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Branchenstudie – Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2021

Am 18. März präsentierte der Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (DSSV) die wissenschaftliche Branchenstudie der Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2021, welche wiederum gemeinsam mit der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte und der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) erstellt wurde.

Dass Fitnesstraining eine aktive Förderung der eigenen Gesundheit und des Wohlbefindens ermöglicht, ist hinreichend belegt. Viele Menschen möchten sich diese positiven Effekte zu Nutze machen und auch im Alter einen aktiven Lebensstil bewahren. Um dieses Ziel zu realisieren, präsentiert sich die Branche unlängst als professionelle Dienstleistungsbranche, die keinesfalls nur der Freizeitgestaltung dient, sondern vielmehr einen ganz wesentlichen Gesundheitsauftrag erfüllt und den Menschen zu einem aktiveren und gesünderen Leben verhilft. Die Branche hat sich in der Vergangenheit wirtschaftlich überdurchschnittlich erfolgreich entwickelt und in den letzten Jahren ein stetiges Wachstum generiert. Dennoch konnte sich die erfolgreiche Entwicklung der Branche im vergangenen Jahr nicht fortsetzen. Die Corona-Krise und die damit verbundenen behördlich angeordneten Schliessungen der Fitness- und Gesundheits-Anlagen wirken sich negativ auf zentrale Kennzahlen wie die Mitglieder- und Anlagenzahl sowie auf den Umsatz der Branche aus. Ungebrochen hingegen ist die Bindung und Solidarität der Mitglieder. Die trotz der Krise getätigten Investitionen, die stetige Qualifikation der Mitarbeiter und viele weitere ergriffene Massnahmen erlauben es anzunehmen, dass die Branche sich von den Auswirkungen der Krise erholt und künftig wieder ein Wachstum des Zukunftsmarktes Prävention, Fitness und Gesundheit verzeichnet werden kann.

Fitnesstraining weiterhin mitgliederstärkste Trainingsform

Zwar zeigen sich die Mitgliederzahlen in 2020 rückläufig und auch die Reaktionsquote sinkt von 14 Prozent in 2019 auf 12,4 Prozent in 2020. Jedoch ist nicht nur das Fitnesstraining von der Corona-Krise und den behördlich angeordneten Schliessungen betroffen, sondern alle anderen Trainingsarten ebenfalls. So bleibt Fitnesstraining auch in 2020 die mitgliederstärkste Trainingsform. Mit einer Mitgliederzahl von 7,17 Millionen bleibt unverändert Fussball als beliebte Sportart in Vereinen auf dem zweiten Platz, gefolgt von Turnen mit 5,5 Millionen Mitgliedern in 2020.

EMS-Studios weiterhin im Trend

EMS-Anlagen verzeichnen im Betrachtungszeitraum 2020 ein Wachstum von 80 Anlagen. Damit verschiebt sich das Verhältnis von EMS-Anlagen und sonstigen Mikrostudios, der Anteil der EMS-Anlagen im Mikrosegment nimmt zu. Zum Stichtag 31.12.2020 verzeichnet die Branche 1‘414 reine EMS-Studios (2019: 1‘334).

Beitragssteigerung im Mikrosegment

Der durchschnittliche Monatsbeitrag für die Gesamtbranche beträgt im Betrachtungszeitraum 42,09 EUR (brutto). Während die durchschnittlichen Preise einer Mitgliedschaft bei Einzel- und Kettenanlagen sinken, steigt der Durchschnittsbeitrag im Mikrosegment an. Insgesamt führt diese Entwicklung dazu, dass der Monatsbeitrag für die Gesamtbranche nahezu unverändert zum Vorjahr bleibt (-1 %). Der durchschnittliche Beitrag in Kettenanlagen beläuft sich in 2020 auf 31,33 EUR. Dies entspricht einem Rückgang von -1,7 Prozent, der sich vor dem Hintergrund einer weiteren Verbreitung des Discountbereichs erklären lässt. Der durchschnittliche Mitgliedsbeitrag bei Einzelbetrieben fällt im Jahr 2020 um -1,6 Prozent auf 51,71 EUR (brutto) pro Monat. Im Mikrosegment ist der durchschnittliche Bruttobeitrag im Vergleich zum Vorjahreswert um 3,56 EUR (+ 5,1 %) auf 73,27 EUR (brutto) angestiegen. Treiber dieser Steigerung sind die EMS-Studios, die sich auf einem höheren Preisniveau befinden und überproportional gewachsen sind.

Weiterentwicklung der Branche

Die Professionalisierung der Branche und die Weiterentwicklung der Leistungsangebote zeigt sich auch im Krisenjahr 2020. Insbesondere die Digitalisierung steht im Fokus, erfordern die Gegebenheiten im Betrachtungszeitraum doch neue, kreative Lösungen. Auch Hygienekonzepte spielen eine ganz zentrale Rolle – die Branche nimmt die Anforderungen ernst und investiert in diesen wichtigen Bereich, um ihren Mitgliedern und Mitarbeitern ein sicheres Training zu ermöglichen.

Gesundheit im Fokus

Auch bei der Positionierung zeigt sich die zentrale und stetig wachsende Bedeutung der Gesundheit. Die deutschen Fitnessanlagen setzen im Rahmen ihrer Positionierung weiter auf diesen Schwerpunkt: Mit einem leichten Zuwachs sehen sich 51,6 Prozent der Einzel- sowie 42,8 Prozent der Mikrostudiobetreiber (EMS: 51,3 %) im Bereich Gesundheit positioniert. Mit 37,8 Prozent setzen Kettenbetriebe auch 2020 schwerpunktmässig auf den Bereich Training, mit 31,3 Prozent nimmt Gesundheit aber auch hier einen wachsenden Stellenwert ein. Über alle Anlagen betrachtet positioniert sich mit 44,7 Prozent ein wesentlicher Teil der Anlagen im Bereich Gesundheit. Daneben liegt die Ausrichtung hauptsächlich auf dem Bereich Training (30,5 %). Lifestyle und Wellness verlieren marginal an Bedeutung.

Branchenumsatz sinkt als Folge der Corona-Krise

Die Branche erlitt im Betrachtungszeitraum 2020 einen Umsatzrückgang von -24,5 Prozent auf 4,16 Milliarden EUR. Der durchschnittliche Jahresumsatz einer Einzelanlage sinkt auf rund 453‘000 EUR netto (Vorjahr: 583‘000 EUR). Der mittlere Jahresumsatz einer Kettenanlage beläuft sich 2020 auf rund 758‘000 EUR netto (Vorjahr: 1‘038‘000 EUR). Bei Mikroanlagen beträgt der mittlere Jahresumsatz in 2020 rund 145‘000 EUR netto (Vorjahr: 189‘000 EUR). Im Gesamtmarkt sinkt der Umsatz pro Anlage von 570‘000 EUR auf 436‘000 EUR netto.

Anlagenzahl reduziert sich ebenfalls

Die Branche konnte 2019 mit 9‘669 Anlagen ein Wachstum von 3,5 Prozent zum Vorjahr aufweisen. In 2020 kann sich dieser Trend nicht fortsetzen. Die Anlagenzahl reduziert sich um insgesamt -1,4 Prozent, was einem Nettowert von 131 Anlagen entspricht. Damit zählt die Branche zum Stichtag 31.12.2020 insgesamt 9‘538 Anlagen. Die Zahl der Einzelanlagen sinkt um -1,2 Prozent. Kettenanlagen können ein leichtes Plus von 1,1 Prozent erzielen. Im Mikrosegment beläuft sich der Anlagenrückgang insgesamt auf -3,5 Prozent.

Auch die Mitgliederzahlen sinken

Noch im Vorjahr konnte der Gesamtmarkt eine Mitgliedersteigerung von 5,1 Prozent auf 11,66 Millionen Mitglieder im Jahr 2019 verzeichnen. Dass sich diese Entwicklung nicht, wie ursprünglich zu erwarten war, auch im Jahr 2020 fortgesetzt hat, ist insbesondere auf die Folgen der Corona-Krise und den damit verbundenen behördlich angeordneten Schliessungen zurückzuführen. Neben Kündigungen (natürliche Fluktuation sowie durch die Gegebenheiten 2020 bedingte Fluktuation) fallen hierbei insbesondere die ausbleibenden Neumitgliedschaften ins Gewicht. Über alle Bundesländer hinweg waren die Fitness- und Gesundheitsanlagen rund vier Monate geschlossen – der Zeitraum, in dem keine Neuverträge abgeschlossen werden konnten, beläuft sich also auf ein Drittel des Jahres 2020. So zählt die Branche zum Stichtag 31.12.2020 10,31 Millionen Mitglieder. Werden stillgelegte Mitgliedschaften, die zum Ende des Betrachtungszeitraums aufgrund der Schliessungen der Anlagen bestehen, herausgerechnet beläuft sich die Mitgliederzahl 2020 auf 9,79 Millionen.

Arbeitsplatzverluste in 2020

Im Jahr 2020 reduziert sich die Mitarbeiterzahl in der Fitness- und Gesundheitsbranche um 40‘500 auf 176‘900. Dies entspricht einem Rückgang von -18,4 Prozent. Von dieser Entwicklung hauptsächlich betroffen sind Honorarkräfte und geringfügig Beschäftigte.

Steigende Fluktuationsrate

Vor dem Hintergrund der Corona-Geschehnisse in 2020 steigt auch die Fluktuationsrate im Betrachtungszeitraum. Für die gesamte Branche beträgt die Fluktuationsrate 28,4 Prozent, was einem Plus von 5,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Bei Einzelanlagen beläuft sich der Wert auf 27,4 Prozent (+6,1 %), bei Ketten auf 30,7 Prozent (+5,7 Prozent) und bei Mikrostudios auf 28,6 Prozent (+4,7 %).

Unsicherheit prägt die Aussichten

Die Unsicherheit über die weiteren Entwicklungen (zum Erhebungszeitpunkt befand sich die Branche inmitten des zweiten Lockdowns) prägen auch das Stimmungsbild der Betreiber der Fitness- und Gesundheits-Anlagen in Deutschland: Rund jeder zweite Einzelstudiobetreiber (56 %), 35 Prozent der Ketten und 60 Prozent der Mikroanlagenbetreiber schätzen ihre wirtschaftliche Situation als «schlecht» bzw. «eher schlecht» ein. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass 44 Prozent der Einzelbetriebe, 65 Prozent der Kettenbetriebe und 40 Prozent der Mikroanlagen ihre gegenwärtige wirtschaftliche Situation als «zufriedenstellend» bis «gut» bewerten.

Investitionsbereitschaft dennoch gegeben

Dass sich die Höhe der getätigten Investitionen im Jahr 2020 aufgrund der Entwicklungen in Folge der Corona-Krise unter der Höhe der geplanten Investitionen bewegt, erscheint nachvollziehbar. Insgesamt zeigt sich aber, dass 62 Prozent der geplanten Investitionen für 2020 in 2020 auch tatsächlich getätigt worden sind, was in etwa einem Anteil von 19 Prozent des Gesamtumsatzes entspricht. Hauptsächlich haben die Betreiber, und das über alle Anlagen hinweg, in den Bereich Hygiene investiert (80,9 %). Auch die Mitarbeiter(weiter)bildung spielt in 2020, trotz der durch die Corona-Krise bedingte wirtschaftlich schwierige Situation, eine bedeutende Rolle. So haben 56,5 Prozent der Einzel- und 61 Prozent der Kettenbetriebe in die (Weiter-)Bildung ihrer Mitarbeiter investiert, bei den Mikroanlagen waren es 50,4 Prozent.

Diese Tatsachen zeigen, welchen Stellenwert Gesundheit und ein gutes Qualitätsmanagement in der Branche spielen: Die Anlagenbetreiber verfolgen ein äusserst starkes Interesse daran, ihren Mitgliedern wie Mitarbeitern ein sicheres Training zu ermöglichen und mit qualifizierten Mitarbeitern ihrem wichtigen Gesundheitsauftrag auf höchstem Niveau zu entsprechen. Daneben zeigen sich hohe Investitionen in den Bereich der Digitalisierung, bedingt durch die Notwendigkeit eines Leistungsangebotes während der Zeit der Schliessung der Anlagen. Damit zeigt die Branche ihre schnelle Reaktionsfähigkeit und Kreativität. Wesentliche Bausteine, um auch künftig als Wachstumsbranche weiter zu bestehen. Jede Krise birgt auch eine Chance, und die Fitness- und Gesundheitsbranche wird insgesamt gestärkt aus dieser Krise hervortreten.

www.dssv.de