Clever fit auf Expansionskurs in der Schweiz!
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Editorial Fitness Tribune – 183
4. Dezember 2019

Branchenfeind Nr. 1, aber König der Kunden: basefit.ch

Von Roger Gestach

Zwischen dieser und der letzten Ausgabe der FITNESS TRIBUNE nahm ich an einigen Events der Fitnessbranche teil. Ein Thema gab es unter den Branchenkollegen immer: basefit.ch. Meistens wurde schlecht über den grössten Discounter der Schweiz gesprochen. Doch warum? Wer ist der «Bösewicht» der Branche und bietet basefit.ch tatsächlich keine gute Qualität, wie die Konkurrenz es behauptet? 

Stefan Lüben, der Gründer von basefit.ch, verfügte bereits 2007 über 20 Jahre Erfahrung in der Fitnessbranche. Stets hatte er die Entwicklung der Branche in Deutschland verfolgt und mit seinen sieben Fitnessclubs «Impuls Fitness» eine professionelle Fitnesskette im Raum Hannover aufgebaut. Er war schon immer international interessiert und verfolgte so auch die Branchenbewegungen weltweit. Nachdem er seine Clubs in Deutschland 2006 erfolgreich verkaufte, setzte er sich als Ziel, eine neue Kette im Discountbereich in der Schweiz zu etablieren. Der deutsche Markt war zu dieser Zeit dem Schweizer Markt bezüglich Discountfitness um einige Jahre voraus. Es war deshalb für Stefan Lüben abzusehen, dass der Discount in der Fitnessbranche ebenfalls irgendwann in der Schweiz anzutreffen sein wird.

Stefan Lüben fragte Susanne Wendt an, die Geschäftsleitung des neuen Schweizer Discounters zu übernehmen. Es gab einiges an Pionierarbeit zu leisten und es war eine grosse Herausforderung, das Vertrauen der Kunden und auch der Vermieter, Banken etc. zu gewinnen. Dies ist ihnen aber dank professioneller Arbeit gelungen, so dass sie im September 2008 den ersten basefit.ch-Club in Volketswil eröffneten. Ihr Ziel war es, der erste Discounter in der Fitnessbranche zu sein und somit etwas komplett Neues zu bieten: Allen Sportbegeisterten sollte Fitness zugänglich gemacht werden, unabhängig vom persönlichen Budget.

Später stiess auch Thomas Küttner zum Team und die drei arbeiteten gemeinsam am Wachstum von basefit.ch. Dank der Beteiligung der Investmentfirma Verium konnte schneller expandiert werden. Letztes Jahr wurde basefit.ch an Fitness World, eine grosse Fitnesskette aus Dänemark verkauft. Deren CEO, Steen Albrechtslund lebt mittlerweile in der Schweiz, um die Expansion nochmals auf das nächste Level zu bringen. Inzwischen hat basefit.ch 40 Standorte.

Wieso redet die Branche so schlecht über den Discounter? Ist es die Angst demnächst ein basefit.ch in seiner Nähe zu haben? Ist dies bereits geschehen und hat man deswegen viele Kunden verloren? Ist es deshalb, weil der Vorstand des SFGV schon seit langem mit den Verantwortlichen von basefit.ch das «Heu nicht auf der gleichen Bühne» hat? Musste ein Einzelbetreiber seine Preise wegen basefit.ch senken oder sogar schliessen? Schwierig zu sagen.

Der Discount in der Fitnessbranche wurde nicht von basefit.ch erfunden, sondern von McFit in Deutschland. basefit.ch war einfach der erste, der mit Discount in der Schweiz als Kette wuchs. Ich bin überzeugt, wäre es nicht basefit.ch gewesen, dann wäre jetzt ein anderer Discounter im Land der Eidgenossen federführend, vielleicht sogar McFit. Der Trend Discount wäre nicht aufzuhalten gewesen. Oder vielleicht hätte die Migros schon viel früher mit ihrem Only Fitness-Konzept (heute vier Standorte) gestartet. Oder Activ Fitness, als grösste Fitnesskette der Schweiz mit 70 Standorten, hätte die Preise um 250 Franken gesenkt und wäre somit zum Discounter geworden.

Sicher ist, dass basefit.ch nicht immer so gut organisiert war wie heute. Das basefit.ch vor ein paar Jahren ist aber nicht mehr das basefit.ch von heute. Die Firma hat sich massiv weiterentwickelt. Ich habe mit sehr vielen Partnern der Firma gesprochen (Gerätelieferanten, Ausbildungspartner…) und die bestätigen mir unisono: Die Leute von basefit.ch sind top organisiert, verlässliche Partner, bezahlen die Rechnungen pünktlich, haben gute Mitarbeiter, gute Strukturen. Auch im Bereich Personal sind sie bestens organisiert. Sie haben eigene Verantwortliche für Ausbildungen und gehen bezüglich Ausbildungspläne vorbildlich vor. 

Ich trainiere, wenn ich unterwegs bin in vielen verschiedenen Fitnesscentern. Von mir zu Hause aus am nahesten sind ein ONE Training Center und ein basefit.ch. Bei beiden habe ich ein Abo und trainiere dort regelmässig. Ich bin nun also seit 1 ½ Jahren Kunde bei basefit.ch. Aus meinem Bekanntenkreis (Kollegen, Nachbarn, Freunde) sind viele Kunden des Discounters. Und ich kann deshalb eines mit Sicherheit sagen: Die Kunden sind sehr zufrieden mit dem Fitnesstraining und den Leistungen bei basefit.ch. Das schlechte Gerede findet nicht auf der Kundenseite statt!  

Selbstverständlich gibt es Unterschiede zu einem ONE Training Center. Nur die darf es auch geben, schliesslich zahlt ein Neukunde je nach Abo zwei bis dreimal weniger bei basefit.ch. Das Training bei einem Discounter ist definitiv nicht schlechter als bei einem Premiumanbieter. Es hat teilweise weniger Personal da und ich muss mir meine Unterstützung beim Training aktiv abholen. Wenn ich auf Wellness, und Kinderparadies verzichten kann und es mich nicht stört, dass das Publikum im Schnitt ein wenig jünger ist, so bietet basefit.ch ein gutes Trainingserlebnis zum kleinen Preis. Die Geräte sind top, immer gut gewartet, die Reinigung ist vorbildlich. Und sie haben gute Mitarbeiter vor Ort an der Kundenfront. In meiner Wahrnehmung mit inzwischen 26 Jahren Branchenerfahrung und in der Wahrnehmung meiner Bekannten macht basefit.ch einen sehr guten Job. Ich bin deshalb überzeugt, basefit.ch wird bezüglich der Qualität seiner Arbeit innerhalb der Branchenkollegen massiv unterschätzt. Die Unterstellung die gemacht werden sind nicht gerechtfertigt.

Interessant ist ja, dass viele schlecht über basefit.ch reden, aber dann gerne ihr Fitnesscenter an eben diesen «Feind» verkaufen möchten. basefit.ch erhält jeden Monat zahlreiche Kaufangebote.

Im Moment laufen zwei Klagen gegen basefit.ch. Zum einen hat der Schweizerische Fitness- und Gesundheitscenterverband (SFGV) beim Seco eine Klage gegen die Übernahme von Abo-Beiträgen der Konkurrenz eingereicht. Die zweite kam von privaten Fitnesscentern, die der Meinung sind, basefit.ch betreibe unlauteren Wettbewerb mittels Google-Werbung. Beide Verfahren sind momentan noch hängig.

Zur Klage des SFGV möchte ich Folgendes sagen: Ich habe absolutes Verständnis, dass sich Einzelstudios ärgern, wenn sie ein basefit.ch in ihrer Region bekommen und die Konkurrenz damit Werbung macht, dass die Restlaufzeit des Abos übernommen wird. Dies tut dem Einzelbetreiber vor Ort sehr weh. Nur diese Praktiken sind in vielen anderen Branchen normal. Warum sollte dies also nicht in der Fitnessbranche erlaubt sein? Als ich noch Geschäftsführer einer Fitnesskette war, haben wir Neukunden auch bis maximal sechs Monate Bonusmonate gegeben, wenn sie noch ein Konkurrenz-Abo hatten. Es bleibt spannend, wie hier das SECO entscheidet. Gemäss Recherchen der FITNESS TRIBUNE übernehmen auch Fitness-center, die Mitglieder des SFGV sind, Restlaufzeiten bei Abo-Übernahmen. Bevor der SFGV deshalb teure Anwälte eingeschaltet, sollte der Vorstand des Verbandes sich bei den Mitgliedern absichern, dass seine Mitglieder Abo-Übernahmen zukünftig unterlassen, ansonsten könnte die Aktion des Vorstandes des SFGV einen Eigengoal werden (siehe Seite 112).

Ob die Google-Klage gegen basefit.ch rechtens ist oder nicht, müssen Experten oder Richter beurteilen. Aber auch hier gilt: Andere Branchen nutzen durchaus die Möglichkeiten der Google-Werbung zu eigenen Zwecken. So hat jüngst im politischen Abstimmungskampf die CVP genau das gemacht und war deshalb in den Schlagzeilen.

Alle, die sich jetzt schon über den Discounter ärgern, werden zukünftig noch mehr Grund dazu habe. Denn basefit.ch wird den Markt in der Schweiz verändern. Nebst dem bekannten Jahres-Abo, welches in der Schweiz ein Jahr im Voraus bezahlt wird, bietet basefit.ch neu das flexible Monats-Abo «Base Free» an. Keine Anmeldegebühr, jederzeit an- und wieder abmeldbar, keine Bindung und maximale Flexibilität. Dieses neue Abo wird Druck auf die Konkurrenz erzeugen. Aus Sicht der Kunden natürlich eine tolle Sache.

Ferner wird basefit.ch zukünftig Live-Gruppenkurse, sprich mit Instruktoren, anbieten. In den ersten Centern wurden sie bereits eingeführt und die Standorte werden nun schrittweise dafür umgebaut und die bisher kleinen Cyber-Kursräume werden vergrössert. Und zu guter Letzt werden die Center optisch «getunt». Der Look eines basefit.ch war bisher eher spartanisch, dies soll sich nun ändern.

v. l. n. r.: Thomas Küttner, Michael Schrøder, Steen Albrechtslund, Susanne Wendt

Diese drei Veränderungen werden die Konkurrenzsituation weiter verschärfen und basefit.ch für die Kunden nochmals massiv attraktiver machen. Deshalb mein Titel dieser Reportage: Branchenfeind Nr. 1, aber König der Kunden!

Meine Empfehlung für die Konkurrenz: Sich abgrenzen! Sich anders positionieren! Das aus meiner Sicht schlimmste, was die Einzelstudio machen, wenn ein Discounter wie basefit.ch kommt, ist die Preise zu senken und Personal abzubauen. Dies ist der falsche Weg. Innovativ sein und neue Zielgruppen ansprechen (z. B. Gesundheitskunden), ins Personal und die Infrastruktur investieren, sich als Experte positionieren, sind Wege raus aus dem Preiskampf. Es gibt auch eine Reihe von Geräten, welche bisher beim Discounter nicht stehen, so zum Beispiel: Biocircuit von Technogym, milon, eGym, reACT, BodyStretcher, InBody, SensoPro… Und das Wichtigste ist, der Kunde muss Spass und Erfolg beim Training haben (siehe auch mein Kommentar zu den Bäckereien auf Seite 79).

Und wenn man sich anders positioniert als der Discounter, kann man sogar vom Discount profitieren. Denn ein Discounter generiert viele neue Kunden, die bisher nicht im Fitnesscenter trainiert haben. Es heisst nicht, dass diese Kunde nach einem Jahr wieder beim Discounter ihr Abo verlängern. Hier gibt es auch Chancen. In diesem Zusammenhang empfiehlt sich auch die Artikelserie von Andreas Bredenkamp unter dem Titel „Die Zukunft der Einzelstudios“ zu lesen (FITNESS TRIBUNE Nr. 172-180, als Sonderdruck und Online verfügbar).

Und für alle, die immer noch fluchen über basefit.ch habe ich folgenden Rat: Kauft ein Abo bei basefit.ch und trainiert mal ein paar Monate dort. Ihr werdet sehen, sie machen es gut.

Zum Schluss noch der untenstehende Spruch, der aus meiner Sicht sehr gut zu basefit.ch passt.

Jede erfolgreiche

Unternehmung durchläuft mehrere Stufen:

Zuerst wird über sie gelacht. Dann wird sie bekämpft.

Und schliesslich wird sie kopiert.