in einer ähnlichen Situation befinden oder waren. Der wichtigste Prozess ist, zuerst loszulassen, denn sonst kann nichts Neues entstehen.

War das schlau? Wenn ja, was bringt denn jetzt die Zukunft?

Etwas habe ich euch noch verheimlicht… doch wahrscheinlich wäre es langsam unglaubwürdig geworden das ich dies auch noch gemacht habe… In der Entwicklung des Gesundheitsmodells, welches hinter der 360° Pain Academy steht, steckt ein ausgeklügeltes, fundiertes und hochkomplexes Beurteilungssystem. Durch die Auswertungen wussten die Studenten genau, welche mentalen, metabolischen und strukturellen Massnahmen sie für ihre Kunden ergreifen mussten. Das Lesen der Auswertung war allerdings derart komplex, dass mir bereits im Juni/Juli 2019 klar wurde, dass dieser Prozess automatisiert werden muss. Mit dem Prototyp in Form eines interaktiven PDF-Formulars konnten wir zumindest die Logik dahinter testen, nicht aber die Praxistauglichkeit.

Damit wollten wir im März 2020 starten… mehr muss ich dazu wohl nicht sagen! Mit meiner Entscheidung alles abzureissen und neu aufzubauen war da also dieses Analysesystem! Was aber mache ich damit, dass es praxistauglich wird?

Wir begannen im September 2020 mit einem Team von 300% Arbeitskraft eine Applikation zu bauen. Richtig, inmitten meines Burndowns oder wie auch immer wir das nennen sollen. Viele mögen jetzt denken «Wenn das ging, warum konntest Du dann keine Termine mehr geben?» Interessanterweise… und das mögen viele bestätigen… mochte ich schlicht keine 1:1 Termine mehr. Doch nach vier Wochen freute ich mich bereits wieder etwas Neues in Angriff zu nehmen, einfach nicht an der Front.

Durch einen Freund in Deutschland, welcher eine 300 Mann starke IT Firma hat, erhielt ich einen Kontakt aus Vietnam, welcher mir das überhaupt ermöglichte. Was mit einem Versuch begann, wurde bald zu einer klaren und unglaublichen grossen Vision.

Die Applikation erlaubt es dem Nutzer, seine Schmerzen an einem Avatar auf dem Smartphone individuell anzugeben und seine weiteren Symptome zu nennen. Die integrierte KI ermittelt dann die richtigen Lebensmittel, die richtigen Übungen, welche auf den salut-E Trainingsprinzipien aufgebaut sind und natürlich die mentalen Massnahmen. Ebenfalls erkennt das System den Genesungsprozess und weiss wann es Zeit ist, die Brücke zur Prävention zu schlagen. Auch dort erkennt die KI den Zustand der metabolischen, emotionalen und strukturellen Faktoren. Seit dem März 2021 werden wir durch Mentoren & Coaches von Innosuisse begleitet und stehen vor weiteren, wichtigen Kooperation in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Seit dem April 2021 geht es mir besser als wohl je zuvor in meinem Leben und das beruflich wie auch privat.

Wo geht die Reise hin?

Mit dieser Applikation habe ich das geschafft, wovon ich seit über 20 Jahren träume. Ich will möglichst vielen Personen helfen gesund zu werden und möglichst vielen Trainern und Therapeuten helfen sich auf hohem Niveau weiterzubilden. Beides habe ich nun in der Grundstruktur erreicht.

Auch Du suchst durch die Krise eine neue Herausforderung?

Ich möchte alle Selbstständigen, welche sich selber in einer misslichen Lage befinden und nach einer neuen Herausforderung suchen, einladen sich zu melden. Die salut-E Applikation ist ein sehr grosses Projekt und dafür brauchen wir ein grosses Team. Wer will also zusammen mit mir die Branche in diesem Bereich verändern?

Meldet Euch möglichst rasch unter: salute@salut-e.app.

Ronald Jansen